Marco Richter von Wealthpilot „Wir ermöglichen Beratern eine Zeitersparnis von 70 Prozent“

Seite 2 / 2

Vermögensbilanz, 360-Grad-Bild vom Kundenvermögen, Strategische Asset Allocation: Hört sich alles nach Family-Office-Dienstleistungen an.

Richter: Entsprechende Reportings waren bisher exklusives Herzstück von Family Offices. Nur bei hochvermögenden Kunden hat sich der Aufwand gelohnt, deren Vermögensstruktur zu durchleuchten und zu tracken. Durch die Informationstiefe und Aktualität unsere Software, die alle Bankverbindungen sowie illiquide Werte wie Immobilien, Beteiligungen und Versicherungen umfassen kann, können von jedem Berater nun Reports ähnlich denen von Family Offices erstellt werden. Denn dadurch, dass die Daten auf Knopfdruck taggenau und vollständig zur Verfügung stehen, reduziert sich der Aufwand enorm. So kann nun auch kleineren Kunden schnell und effizient ein detaillierter Vermögensbericht zur Verfügung gestellt werden.

Für den Berater wiederrum sind die umfassenden Reports als Informationsquelle interessant. Er erhält nach Bedarf Informationen über die Struktur und Entwicklung des Kundenvermögens und kann seinen Kunden so zeitnah profunde und passgenaue Handlungsempfehlungen bieten. Nicht zu unterschätzen ist die Chance, sich durch das zusätzliche Service-Angebot vom Wettbewerb abzuheben.

Zudem zeigt sich, dass die Kunden für ein Reporting auf Gesamtvermögensebene nicht nur Zahlungsbereitschaft mitbringen, sondern auch mehr Details zu deren Finanzen preisgeben. Das schafft zusätzliche Erlösquellen für den Berater und stellt die Beziehung zum Kunden auf eine breitere Basis.

Wie steht es um die Sicherheit der Daten?

Richter: Die Daten liegen verschlüsselt im Hochsicherheits-Rechenzentrum der Datev und werden, wie beschrieben, über Schnittstellen gewonnen. Dies können die B2B-Schnittstellen des Beraters zu seinen Depotbanken sein, oder die Online-Banking-Schnittstellen des Endkunden.

Und wenn ein Kunde seine Daten nicht in den Datev-Tresor legen möchte?

Richter: Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Privatkunden den Mehrwert für sich persönlich sehen und grundsätzlich dem Datentresor ihre Vermögenswerte anvertrauen. Dies erreichen wir mit größtmöglicher Transparenz im Hinblick auf das Hosting bei der Datev in besagtem Datentresor und einem ausgefeilten Sicherheitskonzept. Ähnlich wie im Online-Banking obliegt es dem Berater zu selektieren, welche Kunden für eine digitale Lösung empfänglich sind.

Hat Ihr Unternehmen Zugriff auf die Kundendaten?

Richter: Auf keinen Fall. Wir haben weder Zugriff auf die ohnehin verschlüsselten Daten noch ein Interesse an den Kundeninformationen.

Derzeit umfasst die Wealthpilot-Software die Datenerfassung und das Reporting. Wann folgen Tools für die SAA, Finanzplanungsthemen oder die kommende Geeignetheitsprüfung?

Richter: Anfang nächsten Jahres. Im ersten Quartal wird ein Beratungsprozess hinzukommen, den wir aktuell in enger Abstimmung mit unseren bestehenden Beraterkunden entwickeln. Dadurch werden Mifid-konform konkrete Handlungsempfehlungen auf Ebene der strategischen Asset Allocation möglich sein. Durch die vollständige Übersicht über das Vermögen wird die Geeignetheitsprüfung und deren Erklärung ein Kinderspiel.

Zudem ist die Anbindung von Lösungen zur Risikoprofilierung sowie Schnittstellen zu etablierter Finanzplanungssoftware geplant. Dazu sind wir derzeit mit dem Marktführer Gschwind in konkreten Gesprächen. Darauf freuen wir uns besonders, denn der automatische Import der Vermögensdaten in das Planungs-Tool wird eine erhebliche Vereinfachung für die Finanzplanung mit sich bringen und die Erstellung eines Plans in minutenschnelle ermöglichen.



Über den Interviewten:
Marco Richter ist Mitgründer und Geschäftsführer vom Software-Anbieter Wealthpilot. Der 37-Jährige ist Certified Financial Planner, besitzt einen Master in Wealth Management und war rund 20 Jahre bei Deutsche Bank, Bethmann Bank und zuletzt bei der Commerzbank im Wealth Management tätig. Erst jüngst wurde Richter mit dem Wissenschaftspreis des „Financial Planning Standards Board“ ausgezeichnet.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen