Brisante E-Mail Meinl-Manager an Schweizer Schwarzgeld interessiert

Das passt nicht wirklich zusammen: Auf der einen Seite fordert Österreich seinen Nachbarn Schweiz zur Aufgabe des Bankgeheimnisses auf. Und auf der anderen Seite scheint eine österreichische Bank gesteigertes Interesse an Kunden mit in der Schweiz verbuchten Schwarzgeld zu haben.

Die Rede ist von der Meinl Bank, genauer gesagt von einem Manager der Wiener Privatbank. „Mein Name ist Andreas Glatz, ich leite seit 2014 das Swiss Desk der Meinl Bank AG Wien“, beginnt die E-Mail, die in den vergangenen Tage bei Schweizer Vermögensverwaltern und Treuhändern einging und dem Schweizer Finanzblog insiderparadeplatz.ch vorliegt.

In seiner Einleitung ruft der Meinl-Mitarbeiter den Schweizer Geldverwaltern die von ihrem heimischen Bundesrat verordnete Weißgeldstrategie ins Gedächtnis. Von „gewissen Kunden“ ist die Rede, die sie nun „abzubauen“ hätten.

Dann die direkte Aufforderung: „Aber nicht nur, wenn Sie oder ein Kollege von Ihnen solche Kunden betreuen, sollten wir uns unterhalten.“ Anschließend macht der Meinl-Manager unmissverständlich klar, warum seine Bank für die Schwarzgeldkunden seiner Mail-Adressaten interessant sein könnte. Es fällt der Begriff „Fiduciary transactions“, sogenannte Strohmann-Konstruktionen. Gemeint ist das Verstecken von Geld hinter Treuhändern, die vorzugsweise in Steueroasen sitzen.

Sein Angebot im Namen der Meinl Bank: „Für besondere Kunden und Transaktionen offerieren wir spezielle Services in der Meinl Bank Antigua.“

Konfrontiert vom Finanzblog insideparadeplatz.ch rudert der Meinl-Banker zurück. Die Mail sei als Türöffner gedacht, Schwarzgeld gehöre nicht zur Geschäftspolitik seines Arbeitgebers. Dennoch werde diese Textversion für E-Mails an Schweizer Kollegen eingestellt. Auch die Meinl Bank selbst distanziert sich in einer Stellungnahme von dem augenscheinlich lockeren Umgang mit Schwarzgeldkonten und kündigt disziplinäre Maßnahmen gegenüber dem betroffenen Mitarbeiter an.

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