Mehr Transparenz bei Fonds Kunden und Regulatoren ziehen an einem Strang

Stefan Kolb leitet das rund fünfzigköpfige Private-Port-Team der Deutschen Bank

Stefan Kolb leitet das rund fünfzigköpfige Private-Port-Team der Deutschen Bank

Eine meiner jüngsten Beobachtungen mag für manche Marktteilnehmer überraschend klingen: Kunden und Regulatoren verfolgen gleichgerichtete Interessen. Ich beziehe mich dabei auf die Transparenz von Fondsprodukten.

Viele erfahrene Vermögensverwalter mit direktem Kundenkontakt sind traditionell vorsichtig beim Einsatz von verpackten Produkten. Der Grund: Die kaum verständlich beschreibbare „Shareclass B eines Fonds mit Euro Hedging“ ist nachvollziehbar im Kundengespräch schwerer zu erläutern als ein bekannt dividendenstarker Markenname. Das kann besonders dann unangenehm für das Vertrauen zwischen Vermögensverwalter und Kunde werden, wenn das verpackte Produkt nicht gut gelaufen ist.

Der gläserne Fonds

Aus einer ganz anderen Richtung kommt aktuell ein ähnliches Bedürfnis. Solvency II verlangt ab Anfang 2016 von bestimmten Finanzdienstleistern komplette Fondstransparenz – nicht nur für Spezialfonds, auch für Publikumsfonds und ETFs.

Das Interesse der nationalen und europäischen Regulatoren ist dabei ebenfalls, die tatsächlichen Investments innerhalb der Fonds zu verstehen, und sie weiter analysieren zu können. Auf diese Weise eint Kunden von Vermögensverwaltern und Solvency-II-Regulatoren der Wunsch nach verständlicher Transparenz in die Fonds hinein.

Nun ist der Einsatz von Fondsanlagen und Fondsmänteln für Vermögensverwalter und Kunden in vielen Fällen eine sehr sinnvolle Vorgehensweise. Dazu gibt es heute ETFs. Kosteneffizienz und Liquidität machen sie zunehmend attraktiv. Leider neigen auch ETFs gerne zu technischen Namen. Das wiederum trägt für Kunden von Vermögensverwaltern nicht zu einem stärkeren Gefühl von Transparenz und Vertrauen bei.

Spannende Monate

Sollte deswegen auf aktive und passive Fonds verzichtet werden, um den wachsenden Bedürfnissen nach Transparenz gerecht zu werden? Nein, sicher nicht. Das wäre ja geradezu ein klassischer Fall, das Kind mit dem Bad auszuschütten.

Stattdessen werden heute Lösungen benötigt, die das Dilemma auflösen. Diese Lösungen gibt es auch schon, wenn auch noch nicht in der Breite des Marktes. Dafür ist die Entwicklung in den nächsten Monaten besonders spannend.

Heute schon können Vermögensverwalter oder regulatorisch herausgeforderte Anleger Transparenz und sogenannte Funds Look Through in Spezialfonds von ordentlich aufgestellten Technologie-, Service- und Depotanbietern beziehen – ohne außerordentliche Mühen. Das bedeutet dann, dass die tatsächlichen Anteile an den Komponenten von Fonds, sowohl für die Analyse als auch für die Kundenkommunikation zu Verfügung stehen.

Konkret: Auch für ein Portfolio, das nur zum Teil in Fonds investiert ist., kann einfach und klar angegeben werden, wieviel zum Beispiel in Italien investiert ist, wieviel zum Beispiel in einem Sektor wie der Automobilindustrie allokiert ist, oder wie groß zum Beispiel das tatsächliche Exposure zu einem Einzeltitel wie Apple ist.

Dieselbe Logik können erste Anbieter auch auf ETFs anwenden. Sie nutzen für ihre Kunden den Charme der ETFs, dass ETF- Komponenten über die dahinterstehenden Indizes täglich bekannt gemacht werden.

Druck der Regulatoren

Anders sieht es bei Publikumsfonds aus. Standard bei Publikumsfonds ist heute, dass die Komponenten der Fonds nur sehr eingeschränkt und erheblich zeitverzögert den Investoren zu Verfügung gestellt werden. Dafür gibt es gute Gründe, unter anderem natürlich das Interesse, kein Front Running gegen das Interesse der Fondsanleger zu erleichtern.

Natürlich gibt es auch heute schon Möglichkeiten, mit diesen Grenzen umzugehen. Eventuell reicht die Zeitverzögerung, mit der detaillierte Informationen bereitgestellt werden können. Eventuell kann auch mit Annäherungen gearbeitet werden. Im Einzelfall mag das funktionieren. Es ist dann primär eine Frage, ob die Service-Partner die nötige Flexibilität und Infrastrukturstärke für Ihre Kunden aktivieren können.

Regulatoren aber dürften sich wohl auch bei Publikumsfonds weder mit längeren Zeitverzögerungen noch mit Unschärfen zufrieden geben. Deswegen könnte es in den nächsten Monaten spannend werden, inwieweit die verfügbaren Funds-Look-Through-Services auch für Publikumsfonds eingesetzt werden können.

Wenn es eine Weiterentwicklung gibt, werden tatsächlich Kunden und Regulatoren gemeinsam vom Fortschritt profitieren. Das ist dann eine richtig schöne Entwicklung.

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