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Megatrend Recycling Kreislaufwirtschaft eröffnet neue Anlagechancen

Fahrradfriedhof in Zentralchina: Bike-Sharing ist als zirkuläre Wirtschaftsidee im Reich der Mitte gescheitert; in den Megastädten landen die Räder häufig auf wilden Müllkippen.

Fahrradfriedhof in Zentralchina: Bike-Sharing ist als zirkuläre Wirtschaftsidee im Reich der Mitte gescheitert; in den Megastädten landen die Räder häufig auf wilden Müllkippen. Foto: imago images / VCG

Die Kreislaufwirtschaft wird zum neuen Megatrend. Wir sind der Überzeugung, dass sich Anlegern durch Investitionen in Unternehmen, die den Fokus auf Kreislaufwirtschaft legen, Anlagechancen eröffnen – Unternehmen, die dem Modell der Kreislaufwirtschaft folgen, dürften in Zukunft zu den Börsengewinnern gehören. Im Gegenzug werden Unternehmen mit einem niedrigen ESG-Rating niedrigere Renditen erzielen, wie nicht zuletzt eine jüngst veröffentlichte Harvard Business School-Studie zeigt.

Tech-Werte, darunter die FAANG-Aktien Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google, waren in den vergangenen Monaten aufgrund ihrer Leistungen im Hinblick auf die rasch voranschreitende Digitalisierung gefragt. Anleger sollten jetzt generell „Transformers“ stärker in den Fokus rücken, also Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle und Lieferketten dem Kreislaufmodell anpassen. Ein Beispiel: Umicore hat sich von einem Bergbauunternehmen zu einem der führenden Recyclingkonzerne mit einer Marktkapitalisierung von 9 Milliarden Euro entwickelt.

Ebenfalls interessant sind „Enabler“, also Unternehmen, die es anderen ermöglichen, die Kreislaufwirtschaft in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren. Dazu gehören unter anderem der Verpackungsdienstleister Smurfit Kappa, der Hersteller von Pfandrücknahme-Anlagen Tomra Systems, die Resale-Plattform Vestiare und der Dokumentenmanagement-Konzern Xerox.

Recyling fängt schon bei der Idee zu einem Produkt an

Zirkuläres Denken muss zukünftig bei der Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen noch stärker berücksichtigt werden. So reicht es nicht aus, wenn ein Unternehmen geringfügig mehr recycelte Materialien als seine Mitbewerber verwendet. Konzerne sollten stattdessen die Substitution von umweltschädlichen durch recyclingfähige Materialien, die Verringerung des Einsatzes von Neumaterialien, die Nutzung von erneuerbaren Energien sowie die Vermeidung von Abfall in den Mittelpunkt ihrer Geschäftspolitik rücken.

Ein Paradigmenwechsel ist bereits deutlich erkennbar: Viele Regierungen verabschieden Gesetzesänderungen und neue Regulierungsvorschriften, um zögerliche Unternehmen daran zu erinnern, dass sie sich vom linearen Wirtschaftsmodell trennen müssen. Das althergebrachte sogenannte „Take-make-use-waste“-Modell, bei dem sich niemand über den Ressourcenverbrauch und Umweltfragen Gedanken macht, hat sich überlebt.

Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft muss allumfassend sein – eine verantwortungsvolle Nutzung von Rohstoffen ist dabei unerlässlich. Denn: Recycling ist wichtig, um eine Kreislaufwirtschaft mit der Rückgewinnung möglichst vieler Ressourcen zu ermöglichen. Daher sollte nicht nur der Einsatz von erneuerbaren Energien, die Verwendung von Recyclingmaterialien sowie eine effizientere Flächennutzung im Mittelpunkt stehen. Die Verbraucher sind ebenfalls gefragt: Zukünftig müssen Mittel und Wege gefunden werden, um das Wegwerfen von Produkten, die eigentlich vom Hersteller repariert werden können, zu vermeiden.

Politik muss die Kreislaufwirtschaft in Schwung bringen

Der Weg hin zu einer vollumfänglichen Kreislaufwirtschaft wird nicht einfach sein. Sie erfordert neue Geschäftsmodelle, eine Veränderung des Verbraucherverhaltens sowie die Kreativität und Innovationskraft der Cleantech-Industrie. Bisher können nicht alle Wirtschaftszweige Fortschritte verzeichnen: So ist es offenbar günstiger, um ein Beispiel zu nennen, Fahrräder einfach zu entsorgen, anstatt ihre Materialien wiederzuverwenden, wie riesige Fahrradfriedhöfe von Bike-Sharing-Unternehmen in China belegen.

Bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft ist vorrangig auch die Politik gefragt. Verbraucher müssen damit umzugehen lernen, dass einige Dinge vom Gesetzgeber eingeschränkt werden, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Dazu gehören beispielweise die übermäßige Produktion von günstigem Fleisch oder Billigflüge.

Wir können nicht genau abschätzen, wie schnell der Weltwirtschaft der Übergang von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft gelingt. Doch es werden immer wieder neue Innovationen erdacht, wenn es darum geht, Lösungen zu finden. Es ist daher zu erwarten, dass die Umbrüche im Wirtschaftssystem früher kommen werden als viele Menschen annehmen – nicht zuletzt befeuert durch die schon jetzt gravierenden Folgen des übermäßigen Ressourcenverbrauchs und des daraus resultierenden Klimawandels.

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