Michael Schramm im Interview „Wir setzen einen Kontrapunkt zur Standardisierung einiger Privatbanken“

Der geschäftsführende Gesellschafter des Bankhauses von der Heydt, Michael Schramm, äußert sich über die jüngsten Personalwechsel seines Hauses

Der geschäftsführende Gesellschafter des Bankhauses von der Heydt, Michael Schramm, äußert sich über die jüngsten Personalwechsel seines Hauses

private banking magazin: Der jüngsten Neueinstellungen von Michael Gollits und Jürgen Raeke soll eine Analyse der strategische Neuausrichtung der Unternehmensgruppe vorausgegangen sein. Worum geht es im Kern?

Michael Schramm: Unser Zielprofil liegt in unserem Slogan „Aus Tradition unternehmerisch“. Dies bedeutet, dass wir in der neu geschaffenen Unternehmensgruppe von der Heydt neben den klassischen Werten eines Privatbankiers unsere Leistungen sehr unternehmerisch ausrichten wollen.

Was soll künftig das Alleinstellungsmerkmal der Vermögensverwaltungs- und Family-Office-Töchter sein?

Schramm: Zusätzlich zur ausgezeichneten Vermögensverwaltung mit einem nachweislich sehr guten Chancen-/Risikoprofil bestach die bisherige Berlin & Co. durch eine sehr detaillierte Controlling-Leistung im Family Office mit eigener Software und steuerlicher wie juristischer Expertise im Hause. Wir ergänzen dies durch zusätzliche Leistungen wie Overlay-Management und arrangieren Immobilieninvestments, Firmenbeteiligungen, Fondslösungen und Infrastrukturinvestments für große Vermögen.

Ziehen sie dafür externe Dienstleister hinzu?

Schramm: Nein. Diese Zusatzleistungen erbringen Tochtergesellschaften aus der Unternehmensgruppe wie unsere Luxemburger Kapitalanlagegesellschaft, die von der Heydt Invest, die von der Heydt Industriekapital oder die von der Heydt Capital Finance. Diese Gesellschaften bieten Dienstleistungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmerfamilien zugeschnitten sind. Die Aufstellung unserer Unternehmensgruppe verstehen wir als konsequente Antwort auf die immer stärker zunehmende Standardisierung im Bankensektor.

Vor der Übernahme von Berlin & Co. verließen namhafte Portfoliomanager die Vermögensverwaltung. Welche Änderungen gab es seitdem?

Schramm: An der Anlagephilosophie werden wir gar nichts ändern. Dafür steht der frühere Gründungs¬gesellschafter, Ernst-Ludwig Drayß, der diese Vermögensverwaltung aufgebaut und über¬wacht hat und nun als Vorstand auch wieder unmittelbar das Tagesgeschäft begleitet. Das Bankhaus von der Heydt hat ihre Vermögensverwaltung in die von der Heydt & Co. AG überführt und somit auch mit ausgewiesenen Experten die freien Positionen in Frankfurt besetzt. Michael Gollits ist als bisheriger Leiter der Vermögensverwaltung des Bankhauses von der Heydt auch nunmehr logischerweise Vorstand in der von der Heydt & Co. AG geworden. Weitere personelle Änderungen sind nicht geplant.

Gibt es Wachstumspläne – bei Personal, den Niederlassungen, den Assets under Management – bei einer der Töchter?

Schramm: Die Unternehmensgruppe hatte sich ein mittelfristiges Ziel für ihre Dienstleistungen und die dazugehörige Personalausstattung gesetzt. Hier sind wir zum Jahresende bereits angelangt. Nunmehr geht es darum sicherzustellen, dass wir als Mittelständler die Synergien der Experten und unserer Standorte heben. Später werden uns vereinzelt noch Senior-Banker in der Mannschaftsaufstellung ergänzen. Aber das grundsätzliche Kernteam steht am Jahresende. Seit der Mehrheitsübernahme konnten wir das betreute Vermögen unserer Kunden deutlich steigern, was uns ein Signal ist, auf dem richtigen Weg zu sein.

Welche Umstrukturierungen bei der Vermögensverwaltung von der Heydt & Co. AG dürfen die Kunden in Zukunft noch erwarten?

Schramm: In der Bank haben wir bisher ein markttechnisches Frühwarnsystem für die Aktienanalyse eingesetzt, um Trendwenden oder starke Marktkorrekturen frühzeitig zu erkennen. Dies wird in das bisherige Portfoliomanagement von Ernst-Ludwig Drayß integriert. Es dient dazu, noch weniger Schwankungen in den Investmentzyklen zu erleben. Ansonsten bleibt es bei der Drayß’schen Erfolgsformel: „Das Einfache ist das Geniale“.

Denkt das Bankhaus von der Heydt über weitere Zukäufe von Vermögensverwaltungen oder Family Offices nach?

Schramm: Zukäufe kosten Kraft und benötigen Integrationsphasen. Mit der Einbindung von Berlin & Co. in die von der Heydt Unternehmensgruppe haben wir in einem Jahr unser Zielprofil schaffen können, sodass dies ein ideales Investment für das Bankhaus von der Heydt war. Künftig werden wir organisch wachsen.

Was war der Grund für das Ausscheiden von Tiziana Laura Pizzata?

Schramm: Frau Pizzata verantwortete bei Berlin & Co. für die Back-Office-Prozesse. Diese Bereiche werden nun in der Bank, wo es bereits Kompetenz gibt, integriert. Somit ist das Ausscheiden von ihr ein sehr harmonischer Prozess. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung bei der Integration, die wir noch bis Ende November von Frau Pizzata bekommen.

Die UBS und CS haben beim Thema „Digitalisierung des Wealth Management“ mit Ihren Programmen UBS Advice/e-Private-Banking und dem „Facebook für Vermögende“ vorgelegt. Gibt es beim Bankhaus von der Heydt Pläne, wie man künftig das Wealth Management vermehrt digitalisieren kann?

Schramm: Der regulatorische Druck und das Ziel, von einzelnen Mitarbeitern in der Betreuung von Kunden unabhängig zu sein, lässt große Wettbewerber immer stärker ihr Geschäft standardisieren. Wir setzen hier einen Kontrapunkt. Privatkundengeschäft hat etwas mit sehr individueller und sehr persönlicher Betreuung zu tun. Hier wird sich unser Profil sichtbar von den meisten anderen Anbietern unterscheiden. Dies können wir mit zurzeit 100 Familienkunden und etwas über 2 Milliarden Euro Kundengelder auch glaubwürdig zeigen.

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