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Michael Hasenstab zur Lage an den Märkten Was Anleger für die kommenden Jahre wissen sollten

Michael Hasenstab, Kapitalmarktstratege der Templeton-Global-Macro-Gruppe: „Die Inflation hat sich nicht zur ewigen Ruhe gelegt.“

Michael Hasenstab, Kapitalmarktstratege der Templeton-Global-Macro-Gruppe: „Die Inflation hat sich nicht zur ewigen Ruhe gelegt.“ Foto: Franklin Templeton

Als Global Macro-Stratege hat Michael Hasenstab eine Reihe gewichtiger Themen im Blick. Was dem Marktkenner aktuell besonders auffällt, ist eine gewisse Sorglosigkeit der Anleger. Nach zehn Jahren Bullenmarkt von Anleihen und Aktien wolle die US-Notenbank die Zinsen senken, obwohl es in den USA noch keine nennenswerte Eintrübung am Markt gegeben hat. „Eine sehr ungewöhnliche Notenbankpolitik, und nicht ungefährlich für die Märkte“, bilanziert Hasenstab. Anleger sollten davon ausgehen, dass die nächsten zehn Jahre nicht wie die vergangenen zehn Jahre aussehen werden.

Herausforderungen sieht Hasenstab unter anderem im Hinblick auf die Inflation. „Wir sollten nicht davon ausgehen, dass sich die Inflation zur ewigen Ruhe gelegt hat“, gibt der Kapitalmarktstratege zu bedenken. „Politiker und Investoren scheinen aber genau das anzunehmen.“ Die Arbeitsmärkte würden immer enger, insbesondere in den USA, verstärkt durch hohe Beschäftigungsniveaus und restriktivere Immigrationsgesetze. Höhere Lohnforderungen und begleitende Streiks seien zu erwarten. Auch der Handelskonflikt mit seinen Zöllen führe zu steigenden Preisen. 

Zum anderen hätten die Notenbanken ihre Munition verschossen. „Angesichts einer bereits außerordentlich hohen Verschuldung von Staaten, Unternehmen und Verbrauchern dürfte es schwerfallen, im Fall einer konjunkturellen Eintrübung gegenzusteuern.“

Ganz wichtig ist Hasenstab ein weiterer Punkt: Die Rückkehr des Populismus – im globalen Rahmen. Die Abkehr von bisherigen Entwicklungspfaden einzelner Länder und Regionen stehe damit zur Debatte. „Epizentren für Umbrüche sind Europa und die USA.“ Fast ein Menschenalter lang habe man derart zerrissene Gesellschaften nicht mehr gesehen.

Diese neuen Dynamiken in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht sollten Anleger nicht aus den Augen lassen.

Zu hohes Risiko-Exposure vieler Marktteilnehmer

Auf die Frage, ob es für Anleger ratsam wäre, ihren Portfolios eine defensivere Ausrichtung zu geben, schildert Hasenstab seinen Eindruck: „Investoren sind meiner Meinung nach nicht defensiv genug ausgerichtet. Viele sind aggressiv long am Markt unterwegs. Sie setzten sich großen Zinsrisiken und Kreditrisiken aus.“ Anleger könnten das vierte Quartal 2018 als Stresstest für ihr Portfolio sehen. Wenn es sich trotz der harschen Kursverluste gut hielt, dürften Anleger auch für kommende Eventualitäten gerüstet sein. Andernfalls würden Anleger gut damit fahren, ihr Risiko-Exposure zurückzufahren.

Als wichtigste Erfahrung im bisherigen Jahresverlauf nennt Hasenstab das Drehen des politischen Winds. Bei Reisen nach Südostasien, Lateinamerika, Europa oder in die USA zeige sich stets das gleiche Bild: „Die Menschen werden immer frustrierter, weil sozialer Aufstieg immer schwieriger wird. Die daraus resultierende politische Willensbildung neigt zu extremen Lösungsvorschlägen – sei es rechts der Mitte oder links der Mitte.“ Es gebe immer weniger Raum für Kompromisse im einst breiten und über die Jahre zusammengeschmolzenen Zentrum der Gesellschaft, was die politische Entscheidungsfindung drastisch erschwere und die Politik verwundbar mache. Für Anleger würde aufgrund dieser Lage die allgemeine Sichtbarkeit der Entwicklung von Asset-Preisen weiter beeinträchtigt.

Das komplette Video können Sie  hier anschauen: Sind die Anleger heute zu sorglos?

Wichtige Hinweise:

Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des potenziellen Verlusts des Anlagekapitals. Der Wert von Anlagen kann fallen oder steigen, und Anleger erhalten möglicherweise nicht den vollen Anlagebetrag zurück. Anleihenkurse entwickeln sich im Allgemeinen entgegen der Zinsen. Wenn sich also die Anleihenkurse in einem Investmentportfolio an steigende Zinsen anpassen, kann der Wert des Portfolios sinken. Veränderungen der Finanzkraft eines Anleihenemittenten oder der Bonitätsbewertung einer Anleihe können sich auf deren Wert auswirken. Die Anlage in höher und variabel verzinslichen Anleihen und Schuldtiteln mit niedrigerem Rating birgt ein größeres Ausfallrisiko. Dies könnte zum Verlust des angelegten Kapitals führen – ein Risiko, das bei nachlassender Konjunktur steigen kann.

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