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Michael Hasenstab „China wird nicht kollabieren“

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Gegenläufige Entwicklungen in Chinas Wirtschaft

China ist wegen seiner Komplexität ein faszinierendes Phänomen. Einige Wirtschaftsbereiche sind in der Rezession, andere kämpfen mit Überkapazitäten. Die Folgen wären normalerweise ein Anstieg der Arbeitslosigkeit, ein zyklischer Abschwung und ein Wachstumskollaps. Das passiert aber nicht. Stattdessen wächst die Wirtschaft stabil um 6,5 bis 7 Prozent, und der Arbeitsmarkt verengt sich. Grund ist der demografische Wandel. Um das Jahr 2000 ging die Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter zum ersten Mal zurück und es kam zu Arbeitskräftemangel.

Die Löhne, die seit Jahrzehnten nicht mehr gestiegen waren, nahmen 2003 und 2004 signifikant zu. Das wiederum ließ den Anteil des Konsums am Bruttoinlandsprodukt steigen. Während also ein Teil der Wirtschaft sich möglicherweise in der Rezession befindet, verfügt China über eine Arbeitsmarktdemografie, die Konsumtreiber ist und die andere Hälfte der Wirtschaft unterstützt. Zudem verfügt die chinesische Notenbank über die finanziellen Mittel und die monetären Hebel, um in diesem und im nächsten Jahr das Wachstumsziel zu erreichen. Die entscheidende Frage ist jedoch die des Zeitpunkts. Es wird sich noch zeigen, ob die chinesische Notenbank die Wirtschaftsbereiche, die sich in der Rezession befinden, so lange auffangen kann, bis sie sich erholen.

Mexiko hängt nicht am Öl, sondern an den USA

Handelsbilanz bei Öl variiert zwischen Schwellenmarktländern signifikant


Insgesamt haben wir ein vernünftiges globales Wachstum. Die USA wachsen über dem Trend, Europa dürfte positiv überraschen und China wird nicht kollabieren. Das ist wichtig für Schwellenmärkte, gerade exportorientierte Länder wie Südkorea oder Mexiko. Denn sie sind vom globalen Wachstum abhängig. Wir halten es für falsch, Schwellenländer aufgrund des Ölpreisverfalls zu shorten. Bei weitem nicht alle sind auf einen hohen Ölpreis angewiesen. China, Südkorea und Indien etwa sind riesige Ölimporteure. Und selbst in Mexiko sind weniger als 10 Prozent der Exporte dem Energiesektor zuzurechnen. Das Land ist viel stärker vom Konsum- und Wachstumszyklus der USA abhängig und hat eine der billigsten Währungen – es ist ein Markt, den wir mögen.

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