Master-Liste der österreichischen Raiffeisenlandesbank „Wir überprüfen die Fonds ständig“

Eva Polly, Leiterin der Abteilung Manager Selection, Raiffeisen Capital Management, und Gaston Giefing, Leiter Private Banking, Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien

Eva Polly, Leiterin der Abteilung Manager Selection, Raiffeisen Capital Management, und Gaston Giefing, Leiter Private Banking, Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien

Die Raiffeisenlandesbank bietet künftig ihren Kunden 42 Investmentfonds aus 16 Asset-Klassen von einer Master-Liste an. Diese Liste wird von Raiffeisen Capital Management (RCM) erstellt und für die Berater bereitgestellt. Eva Polly, Leiterin der Abteilung Manager Selection bei RCM und Gaston Giefing, Leiter Private Banking bei Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, erklären, wie die Investmentfonds auf die Master-Liste kommen, welche Vorteile Kunden und Berater davon haben und wieso die Master-Liste Änderungen durch Mifid II zuvorkommt.

private banking magazin: Nach welchen Kriterien werden die Fonds für diese Master-Liste ausgewählt?

Eva Polly: Die Selektion erfolgt in zwei Schritten: der quantitativen und der qualitativen Analyse. Die quantitative Analyse ist der Blick in die Vergangenheit. Mit ihrer Hilfe erfolgt eine Eingrenzung des Universums, welches die Ausgangsbasis für das qualitative Research darstellt. Der qualitativen Analyse kommt in weiterer Folge die wesentlich größere Bedeutung zu, sie ist das Kernstück des Selektionsprozesses.

Dabei spielen unter anderem folgende Kriterien eine Rolle: Die Fonds müssen in Österreich registriert und steuerlich transparent sein. Eine Ucits-Fähigkeit ist notwendige Voraussetzung. In der Regel sollten die Fonds mindestens 100 Millionen Euro Assets under Management haben es kann aber begründete Ausnahmen geben. Zudem sollte es für den Fonds einen Track Record von drei Jahren geben.

Es muss auch ein regelmäßiger Kontakt zwischen Fondsmanagement und RCM bestehen. Bei der qualitativen Analyse prüfen wir auch Investmentprozess und -philosophie auf Nachvollziehbarkeit, Wiederholbarkeit und Robustheit. Ebenfalls wird auch das Risikomanagement auf Unabhängigkeit, Mehrstufigkeit und Einsatz adäquater Systemlandschaft zur Risikokontrolle und Performance-Messung getestet. Auch das Managementteam wird betrachtet. Hat es einen Star- oder Teamansatz? Wie oft wechseln die Teammitglieder? Gibt es eine zeitnahe Kommunikation bei der Veränderung der Teamstruktur?

… und wann fliegt ein Fonds wieder raus aus der Master-Liste?

Eva Polly: Ein Fonds wird von der Liste genommen, wenn …

… die Performance nicht nachvollziehbar beziehungsweise erklärbar ist.
… ein Vertrauensverlust nach längerfristiger Underperformance vorliegt.
… ein Widerspruch zwischen Investmentprozess und Portfoliostruktur besteht.
… das Fondsmanagement außerhalb der erlaubten Richtlinien investiert.
… Schlüsselkräfte das Team verlassen.
… Fehlinformation vorliegen oder keine Informationen geliefert werden.
… Fehlverhalten festgestellt wird.
… es Änderungen im Managementansatz gibt.
… die Kostenstruktur sich verändert.

Wie oft werden die Fonds auf der Master-Liste überprüft?
 
Eva Polly: Die Fondsselektion ist ein fortlaufender und sich ständig weiterentwickelnder Prozess. Sobald es zur Bildung eines Musterportfolios kommt, wird dieses laufend überwacht. Der Markt wird von den Strategieverantwortlichen laufend weiter gescreent.

Ist es theoretisch möglich, dass keiner der 42 Fonds von Raiffeisen Capital Management ist?