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Michael Hasenstab warnt vor Zinsschock Werte erkennen und Kursverzerrungen vermeiden in einer Ära nach QE

Seit fast zehn Jahren werden die Finanzmärkte von einer Welle billigen Geldes getragen. Dies hat zu Verzerrungen bei den Kursen für Anleihen und Aktien geführt. Die Quantitative-Easing(QE)-Ära hat einen scheinbar entspannten Markt geschaffen, der dauerhaft niedrige Renditen als eine permanente Situation ansieht. Diese Bedingungen sind jedoch weder normal noch dauerhaft. Wir gehen davon aus, dass die Abkehr der Federal Reserve (Fed) von QE die Finanzmärkte ab 2018 für einige Zeit erheblich beeinflussen wird.

Steigende Renditen von US-Staatsanleihen bergen mehrere Risiken

Zukünftig dürften mehrere Faktoren die Renditen von US-Treasuries (UST) in die Höhe treiben: Zum einen die Abkehr von QE, da die Fed ihre Bilanz schrumpft. Zum anderen aber auch die ungewöhnliche Stärke des US-Arbeitsmarkts mit steigenden Löhnen und Inflationsdruck, anhaltende Robustheit der US-Wirtschaft und zunehmende Deregulierung durch die Trump-Regierung und die Fed unter ihrem neuen Chef Jerome Powell.

Es ist geplant, dass die Fed in den nächsten drei Jahren ihre Bilanz um 1,5 Billionen US-Dollar (1,3 Billionen Euro) schrumpfen wird. Gleichzeitig haben bedeutende ausländische UST-Käufer aus früheren Jahren in den letzten Jahren aufgehört US-Staatsanleihen zu kaufen. China hat seine Auslandsreserven um rund 1 Billion US-Dollar (0,8 Billion Euro) abgebaut, während ölexportierende Länder wie Saudi-Arabien zu Nettoschuldnern statt Gläubigern geworden sind und keine US-Treasuries mehr in großem Umfang kaufen.

Nun steigt auch die Fed aus diesem Markt aus und das Angebot an UST-Käufern wird noch kleiner. Übrig bleiben hauptsächlich preisempfindliche inländische US-Anleger, um das Vakuum zu füllen. Wir gehen davon aus, dass diese Dynamik den Druck auf die UST-Renditen steigern wird.

Unvorbereiteten Anlegern droht erhebliches Risiko

Anleger, die nicht auf den Schwenk von der Erholungsphase lockerer Geldpolitik in eine auf Expansion setzende Nach-QE-Ära vorbereitet sind, können einem erheblichen Risiko ausgesetzt sein. Die Märkte könnten in den nächsten Quartalen eine deutliche Korrektur der UST-Renditen erleben – in einem ähnlichen Volumen und Tempo wie die Anpassungen, die während des vierten Quartals 2016 stattfanden.

Es ist aber nicht nur wichtig, sich gegen aktuelle Risiken bei US-Staatsanleihen zu wappnen. Investoren sollten ihre Portfolios auch so strukturieren, dass sie von steigenden Zinsen profitieren.

Die Herausforderung für Anleger im Jahr 2018? Ein traditionelles Streuungsverhältnis zwischen Anleihen und Risikoanlagen könnte sich in diesem neuen Zyklus fallender UST nicht bewähren. Es ist gut möglich, dass Risikoanlagen ebenfalls fallen, wenn die „risikofreie“ Rendite (Rendite der UST) anzieht. Die Märkte sind an ungewöhnlich niedrige Abzinsungssätze gewöhnt – eine Stufe höher würde wesentliche Folgen für die Berechnung dieser Bewertungen haben.

Darüber hinaus beobachten wir seit einiger Zeit, dass sich eine nachsichtige Stimmung gegenüber Risiko-Anlageklassen breitmacht, da UST-Renditen und Renditen von Risikoanlagen häufig bei einer günstigen Wertentwicklung positiv korrelierten. Die unter dem Schutz einer ungewöhnlich lockeren Geldpolitik erreichten positiven Ergebnisse können jedoch die zugrunde liegenden Risiken dieser Anlagekategorien übertünchen. Bei Aufhebung der lockeren Geldpolitik könnten sich diese positiven Korrelationen fortsetzen, aber mit gegenteiligen Folgen – gleichzeitiger Abschwung bei Anleihen, Aktien und globalen Risikoanlagen, wenn wir eine bisher nicht erlebte Ära der Verzerrungen an den Finanzmärkten verlassen. Diese Korrelationen und Risiken wollen wir 2018 vermeiden.