Studie Aktien kaufen, wenn die Kanonen donnern

Norbert Keimling, Vorstand bei der Fondsboutique Starcapital

Norbert Keimling, Vorstand bei der Fondsboutique Starcapital

Der Dax hat sich seit seinem Tiefstand im März 2009 mehr als verdoppelt. Allein 2013 hat er einen Wertzuwachs von über 25 Prozent erzielt. Bedauerlich ist nur, dass kaum ein Anleger hiervon profitiert hat. Die jüngste BVI-Statistik belegt, dass deutsche Anleger auch 2013 Nettoverkäufer von Aktienfonds waren – mehr als 6 Milliarden Euro zogen Anleger ab.

Dass Investoren häufig zum falschen Zeitpunkt ein- und aussteigen, ist nachweislich keine Seltenheit. Doch lassen sich lukrative Kaufgelegenheiten und Gefahren an den Aktienmärkten überhaupt im Vorfeld identizieren? Dass kurzfristige Prognosen scheitern, überrascht nicht: Die Börsen werden kurz- bis mittelfristig von zahlreichen unvorhersehbaren Ereignissen bestimmt. Kriegsausbrüche, Terroranschläge, Notenbank-Äußerungen, Währungskrisen sowie Behavioral-Finance-Effekte beeinflussen das kurzfristige Börsengeschehen stärker als berechenbare Fundamentaldaten.

Doch Aktienanleger müssen die Flinte nicht ins Korn werfen. Langfristig bestimmen den Erfolg einer Aktienanlage primär zwei Faktoren: die Gewinnentwicklung der Unternehmen sowie die Bewertung zum Investitionszeitpunkt. Wie eine alte Kaufmannsweisheit besagt, liegt der Gewinn im Einkauf. Ein Aktien-Investment wird sich langfristig umso stärker auszahlen, je günstiger man die Aktien erwirbt. Und ob ein Aktienmarkt günstig oder teuer ist, lässt sich mit zyklisch adjustierten Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV10) objektiv messen. Je geringer das KGV10, desto preiswerter sind Aktien zu haben.

In einer Untersuchung konnten wir nachweisen, dass sich mit dem KGV10 zwar auch nicht kurzfristige, wohl aber die langfristigen Aktienmarktrenditender nächsten 15 Jahre relativ zuverlässig prognostizieren lassen. Die Studie belegt, dass antizyklische Anleger, die immer dann in die Aktienmärkte investierten, wenn das KGV10 den Wert von 8 unterschritt, über die folgenden 15 Jahre jährliche Wertzuwächse von durchschnittlich 13,1 Prozent verbuchten. Und das über die Inflationsrate hinaus.

Investoren, die dagegen in Phasen von Euphorie und hohen Bewertungsniveaus mit einem KGV10 von größer als 32 Aktien kaufen, konnten über die folgenden 15 Jahre in der Regel keinen Wertzuwachs erzielen. Im Gegenteil: Häufig folgten auf hohe Bewertungen herbe Kursrückschläge. Das zyklisch adjustierte KGV10 gibt Anlegern damit eine gute Indikation, welche Aktienmarktrenditen langfristig realistisch sind und ob sich ein Kauf zum heutigen Zeitpunkt lohnt.

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