Merger-Arbitrage-Strategien So profitieren Anleger vom Übernahmefieber

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Einfaches Prinzip der Strategie

Der Merger-Arbitrage-Ansatz basiert auf der Ausnutzung von strukturellen Preis-Ineffizienzen während Übernahmen: Nach der Abgabe eines offiziellen Übernahmeangebots für ein Unternehmen steigt der Kurs des Übernahmeziels in der Regel stark, aber nicht gleich bis zum gebotenen Übernahmepreis. Die Differenz umfasst das Risiko, dass die Transaktion nicht erfolgreich abgeschlossen wird.

Merger-Arbitrage-Spezialisten analysieren dieses Risiko detailliert und kaufen die Aktien des Zielunternehmens, sofern sie zu dem Schluss kommen, dass die Übernahme nach Plan erfolgen wird. Danach ernten sie stückweise die damit verbundene Risikoprämie, sobald der Aktienkurs des Übernahmeziels sich dem Übernahmepreis nähert. Der Kurs hängt zu diesem Zeitpunkt nahezu ausschließlich vom Zustandekommen der Transaktion ab und ist in der Regel unabhängig von der Richtung des Aktienmarktes sowie dessen Volatilität. 

Unterstützt wird die Wirksamkeit der Strategie von der Verhaltenslogik der Marktteilnehmer: Nach der Ankündigung einer Übernahme sind die meisten Marktteilnehmer in der Regel daran interessiert, die hohen Gewinne aus der ersten Kursbewegung nach dem Übernahmeangebot sofort zu realisieren. Dieser natürliche Verkaufsdruck auf die Aktien des Übernahmeziels hilft, die zu erntende Arbitrageprämie zu vergrößern (siehe Grafik). Aufgrund der binären Natur einzelner voneinander unabhängiger Merger-Arbitrage-Situationen in einem Portfolio lässt sich das zugrundeliegende unsystematische Risiko der Transaktionen dann gut diversifizieren. 

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Wesentlicher Risikotreiber für das Ernten der Arbitrageprämie ist der erfolgreiche Abschluss der M&A-Transaktion. Ähnlich wie bei Anleihen gilt es, Ausreißer nach unten zu vermeiden. Die Transaktionen müssen sorgfältig ausgewählt werden. Die im Spätsommer 2018 geplatzte Übernahme des Halbleiterspezialisten NXP durch den US-Chiphersteller Qualcomm mit einem Volumen von 44 Milliarden US-Dollar ist ein Parade-beispiel für zu vermeidende Transaktionen. Dort bestand das wesentliche Risiko der Übernahme in der noch ausstehenden Freigabe durch die kritischen chinesischen Wettbewerbsbehörden – eine essenzielle Hürde, die im sich zuspitzenden Handelskonflikt zwischen den USA und China nicht genommen werden konnte, aber durchaus kalkulierbar war.