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Michael Hasenstab blickt auf 2020 Ausgewählte Schwellenländer bieten weiterhin Chancen

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Finanzmarktrisiken verdienen Aufmerksamkeit

Angesichts der andauernden Spannungen zwischen den Weltmächten scheint die Wahrscheinlichkeit eines geopolitischen Ereignisses so hoch wie seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr. Außerdem behindern Populismus und politische Polarisierung strategische Entscheidungen, was ein erhöhtes Risiko für einen großen politischen Fehler zur Folge hat. Die massive Defizitfinanzierung in den Industrieländern höhlt zudem viele der Ressourcen aus, mit denen auf einen zukünftigen finanziellen oder wirtschaftlichen Schock reagiert werden könnte. Auch der starke Rückgriff auf geldpolitische Instrumente als Mittel gegen jeden kleinen Rückschlag, den die Wirtschaft erleidet, mindert die Wirksamkeit dieser Instrumente im Fall einer echten Krise.

Kurz gesagt: Es besteht die Gefahr, dass sich die Industrieländer haushalts- und geldpolitisch verausgaben, sodass Risikoanlagen extrem anfällig gegenüber einem unerwarteten Ereignis auf den Finanzmärkten werden. Angesichts dieser Risiken sollten als sicher geltende Assets einen Platz im Portfolio finden, insbesondere in japanischem Yen, norwegischer Krone und schwedischer Krone.

Längerfristige US-Staatsanleihen weiter überbewertet

Die niedrigen Renditen von US-Staatsanleihen erscheinen uns angesichts steigender Defizitfinanzierung und höherer Schulden extrem anfällig gegenüber einem möglichen Zinsschock. Mit Blick auf die außergewöhnlich angespannte Lage auf dem US-Arbeitsmarkt (zurückzuführen auf die restriktive Einwanderungspolitik und Unterbrechungen in den Lieferketten) wird unseres Erachtens zudem das Inflationsrisiko von den Märkten in hohem Maße unterbewertet. Zusätzlich ist die Fähigkeit der Fed in Gefahr, die sehr aggressiven Erwartungen der Märkte in Bezug auf Lockerungen der Geldpolitik zu erfüllen.

Diese Erwartungen sind aber in die Zinsstrukturkurve der Staatsanleihen bereits eingepreist. Ein Inflationsanstieg könnte die Märkte mit der schwierigen Aufgabe konfrontieren, sich mit einer geringeren Lockerung als erwartet zufriedengeben zu müssen. Die kurzfristigen Zinsen kann die Fed zwar sehr wirksam steuern, aber den wirtschaftlichen und technischen Druck am längeren Ende der Kurve hat sie nicht immer unter Kontrolle. Wir erwarten, dass die Zinsstrukturkurve von US-Staatsanleihen in den kommenden Quartalen steiler wird, wenn die längerfristigen Renditen steigen. Unserer Ansicht nach sollten die Anleger eine Diversifizierung gegenüber den Zinsrisiken der verschiedenen Anlageklassen erwägen.

Bestimmte Schwellenmärkte weiterhin mit Wertpotenzial

Obwohl wir beim allgemeinen Ausblick für die Schwellenmärkte im Ganzen vorsichtiger geworden sind, erkennen wir in einigen Ländern weiterhin Spielraum für höhere Bewertungen. Wir bevorzugen daher die risikobereinigten Renditen in bestimmten Bereichen der Märkte für auf Lokalwährungen lautende Staatsanleihen gegenüber den Kreditmärkten mit ausgereizten Bewertungen. Diese Chancen sind je nach Land und Risikoengagement extrem unterschiedlich, sodass eine sorgfältige Auswahl entscheidend bleibt. Insgesamt sehen wir weiterhin eine Reihe lokaler Märkte, deren Renditen im kommenden Jahr die Rentenmärkte der Kernländer übertreffen dürften.

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