Marktneutral schlägt Sektorwette Die verschiedenen Arten von Long-short-Aktienfonds

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Bei Hedgefund-Indizes fällt übrigens oft das Stichwort „Survivorship Bias“. Unterstellt wird, dass die Indizes eine zu positive Wertentwicklung darstellen, da diejenigen Hedgefonds, die aufgrund schlechter Performance schließen müssen, nicht mehr im

Index enthalten seien. Fakt ist jedoch, dass der positive Survivorship Bias überwiegt. Zwei Drittel der Fonds, die nicht mehr an den Indexanbieter berichteten – und somit aus dem Index fielen –, taten dies, weil sie eine überdurchschnittliche Entwicklung aufwiesen und den Fonds aufgrund starker Zuflüsse für die Öffentlichkeit schlossen. Nachzulesen ist dieser Sachverhalt in der Studie von Crestmont Research aus dem Jahre 2004.  

Der obige Chart zeigt die Entwicklung der marktneutralen Fonds mit einer Aktienquote nahe Null sowie die der Long-short-Fonds, die üblicherweise eine deutlich höhere Aktienquote fahren. Durch die Gegenüberstellung zum Aktienmarktverlauf anhand des Stoxx Europe 600 fällt auf, dass marktneutrale Fonds vor Marktkorrekturen deutlich besser geschützt sind. In den markierten Zeiträumen August 2015 und Januar 2016 sorgten Bedenken bezüglich des Wachstums in China und der rapide Ölpreisverfall für einen Abverkauf von Aktien von knapp 10 Prozent.

Marktneutrale Long-short-Fonds entwickelten sich unverändert oder gaben nur ein Prozent ab. Solche Strategien mit höherer Aktienquote verloren 3 bis 5 Prozent. Unnötig zu erwähnen, dass sich die Korrelationen dieser beiden Strategien zu Aktien deutlich unterscheiden. Viele Anleger bevorzugen Investments, die unkorreliert zu klassischen Renten und Aktien verlaufen. Marktneutrale Fonds sind diesbezüglich klar im Vorteil.

Gründe für ein enttäuschendes Jahr 2016

Das laufende Jahr zeigt zumeist ein recht enttäuschendes Bild bei Long-short-Aktienfonds. Eine Vielzahl von Fonds und auch Dachfonds liegt im Minusbereich. Eine Erklärung ist zum einen die oben erwähnte Positionierung: Zu viel Aktien zum falschen Zeitpunkt.

Ein weiterer Grund liegt in der Art, wie Aktien geshortet werden. Einige Fonds investieren in bestimmte Aktien einer Region oder Art, gehen aber gleichzeitig nur mittels eines Standard-Index, der Blue-Chip-Werte abbildet, short. Sie wollen damit das zugrundeliegende Portfolio absichern.

Im Ergebnis entsteht so eine meist ungewollte und riskante Sektorwette. Entwickeln sich Sektoren wie Banken, Öl & Gas oder Chemie überdurchschnittlich gut, kostet die Absicherung über den Blue-Chip-Index Geld. So kann der Fonds auch bei steigenden Märkten ins Minus rutschen.