Fundamentaler Wandel Das Ende der Kupferära: Wie KI die digitale Infrastruktur neu definiert

Felix Kreppel von der Meag.

Felix Kreppel von der Meag: „Während sich Anwendungen und Endgeräte schnell weiterentwickeln, sind Investitionen in Glasfaser oder Rechenzentren auf Jahrzehnte angelegt.“ Foto: Meag

Der Glasfaserausbau in Deutschland ist ein prägnantes Beispiel dafür, wie eng reale Infrastrukturinvestitionen mit gesellschaftlichen und technologischen Megatrends verknüpft sind. Die Aussichten sind grundsätzlich positiv: Der Datenbedarf dürfte weiter exponentiell wachsen.

Angetrieben wird das stetige Wachstum vor allem durch Fortschritte in zukunftsfähigen Geschäftsmodellen rund um künstliche Intelligenz, dezentrale Arbeitsformen und einen zunehmend digitalisierten Alltag. Die steigende Relevanz von KI-Anwendungen beschleunigt diesen Trend zusätzlich. KI braucht vor allem eines: schnelle, maximal verlässliche Netze mit äußerst geringer Latenz.

Trotz dieses strukturellen Rückenwinds geriet der Glasfaserausbau zuletzt ins Stocken. Die Gründe sind vielfältig und reichen von steigenden Baukosten über spürbaren Fachkräftemangel bis hin zu schleppenden Genehmigungsprozessen. Hinzu kommt eine oftmals noch ausbaufähige Kundendurchdringung.

Die Zahl der verfügbaren Glasfaseranschlüsse steigt zwar erfreulicherweise kontinuierlich. Doch viele potenzielle Nutzer bleiben – nicht zuletzt aus Kostengründen – vorerst bei bestehenden Technologien wie VDSL oder Kabel. Dies bremst die Auslastung und damit die Rentabilität einzelner Netze.

Langfristige Chancen mit Weitblick: Glasfaser als resiliente Anlageklasse

Diese Herausforderungen sind jedoch vor allem temporärer Natur. Mittelfristig wird sich die Migration hin zu Glasfaser allein aus technischen Gründen durchsetzen. Der Bedarf an hoher Bandbreite – etwa für datenintensive KI-Anwendungen oder Cloud-Dienste – wird die Relevanz von Glasfasernetzen zwangsläufig weiter erhöhen.

 

Damit steigt auch die Attraktivität für Investoren, die vor allem auf langfristige, stabile Einnahmeströme setzen. Schon in den vergangenen Jahren war das Segment insbesondere für Versicherungen und Versorgungswerke von großem Interesse.

Besonders interessant sind Geschäftsmodelle, die auf langfristigen Nutzungsverträgen beruhen. Hierzu zählen etwa Wholesale-Strukturen, bei denen Netzbetreiber über Jahre hinweg feste Kapazitäten anmieten. Solche Modelle bieten eine hohe Visibilität der Erträge und schützen häufig durch Indexklauseln vor Inflation.

Darüber hinaus sind IT-Netzwerke im Vergleich zu vielen anderen Technologiefeldern vergleichsweise resistent gegenüber Disruption. Während sich Anwendungen und Endgeräte schnell weiterentwickeln, sind Investitionen in Glasfaser oder Rechenzentren auf Jahrzehnte angelegt. Ein technologisches Risiko durch bessere Alternativen ist – zumindest im Fall von Glasfaser – kaum gegeben.

Hinzu kommt, dass bestehende Netze aufgrund hoher Kapitalkosten selten überbaut werden. Dies stärkt die Marktposition etablierter Anbieter zusätzlich.

Rechenzentren im KI-Zeitalter: Wachstumsmarkt mit Synergiepotenzial

Auch der Ausbau von Rechenzentren gewinnt im Zuge der KI-Durchdringung an Bedeutung. Allein die weltweit führenden Hyperscaler rechnen bis 2030 mit einem zusätzlichen Bedarf von bis zu 40 Gigawatt an Rechenleistung. Moderne Standorte erreichen heute Kapazitäten von über 300 Megawatt – eine Größenordnung, die noch vor wenigen Jahren undenkbar war.

Der Betrieb dieser Anlagen erfordert nicht nur enorme Strommengen, sondern auch intelligente Kühlkonzepte, Netzintegration und zunehmend die Nähe zum Nutzer – etwa durch Edge Data Centers. Diese dezentrale Struktur ist notwendig, wenn Unternehmen in Echtzeit mit Daten arbeiten wollen, wie es bei KI-Anwendungen oder Industrie 4.0 der Fall ist.

Institutionelle Investoren stehen hier vor einer doppelten Chance: Zum einen wächst der adressierbare Markt dynamisch. Zum anderen entstehen durch die Vernetzung der einzelnen Infrastrukturbestandteile erhebliche Synergiepotenziale. Wer in IT-Infrastruktur investiert, investiert nicht nur in einzelne Assets, sondern zunehmend in ein eng verzahntes Ökosystem mit langfristigem Potenzial.

Nachhaltigkeit und strategische Bedeutung digitaler Netzwerke

ESG spielt bei Investitionen eine immer zentralere Rolle. Digitale Netzwerke können aus folgenden Gründen zur Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele beitragen:

  • Glasfasernetze benötigen weniger Energie als Kupferleitungen
  • Rechenzentren setzen zunehmend auf grüne Stromversorgung und Abwärmenutzung
  • Homeoffice und digitale Kommunikation verringern CO2-Emissionen im Verkehrssektor

Diese Infrastruktur ist damit nicht nur ein wirtschaftlich sinnvolles Investment, sondern auch von gesellschaftlicher Bedeutung. Für Investoren stellt sie zunehmend eine strategisch relevante Anlageklasse dar – nicht zuletzt aufgrund ihres wachsenden Stellenwerts in einer datengetriebenen Wirtschaft.

 

Der notwendige Ausbau ist kapitalintensiv und mit komplexen Anforderungen an Technik, Regulierung und Nachhaltigkeit verbunden. Für institutionelle Investoren ergeben sich daraus langfristige Chancen – insbesondere in einem zunehmend konsolidierten Markt.

Diese Entwicklung schafft Spielraum für Skaleneffekte und stärkt die Position gut aufgestellter Marktteilnehmer. Entscheidend ist, die strukturellen Trends frühzeitig zu erkennen, Risiken realistisch zu bewerten und mit erfahrenen Partnern zu agieren. Wer sich entsprechend positioniert, kann nicht nur an der digitalen Transformation teilhaben, sondern gleichzeitig aktiv zur Weiterentwicklung zentraler Infrastruktur beitragen.

Über den Autor

Felix Kreppel ist seit 2020 Senior Investment Manager Infrastructure Equity bei der Meag. Weiter Karrierestationen waren bei KPMG und PWC. 

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen