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Michael Hasenstab Starke Wirtschaft und Niedrigzinsen sind ein gefährlicher Cocktail

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Darüber hinaus wurde die Inflation in den Vereinigten Staaten in den letzten Monaten unserer Ansicht nach nicht angemessen in die globalen Anleiherenditen eingepreist. Das stimmt uns skeptisch. Die Steigerung des Kern-Verbraucherpreisindex in den USA lag in diesem Jahr bislang im Bereich von 2,2 Prozent. Wenn sich die Gesamtinflation dieser Kernrate annähert, weil der Basiseffekt durch die gesunkenen Ölpreise ausläuft, gibt es in unseren Augen ein erhebliches Risiko dafür, dass die Märkte das lange Ende der Zinskurve fallen lassen.

„Japan und die Eurozone brauchen schwache Währungen“

Fundamental gesehen können die Renditen für zehnjährige US-Schatzanleihen unserer Ansicht nach leicht 3,0 Prozent bis 3,5 Prozent erreichen – sofern die Inflation über 2,0 Prozent und das reale BIP-Wachstum im Bereich zwischen 2,0 Prozent und 2,5 Prozent liegt. Sobald die Inflation angemessen berücksichtigt wird, dürfte dies die Renditen für globale Anleihen und US-Schatzanleihen nach oben treiben. Unserer Ansicht nach unterschätzen die Märkte die eigentliche Höhe der Inflation.

Die jüngste Stärke von Euro und Yen dürfte vorübergehend sein. Wir rechnen weiterhin damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BoJ) ihre Geldpolitik lockern, während die Fed zu einer strafferen Geldpolitik neigt. Sehr viel mehr noch als die USA brauchen sowohl die Eurozone als auch Japan schwache Währungen, um ihre Exportsektoren und ihr Wirtschaftswachstum zu unterstützen.

Zudem brauchen beide Regionen Inflation, insbesondere Japan. Maßnahmen zur quantitativen Lockerung von EZB und BoJ haben diese Bemühungen unterstützt; angesichts der anhaltend zurückhaltenden US-Geldpolitik gab es bei den beiden Währungen zuletzt jedoch eine Aufwertung gegenüber dem US-Dollar. Im Dezember 2015 gab die Fed an, für 2016 mit vier Zinserhöhungen zu rechnen; im März senkte sie diese Prognose dann auf zwei.

Die Folge dieser Zurückhaltung der Fed war eine implizite geldpolitische Lockerung, denn der Markt hörte weitgehend damit auf, Zinserhöhungen in diesem Jahr einzupreisen. Solange der Lockerung durch die beiden Zentralbanken eine noch stärkere Lockerung durch die Fed gegenübersteht, werden alle Maßnahmen weitgehend wirkungslos bleiben – hilfreich sind sie nur, wenn die Geldpolitik der Fed gleichzeitig straffer wird. Insgesamt sehen wir die Aufwertung von Euro und Yen als vorübergehend an und erwarten eine Umkehr, wenn die Fed letztlich doch die Zinsen erhöht.

Viele Schwellenländer unterbewertet

In den letzten Monaten war an den Schwellenmärkten nach starken Schwankungen zu Beginn des Jahres eine gewisse Stabilisierung zu beobachten. Allerdings sehen wir noch weiteren Spielraum für Verbesserungen. Trotz des jüngsten Anstiegs der Bewertungen sind wir weiterhin überzeugt, dass es zahlreiche Schwellenländer gibt, die hervorragende Wertpotenziale und bessere Fundamentaldaten bieten, als es die Märkte zuletzt vermuten ließen.

Wir konzentrieren uns weiterhin auf bestimmte Länder, deren Kurse auf Krisenniveau gefallen sind, obwohl sie solide Fundamentaldaten aufweisen. Hierzu gehören Mexiko, Malaysia, Indonesien und die Philippinen. Ferner sehen wir Wertpotenziale an Märkten, die sich aufgrund spezifischer Faktoren kurzfristig in einer Krise befinden, bei denen aber mittelfristig eine Verbesserung erkennbar ist, wie beispielsweise Brasilien.