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Mifid II, Mifir und Co. „Selbstentscheider wollen nicht bevormundet werden“

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Der Wettbewerb unter Zertifikateanbietern ist hart. Zuweilen hört man von Lager-Protektionismus: Unter dem Deckmantel der „rechtssicheren Beratung“ wird von einzelnen Marktteilnehmern der Vertrieb institutsfremder Produkte  behindert. Warum können dadurch Beratern und ihren Kunden Nachteile entstehen?

Hüppe: Mifid II hat die Anforderungen an Provisionszahlungen weiter erhöht. Provisionen lassen sich ja im Grunde genommen nur dann vereinnahmen, wenn den Zahlungen qualitätsverbessernde Maßnahmen gegenüber Kunden zugeordnet werden können. Zu diesen Maßnahmen kann ein Produktuniversum gehören, das nicht nur mit hauseigenen Produkten bestückt ist, sondern eben auch hausfremde Produkte enthält. Der Wettbewerb untern den Anbietern ist eine Zielgröße der Regulierungsmaßnahmen. Hier stellen wir nicht selten fest: Genau das Gegenteil ist nun der Fall. Mal werden Definitionen formuliert, die auf das jeweilige Spitzeninstitut zugeschnitten sind oder Product-Governance-Anforderungen werden als Argument verwendet, um nur hauseigene Anlageprodukte anzubieten. In jedem Fall leiden die Anleger, da die ihnen zur Verfügung gestellte Auswahl wesentlich eingeschränkt wird.

Welche Chancen bietet Mifid II den Kunden der HSBC?

Hüppe: Trotz aller Defizite der Regulierung beinhaltet sie einige positive Ansätze. Sowohl der Produzent als auch der Vertrieb machen sich noch stärker als zuvor Gedanken über Produkte und Zielmärkte. Beide Seiten müssen dokumentieren, dass sie sich mit jedem Produkt und dem entsprechenden Zielmarkt genau auseinandersetzen. Sehr wichtig ist auch das Thema Kostentransparenz. Hier haben Zertifikate beispielsweise einen großen Vorteil gegenüber Fonds. Studien zeigen: Die Produktkosten von Zertifikaten liegen durchschnittlich bei rund 0,7 Prozent. Im Vergleich zu anderen Finanzprodukten, etwa Fonds, braucht sich die Zertifikatebranche also nicht zu verstecken, im Gegenteil. Die Möglichkeit der Vergleichbarkeit ist ein Kern der Regulierung und wird für den interessierten Anleger jetzt wesentlich einfacher.

Könnten Sie das am Beispiel illustrieren?

Hüppe: Wenn man einen Fonds kauft, beispielsweise mit einem Ausgabeaufschlag von 2 Prozent, kann man den Fonds ein Jahr oder auch nur einen Tag lang halten – der Ausgabeaufschlag von 2 Prozent ist in jedem Fall weg. Wenn man ein Zertifikat kauft, etwa mit einer Marge von 1 Prozent und einer Laufzeit von einem Jahr, und verkauft es vor der Fälligkeit, dann hat man nur einen Teil der Marge über diesen Zeitraum gezahlt, weil die Marge in der Regel über den Zeitraum abgebaut wird. Würde man das Zertifikat beispielsweise innerhalb einer Woche nach dem Kauf wieder verkaufen, so wäre vermutlich kaum mehr als der Spread zu zahlen.

Ihr Fazit im Produktwettbewerb?

Hüppe: Für Zertifikate gilt: Käufern entstehen Kosten in den meisten Fällen nur für die tatsächliche Haltedauer. Und die neue Regulierung zeigt diese Kosten ganz transparent auf. Anleger können auf einen Blick beispielsweise sehen, dass Produktkosten in Höhe von 25 Basispunkten pro Jahr beispielsweise für den hart umkämpften Markt der Discountzertifikate keine Seltenheit sind. Für den Wettbewerb der Finanzinstrumente untereinander zugunsten des Endkunden kann diese neue Transparenz nur von Vorteil sein.

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