Marktüberblick Die Evolution der deutschen Robo-Advice-Branche

Dominik Moulliet (l.) und Thomas Völker von der Beratungsgesellschaft Deloitte Consulting.

Dominik Moulliet (l.) und Thomas Völker von der Beratungsgesellschaft Deloitte Consulting. Foto: Deloitte

Bei der ersten Generation der Robo-Advice-Anbieter 1.0 handelt es sich um Software-Tools, die Investoren bei der Auswahl von Investment-Produkten unterstützen. Nach der Beantwortung einiger Fragen zum eigenen Anlageverhalten helfen die Tools, das Universum verfügbarer Wertpapiere so einzugrenzen, dass sich konkrete Produkte erkennen lassen. Um diese zu erwerben, verwahren zu lassen oder gemanagt zu bekommen, müssen Kunden auf andere Services zurückgreifen. Anbieter dieser Kategorie sind in Deutschland etwa die Services von Diversifikator und Moneyfilter.

Erweiterte Services bekommt man von den Anbietern der Klasse 2.0. Diese Robos bieten neben der Hilfe bei der Produktauswahl direkt die Depoteröffnung bezehungsweise Kauf, Verwahrung und Verwaltung der Wertpapiere an. Kunden gehen dabei in der Regel keinen Vermögens-verwaltungsvertrag ein, weshalb eine fortlaufendes Anpassen und Umschichte de Portfolios nicht ohne Weiteres erfolgen kann.

Einige Anbieter informieren Ihre Kunden per E-Mail mit Anpassungsvorschlägen, bedürfen jedoch eines dedizierten Auftrags um Umschichtungen vorzunehmen. Oftmals ist dies ein temporäres Angebot, bis die meist noch jungen Firmen die Lizenz als Vermögensverwalter erworben haben. Auf dem deutschen Markt haben sich derzeit alle Anbieter aus diesem Segment weiterentwickelt. Um dennoch ein Beispiel zu geben: Der Anlagefinder von Maxblue war vor seiner Ablösung ein solches Angebot.

Robo-Advice-Anbieter aufgegliedert nach Services und Evolutionsstufen

 Quelle: Deloitte Consulting

Die große Masse der Anbieter betreibt heutzutage mittlerweile Robo-Advice-Angebote der Evolutionsstufe 3.0. Hier verfügt der Anbieter zusätzlich über eine Lizenz zur Vermögensverwaltung und damit über die Möglichkeit, die hinterlegten Gelder jederzeit ohne Interaktion mit dem Kunden umzuschichten. Der Status als digitaler Vermögensverwalter ist das erklärte Ziel der meisten Robo-Advisor. Ihr Kundenversprechen lautet in aller Regel: Professionelle Verwaltung zu geringen Kosten.

Doch die Endkundenangebote sind mittlerweile vielfältig. Dazu zählen gute bekannte Anbieter wie Scalable Capital, Vaamo oder Liqid. Eine erste Differenzierung sollten Anleger nach der Art der Kundenbetreuung, Grad der Digitalisierung des Investmentprozesses sowie zur Verfügung stehenden Individualisierungsmöglichkeiten treffen. Sicherheitsbewusste Anleger sollten zudem darauf achten, dass ihr Robo-Advisor eine etablierte Depotbank nutzt, bei der die angelegten Vermögen hinterlegt werden – für den Fall, dass der Anbieter seine Dienste einstellen muss. Ein Patentrezept für den passenden Robo-Advisor gibt es nicht. Dies zeigen auch die aktuellen, drastisch unterschiedlichen Testergebnisse der Stiftung Warentest, Capital und des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ).

Und dann gibt es noch die Gruppe der Robo-Advisor 4.0. – die Spielwiese der Experimentierfreudigen. In dieser Kategorie hat sich noch kein einheitliches Muster gebildet. Jedoch findet man hier vermehrt Angebote, welche voll automatisiert, oft ausgestattet mit lernenden Algorithmen, dynamisch und in Echtzeit die Portfolios von Kunden auf Marktgegebenheiten anpassen. Anbieter bieten teils ein erweitertes Spektrum von Anlageklassen und verfolgen dynamische Risikomodelle. Hier wird ausgelotet, was die digitale Vermögensverwaltung der Zukunft uns alles bieten wird.

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Aber in diesem Feld ist besondere Vorsicht geboten. Nicht jede Lösung kann sich etablieren, sodass etwa die in Deutschland verfügbare Novofina ihr Geschäft bereits wieder eingestellt hat, oder die französische Walnut Algorithms ihren Marktstart seit Jahren vor sich her schiebt.

Man darf gespannt sein, wie sich die Innovationstreiber unter den Vermögensverwaltern in den kommenden Monaten entwickeln. Ebenso lohnt es sich für Interessenten einen Blick auf die bekannten Banken, Asset Manager und Vermögensverwalter zu werfen, welche zunehmend Innovationen aufgreifen und ihre eigenen Angebote im Segment der Robo-Advisor platzieren. Siehe hier unter anderem Robin von der Deutschen Bank, Bevestor von der Deka oder auch der Navigator der Privatbank M.M. Warburg & Co.

 

Detailliertere Beschreibungen zu Robo-Advice und seinen Facetten, Insights zu einzelnen Services sowie ein eigenes Ranking der in Deutschland verfügbaren Anbieter finden Sie unter Deloitte Consulting– Team Wealth Management.

Über die Autoren:
Dominik Moulliet verantwortet das Team Private Banking & Wealth Management bei der Beratungsgesellschaft Deloitte Consulting. Der Certified Financial Analyst (CFA) war am Aufbau der Deloitte-Praxisgruppe Robo-Advice in Europa entscheidend beteiligt und referiert regelmäßig zu diesem und weiteren Themen.

Thomas Völker ist Manager bei der Beratungsgesellschaft Deloitte Consulting, bei der er die europaweite Praxisgruppe Robo-Advice mitgegründet hat und weiterhin koordiniert.

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