Michele Faissola und weitere müssen gehen Deutsche Bank ordnet Wealth Management neu

Wird als Chef der Deutschen AWM abgelöst: Michele Faissola

Wird als Chef der Deutschen AWM abgelöst: Michele Faissola

Nur etwas mehr als eine Woche ist es her, dass der neue Deutsche-Bank-Chef John Cryan die Öffentlichkeit mit einer Milliardenabschreibung überraschte. Nun folgt der nächste Paukenschlag: Eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung beschloss, dass die größte Bank Deutschlands ihren Konzernaufbau und ihre Führungsstruktur verändert – und nicht zu knapp.

Privatkundengeschäft bekommt Wealth Management

So wird Michele Faissola, der bisher an der Spitze der Deutschen Asset & Wealth Management (Deutsche AWM) stand und dem erweiterten Vorstand angehörte, von seinem Posten zum Jahresende abgelöst. Er war zuletzt in der Aufklärung des Libor-Skandals unter Druck geraten. Zudem wird das Wealth Management, das Geschäft mit vermögenden Kunden, aus dem Geschäftsbereich Deutsche AWM rausgelöst und dem Vorstand Christian Sewing, der das Privat- und Geschäftskundenfeld verantwortet, unterstellt.

Die bisherige Deutsche AWM wird zur Vermögensverwaltungssparte Deutschen Asset Management und soll sich künftig ausschließlich dem Fondsgeschäft und der Betreuung von institutionellen Kunden widmen. Die Verantwortung im Vorstand für die Deutsche Asset Management übernimmt zum Jahresbeginn Quintin Price. Er war bislang Mitglied des globalen Managementkomitees des Vermögensverwalters Blackrock und hatte dort den Bereich „Alpha Strategie“ geleitet.

Das Wealth Management von Vorstand Sewing wird künftig im Tagesgeschäft von Fabrizio Campelli geführt. Er war bisher für die Abteilung Konzernentwicklung zuständig.

Das große Ganze

Leitgedanke des radikalen Umbaus sei, die Komplexität im Management der Bank zu verringern und damit den Kundenbedürfnissen sowie den Anforderungen der Aufsichtsbehörden besser gerecht zu werden.

Neben der Veränderungen des Geschäftsfelds Deutsche AWM wird der bisherige Unternehmensbereich Corporate Banking & Securities (CB&S) aufgeteilt. Ab Jahresbeginn geht in der neuen Unternehmenskunden- und Investmentbank (Corporate & Investment Banking) die Unternehmensfinanzierung (Corporate Finance) und die Transaktionsbank (Global Transaction Banking) auf. Den Bereich als Vorstand vertreten wird Jeff Urwin, der bislang gemeinsam mit Colin Fan an der Spitze von CB&S stand.

Die Handelsaktivitäten aus CB&S werden im neuen Unternehmensbereich Globale Märkte (Global Markets) zusammengefasst. Fan verlässt zum 19. Oktober 2015 die Bank. Sein Nachfolger wird Garth Ritchie. Als Vorstand soll er ab Januar 2016 die Sparte Globale Märkte verantworten. Ritchie leitete bislang die Geschäfte mit Aktien (Equities).

Stefan Krause, bislang für die Transaktionsbank und die Restrukturierungseinheit (NCOU) verantwortlich, wird als Folge dieses Umbaus sein Amt zum 31. Oktober 2015 niederlegen.

Zudem verlässt Vorstand Stephan Leithner Ende Oktober 2015 das Führungsgremium und wechselt zur schwedischen Private-Equity-Gesellschaft EQT. Leithners Ressortverantwortung umfasste das Europa-Geschäft sowie die Bereiche Personal, Regulierung und den Kampf gegen die Finanzkriminalität.

Ersetzt werden Krause und Leithner im Vorstand durch Slyvie Matherat und Karl von Rohr. Während Matherat die Bereiche Regulierung, Compliance und den Kampf gegen die Finanzkriminalität übernimmt, wird von Rohr für die Bereiche Personal, Recht und Corporate Governance zuständig sein.

Für die Infrastruktur-Themen im Vorstand ist Kim Hammonds vorgesehen. Derzeit noch Global Chief Information Officer und Co-Head Group Technology & Operations der Deutschen Bank muss sie aber noch Krediterfahrung erwerben, um in den Vorstand berufen zu werden. Zum Jahresbeginn 2016 wird Hammond daher zunächst als Generalbevollmächtigte beginnen. Sie soll aber spätestens in einem Jahr in den Vorstand nachrücken. Ihre Aufgabe wird die Erneuerung der veralteten Informationssysteme sein.

Henry Ritchotte, von Rohrs Vorgänger als Betriebsvorstand, wird zum Jahresende den Vorstand verlassen und für die Deutsche Bank eine neue Digitalbank aufbauen. Details dazu soll es zu einem späteren Zeitpunkt geben.

„Wir wollen eine besser kontrollierte, kosteneffizientere und stärker fokussierte Bank schaffen, die langfristig Wert für die Aktionäre erzeugt und erstklassige Lösungen für unsere Kunden liefert“, erklärte John Cryan, Co-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank. „Die neue Struktur und das neue Management-Team sind von entscheidender Bedeutung, um dies zu erreichen. Ich freue mich, sechs neue Mitglieder im Vorstand begrüßen zu können und damit das Team zu bilden, welches gemeinsam eine bessere Deutsche Bank schaffen wird.“

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