Pressegespräch bei Metzler „Bei aller Trump-Euphorie die Risiken nicht ignorieren“

Michael Meyer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Metzler Private Banking, Frank Endres, Leiter Portfoliomanagement bei Metzler Private Banking, Gerhard Wiesheu, Vorstandssprecher des Bankhauses Metzler und Carolin Schulze Palstring, Leiterin Strategie und Re

Michael Mayer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Metzler Private Banking, Frank Endres, Leiter Portfoliomanagement bei Metzler Private Banking, Gerhard Wiesheu, Vorstandssprecher des Bankhauses Metzler und Carolin Schulze Palstring, Leiterin Strategie und Research bei Metzler Private Banking (von links nach rechts), sprachen mit den anwesenden Journalisten über die Auswirkungen von Trumps Wahlsieg auf die Aktienmärkte. Foto: Bankhaus Metzler

„Es können sogar dort Risiken schlummern, wo man sie am wenigsten erwartet“, schreibt die Privatbank Metzler in ihrer November-Broschüre zur Investment-Strategie des Private Banking „Macht und Märkte – die USA am Scheideweg?“ gleich auf der ersten Seite.

Die Rede ist von der Zahlungsfähigkeit der USA und dem US-Dollar als Leitwährung. Eine ernstzunehmende Konkurrenz habe der US-Dollar, aktuell nicht, damit dürften die USA ihre voraussichtlich steigenden Schulden auch weiterhin bedienen können. Absolute Sicherheiten gebe es für Anleger jedoch nie.

Und trotz dieser Warnung, ist auch der Ausblick von Metzler recht optimistisch, wenn auch weniger optimistisch als der Markt-Konsens. „Wir haben damit gerechnet, dass die Börse positiv auf Trump reagieren wird, aber er bekommt auch viele Vorschusslorbeeren“, sagte Carolin Schulze Palstring, Leiterin Strategie und Research bei Metzler Private Banking, am Donnerstag auf einer Presseveranstaltung des Bankhauses. 

 

Die USA schöpfen Produktionspotenzial aus

„Viele Anleger erhoffen sich von der kommenden US-Administration eine wirtschaftsfreundliche Politik in Form von Steuersenkungen und Deregulierung“, sagte Gerhard Wiesheu, Vorstandssprecher und verantwortlich für das Geschäftsfeld Private Banking bei Metzler. „Fraglich ist aber, ob sie sich auch im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld positiv auswirken“, so Schulze Palstring.

Denn aktuell schöpfe die USA, im Unterschied zu 2016, ihre Produktionskapazitäten aus. „Ist das Produktionspotenzial erreicht, erhöht ein Anstieg der Produktion in der Regel die Inflationsrate“, warnte Schulze Palstring. Die Produktionskosten würden an dieser Grenze überdurchschnittlich stark steigen, zum Beispiel weil Arbeitskräfte Überstunden leisten und Rohstoffe zu höheren Preisen beschafft werden müssten.

„Weiche Landung ist ein äußerst fragiles Gleichgewicht“

„Die positive Botschaft ist, dass die US-Wirtschaft derzeit auf eine weiche Landung zusteuert – ein Szenario, in dem sich die Konjunktur nur leicht abkühlt und die Inflation wieder in den Zielbereich der Notenbank rückt. Aber das ist ein äußerst fragiles Gleichgewicht“, so Schulze Palstring. Für die Notenbanken werde es jetzt schwierig, die richtig Richtung einzuschlagen. Erhöht sie die Zinsen zu stark, riskiere sie Arbeitslosigkeit und Rezession. Zu niedrige Zinsen könnten zu einer Überauslastung und damit zu Inflation führen. Auch das Timing sei entscheidend.

Schulze Palstring: „Und in dieser Situation kommen nun politische Störfeuer hinzu. Steuersenkungen erhöhen die Nachfrage, Einwanderungsbeschränkungen und Ausweisungen steigern den Lohndruck und Zölle treiben die Importpreise. Zusätzlich wünscht sich Trump eine schwache Währung und niedrige Zinsen. All diese Faktoren treiben die Inflation. “

Trumps Pläne treiben Inflationsrisiko

Hinzu komme, dass die aktuelle Staatsschuldenquote von 120 Prozent in den kommenden Jahren deutlich steigen dürfe. Eine Staatspleite bleibe dennoch unwahrscheinlich. „Die USA ist zwar auf dem Weg zu einer weichen Landung, man darf die Risiken, insbesondere die Inflationsrisiken, aber nicht ausblenden“, fasste Schulze Palstring zusammen.

Michael Mayer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Metzler Private Banking, stimmte zu: „Trump ist der Börsenliebling, aber seine Präsidentschaft geht mit Risiken und Unsicherheit einher. Bei aller Euphorie um Trump und die Künstliche Intelligenz, darf man diese nicht aus den Augen lassen.“

Enttäuschung allein aufgrund der überzogenen Erwartungen möglich

Während die Marktteilnehmer mit einem Plus der Unternehmensgewinne von 15 Prozent in den USA rechnen, geht Metzler von einem Plus von 6 bis 9,5 Prozent aus. „Allein aufgrund der überzogenen Erwartungen könnte es zu Enttäuschungen am Markt kommen“, sagte Mayer.

 

Dieser Einschätzung stimmt auch Frank Endres, Leiter Portfoliomanagement bei Metzler Private Banking zu. Er warf zusätzlich einen genaueren Blick auf die Treiber der des US-Aktienmarktes. „Allein die Magnificient Seven, die sieben Tech-Giganten der USA, würden zusammengenommen den drittgrößten Aktienmarkt der Welt bilden.“ Die hohe Titelkonzentration lasse zwar eine Blase vermuten, doch seien die hohen Bewertungen der Titel durch Unternehmensgewinne gedeckt.

„Für langfristigen Vermögenserhalt bleiben Aktien das Mittel der Wahl“, so Endres. „Wir glauben an Informationstechnologie, aber wir haben auch Gegengewichte, zum Beispiel im Gesundheitssektor“, ergänzte er. Und auch EU-Aktien hätten ihre Daseinsberechtigung, betonten Endres und Meyer. Im Portfolio von Metzler machen sie rund 60 Prozent aus.

Lichtblick Bankenregulierung?

Neben den Gefahren für Europa durch Trumps Handels- und Außenpolitik, sieht Wiesheu auch eine Chance: „Die Deregulierung des Bankensektors in den USA kann sich positiv auf unsere europäischen Banken auswirken. Die EU muss sich dann nämlich überlegen, wie sie Regulierung anpasst, damit die EU-Banken nicht schwächer werden.“ Inzwischen merke man selbst bei den Behörden, dass die Regulierung sehr weit geht. „Hier könnte Trump Bewegung bringen“, so Wiesheu.

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