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Michael Hasenstab warnt vor Zinsschock Werte erkennen und Kursverzerrungen vermeiden in einer Ära nach QE

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Nicht alle Schwellenmärkte sind gleich

Die Folgen der strafferen Geldpolitik der Fed für Schwellenmärkte dürften 2018 von Land zu Land unterschiedlich ausfallen. In bestimmten Ländern gibt es noch vielversprechende Bewertungen, aber nicht alle Schwellenmärkte werden unserer Meinung nach steigende Zinsen gut verkraften.

Es ist ausschlaggebend, Länder mit nicht systemischem Value zu erkennen, die weniger mit breit angelegten Beta-Risiken (Marktrisiken) korrelieren. Länder, die stärker binnenwirtschaftlich orientiert sind und weniger vom Welthandel abhängen, weisen häufig diese nicht systemischen Eigenschaften auf und sind damit robuster gegenüber globalen Schocks. Einige wenige haben bereits diese Robustheit in den vergangenen Jahren bewiesen, insbesondere Indonesien. Bei anderen stehen die wirtschaftlichen Risiken im Zusammenhang mit den laufenden Reformen im Land und weniger mit den Ereignissen außerhalb, wie etwa Brasilien oder Argentinien.

Steigende Zinsabstände sind ebenfalls wichtig in einem Umfeld steigender Zinsen. Brasilien und Mexiko haben eine kurzfristige Rendite von rund 7 Prozent, Indien und Indonesien weisen rund 6 Prozent auf. In Argentinien liegt die kurzfristige Rendite bei 25 Prozent (Stand November 2017).

Wenn die US-Zinsen um 100 oder 200 Basispunkte steigen, verfügen diese Länder über ein dickeres Polster, um den Druck auf die Zinssätze abzufedern. Hingegen dürften Schwellenmärkte mit einer unausgewogenen Gesamtwirtschaft oder einem Niedrigzinsumfeld durch steigende Zinsen stärker betroffen sein. Länder wie die Türkei oder Venezuela bleiben aus unserer Sicht fundamental durch einen Zinsschock gefährdet. Eine weitere Gruppe potenziell gefährdeter Länder sind solche mit niedrigeren Zinsen wie Südkorea oder Singapur. Sie könnten trotz solider gesamtwirtschaftlicher Fundamente ebenfalls anfällig für Währungsabwertungen sein, wenn sich die Zinsabstände mit den USA umkehren.

Daher wird der Schlüssel für Anlagen in Schwellenmärkten 2018 darin liegen, die breit angelegten Beta-Risiken zu vermeiden und nicht systemische Alpha-Quellen (Performance über der Marktrendite) zu finden, die steigende Zinsen aushalten können.

Grafik 1: Zwei- und Zehnjährige Renditen von Staatsanleihen (Stand 1. November 2017): Höhere Renditen in einzelnen Schwellenländern möglich

Quelle: Bloomberg

In den bedeutenderen Industrieländern beobachten wir weiterhin unattraktive Anleihemärkte; insbesondere der Euroraum und Japan weisen negative Renditen auf. Bei in den USA steigenden Zinsen gehen wir davon aus, dass eine Spreizung der Zinsaufschläge im Euroraum und Japan den Euro und Yen gegenüber dem US-Dollar schwächen.