Mehr Risikomanager denn je Wie sich Multi-Asset-Lösungen ans Zinsumfeld anpassen müssen

Gregor Hirt von Vontobel Asset Management: Der Leiter Multi Asset Solutions über notwendige Entwicklungen von Multi-Asset-Lösungen im andauernden Niedrgizinsumfeld.

Gregor Hirt von Vontobel Asset Management: Der Leiter Multi Asset Solutions über notwendige Entwicklungen von Multi-Asset-Lösungen im andauernden Niedrgizinsumfeld. Foto: Vontobel Asset Management

Institutionelle Anleger haben in der Vergangenheit großen Wert daraufgelegt, ihre Allokation selber zu steuern. Seit einigen Jahren wächst aber das Interesse an Multi-Asset-Strategien. Gesucht wird vor allem ein Ersatz für defensive und für Cash-Positionen.

Während Retail-Anleger für ihre Cash-Positionen eine Verzinsung von 0 Prozent erhalten, ist dies bei institutionellen Investoren anders. Ihnen wird oft der aktuelle Geldmarktsatz berechnet, derzeit liegt dieser mit minus 0,4 Prozent in Euro im negativen Bereich. Entsprechend suchen sie nach Alternativen. Neben traditionellen Fixed-Income-Lösungen fassen sie dabei auch verstärkt Multi-Asset-Lösungen ins Auge, die bei gleichem Risiko aufgrund der Diversifikationsprämie einen leicht höheren Ertrag bieten.

(Zu) knappe Risikobudgets

Auch an Multi-Asset-Lösungen gehen die dauerniedrigen Zinsen nicht spurlos vorbei, denn sie verringern den Spielraum für die Risikobudgets. Für institutionelle Investoren spielt die optimale Allokation und Größe des Risikobudgets jedoch eine wichtige Rolle.

Wird das Risikobudget in der Strategie dabei zu knapp kalkuliert, ist eine negative Auswirkung auf die Gesamt-Performance programmiert. Eine zu hoch angesetzte Risikogrenze kann dazu führen, dass die Strategie zu spät in einen Aufwärtsmarkt einsteigt. Die entgangenen Performance-Punkte können dann schwer ins Gewicht fallen, denn die durchschnittlichen Renditeerwartungen der Investoren sind im Zuge des Niedrigzinsumfeldes gesunken.

Vor einigen Jahren lag die erwartete Rendite bei 5 bis 6 Prozent. Heute sind Investoren, je nach Risikoneigung, mit 3 bis 4 Prozent zufrieden. Im Bereich der extrem defensiven Cash-Ersatz-Strategien ist das Ertragsziel mit zirka 0,5 bis 1,0 Prozent sogar noch deutlich tiefer.

Vorsicht vor den Bond-Proxys

Das sich abzeichnenden Szenario steigender Zinsen birgt ebenfalls Herausforderungen für Multi-Asset-Strategien. Zum einem bei der Allokation. Das Gewicht von Anleihen, insbesondere von Staatsanleihen, welche keinen zusätzlichen Renditeaufschlag bieten, muss deshalb kritisch hinterfragt werden. Die Duration sollte entsprechend modifiziert werden.

Aktien können sich in einem Umfeld steigender Zinsen generell weiterhin gut entwickeln. In der Vergangenheit hat man im späten Stadium eines Bullenmarktes oft noch Kursgewinne gesehen. Aber: Aktieninvestments können ebenfalls sehr zinssensitiv sein. Vor allem defensive Sektoren – sogenannte Bond-Proxys mit sicheren und prognostizierbaren Erträgen – leiden in einem Umfeld steigender Zinsen. Typischerweise ist die Volatilität dann höher. Die jüngsten Entwicklungen können da durchaus als Vorbote gesehen werden.

Die institutionelle Kapitalanlage ist Ihre Leidenschaft?

Unsere auch. Abonnieren Sie unseren Newsletter „pbm institutionell“. Wir versorgen Sie jeden Mittwoch mit aktuellen Nachrichten, Personalien und Analysen.

Der Multi-Asset-Manager als Risikomanager

Aktien und Anleihen bewegen sich phasenweise immer wieder im Gleichklang, was den eigentlich gewünschten Diversifikationseffekt beeinträchtigt. Damit stehen die Manager von Multi-Asset-Lösungen vor der Herausforderung, je nach Anforderung, in einem schwierigen Umfeld auskömmliche Erträge zu erzielen und gleichzeitig das Risiko nicht aus den Augen zu verlieren.

Alternative Anlagen sind eine Möglichkeit, Abhilfe zu schaffen. Sie weisen, je nach Anlageform, attraktive Korrelations- und Renditemerkmale auf. Ihre Einbindung in eine Anlagestrategie ist für Investoren allerdings nicht immer einfach, das gilt auch für institutionelle Anleger.

Vor allem die mit alternativen Anlagen verbundenen Veränderungen des Risikoprofils sind mitunter schwer zu bewerten. Die Komplexität ist ausschlaggebend dafür, dass alternative Anlagen mittlerweile zu einem stark gefragten Baustein in Multi-Asset-Lösungen geworden sind. Auf diese Weise nutzen Investoren die Expertise und vor allem das Risikomanagement des Multi-Asset-Managers.