Erholungskurs Wie nachhaltig ist der Aufschwung in Südeuropa?

Klaus Wiener, Chefsvolkswirt der Generali Investments Europe, des Asset-Management-Zweigs der internationalen Generali-Gruppe

Klaus Wiener, Chefsvolkswirt der Generali Investments Europe, des Asset-Management-Zweigs der internationalen Generali-Gruppe

In den jüngsten Monaten haben sich die Konjunkturindikatoren der Eurozone spürbar gefestigt. Deutlich wird das am Einkaufsmanagerindex (PMI), der mit einem Wert von 54 eine Expansion des Bruttoinlandsprodukts (BIP) signalisiert. Nach einem wetterbedingt verhaltenen Jahresstart erwarten wir, dass sich die Zuwachsrate des BIPs im Jahresverlauf weiter erhöhen wird.

Angesichts dieser sehr ermutigenden Entwicklung stellt sich die Frage, wie nachhaltig der Aufschwung ist, insbesondere in den ehemaligen Krisenländern des Euro-Raums. Was sagt der aktuelle Befund? Zunächst einmal weisen die einschlägigen Indikatoren auf eine weitere Festigung des Aufschwungs hin. So befinden sich die PMIs in allen Ländern Südeuropas wieder auf einem Niveau, das wirtschaftliche Expansion signalisiert.

Zudem dürfte die Konjunktur in der Peripherie davon profitieren, dass die Auslandsnachfrage anzieht. Vor allem der sich festigende Aufschwung in den USA und Großbritannien sollte positiv zu Buche schlagen – zwei Länder, in die weit mehr Exporte der Eurozone gehen als in die neuen Krisenregionen des Ostens. Für die Nachhaltigkeit des Aufschwungs ist ebenso bedeutend, dass sich der strukturelle Rahmen gebessert hat. Die Lohnstückkosten – ein zentrales Maß für die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes – sanken spürbar. Sichtbarer Beleg für diesen Erfolg sind die Leistungsbilanzdefizite, die mittlerweile fast vollständig abgebaut wurden. Dabei ist der Abbau der außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte nicht nur auf rezessionsbedingt fallende Importe zurückzuführen, sondern vor allem auf steigende Exporte.

Auch wenn das Niveau noch viel zu hoch ist, gibt es Anzeichen für eine Stabilisierung der Arbeitsmärkte. In Portugal, Spanien und Griechenland hat sich die Arbeitslosenquote in den vergangenen Monaten von ihren Höchstständen gelöst. Dies dürfte positiv auf das Konsumentenvertrauen ausstrahlen. Mit Blick auf die öffentlichen Haushalte kommt spürbare Entlastung von der Zinsseite. Mit Ausnahme Griechenlands befinden sich die Renditen kurzlaufender Staatsanleihen der Peripherie bei nahe ein Prozent – ein Rekordtief. Auch wenn es nach wie vor kaum Spielraum für eine Ausweitung der Staatsnachfrage gibt, ein Treten auf die  skalische Bremse ist nicht mehr erforderlich. Auch sind Fortschritte bei der Rekapitalisierung und der Konzentration im Bankensektor zu erkennen.

Es spricht somit vieles dafür, dass der Aufschwung in den Ländern Südeuropas zwar verhalten bleibt, sich in der Tendenz aber fortsetzen wird.

Klaus Wiener ist Chefvolkswirt der Generali Investments Europe, des Asset-Management-Zweigs der internationalen Generali-Gruppe. Zudem ist der 51-Jährige auf Gruppenebene verantwortlich für die taktische Asset Allocation.

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