Fondsanalyse deluxe, Teil 14 Mann mit Fokus

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Comgest ist nicht irgendein Aktienmanager, von denen es ohnehin viel zu viele gibt. Die Fondsgesellschaft ist ein Investor in Geschäftsmodelle. Sie verbiegt sich auch nicht und lässt sich nicht verleiten, auch noch Anleihen, Multi Asset oder Alternatives anzubieten, sondern kann sich voll und ganz auf die Auswahl von börsengehandelten Unternehmensbeteiligungen konzentrieren – wobei ich zwischenzeitlich der Überzeugung bin, dass gute Aktienmanager die besseren Manager von Unternehmensanleihen sind, da sie in Cashflow und nicht in Duration denken. Diese klare, fokussierte und disziplinierte Investmentstrategie war für uns der Grund, das Geld unserer Kunden seit der Gründung unserer Firma in einen europäischen Aktienfonds von Comgest zu investieren.

Auf globaler Basis sowie auch für Asien gibt es weitere Manager, die ähnlich agieren. Für europäische Aktienmärkte sind diese besonders rar. Seit der Finanzkrise haben zwar mehr und mehr verstanden, dass Wachstum ein knappes Gut ist und es volkswirtschaftlich sinnvoll ist, in knappe Güter zu investieren. Das Problem der meisten Manager ist aber die Umsetzung. Häufig müssen wir feststellen, dass sich die Präsentation und der dazugehörige Fonds nicht kennen. Das ist bei Comgest anders. Man wird das Unternehmen nicht dabei erwischen, irgendwas im Portfolio zu haben, was nicht zur Philosophie des Hauses passt. Als Anleger kann man kaum besser geschützt sein.

Seit 1987 bin ich in diesem Geschäft und habe die Grundzüge der sorgfältigen Unternehmensauswahl von meinen damaligen institutionellen Kunden in den USA und Großbritannien lernen dürfen. Die Bezeichnung Social Responsible Investment, kurz SRI, habe ich aber das erste Mal 1998 aus Paris gehört. Trotz oder vielleicht auch wegen ihrer Atomkraftwerke, ihrer Waffenindustrie und auch anderen sozial fragwürdigen Industrien, beschäftigen sich französische Banken und Vermögensverwalter seit Jahrzehnten mit dem Thema SRI beziehungsweise ESG und haben es vielleicht deshalb besser verstanden. 


In Deutschland hat man den Eindruck, dass man davon gerade erst erfahren hat und sich jetzt Filtern unterwerfen muss, deren Prozess man aber nicht verstanden hat. Kein Wunder, dass so viele Vorstände deutscher Unternehmen immer noch meinen, dass ESG eine Mode-Erscheinung ist, und sich wundern, dass ihre Aktienkurse nicht steigen.

Einen für die Umsetzung der Investmentphilosophie wesentlich verantwortlichen Portfoliomanager kenne ich seit Mitte der 90er Jahre. Franz Weis war damals bei Baillie Gifford in Edinburgh und wechselte Ende der 90er Jahre zu Foreign & Colonial nach London. Ich war Aktienhändler und biss mir an ihm die Zähne aus. Weis‘s Interesse für Broker-Research war zwar vorhanden, aber sehr gering, besser gesagt fokussiert. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass er nicht an der von Banken und Brokern regelmäßig verursachten Geräuschkulisse interessiert ist, sondern daran, Unternehmen kennenzulernen, in die man langfristig investieren kann. Das muss man als Broker erstmal verstehen wollen und können. Aber genau in dieser Ruhe liegt die Kraft, und entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass Weis irgendwann zum französischen Asset Manager Comgest wechselte, der eben diese Ruhe als Grundbestandteil seiner Werte hat.

>>Zur Liste aller Comgest-Fonds

Prozess: So klar und einleuchtend der Prozess ist, so arbeitsintensiv ist er auch, wobei Comgest eine Art Pentagramm mit den wesentlichen Kriterien Geschäftsmodell, Eintrittsbarrieren, Nachhaltigkeit, organisches Wachstum und Management nutzt. Ohne eine Erfüllung aller Kriterien wird es ein Unternehmen nicht schaffen, seinen Weg in das Portfolio zu finden. Unternehmen, die es geschafft haben, sollten stolz sein und sich eines treuen Aktionärs erfreuen, diesen sorgsam behandeln und zuhören. Denn Comgest überprüft alle Holdings fortlaufend, so als ob die Position noch gar nicht im Portfolio wäre. Passt etwas nicht mehr, verlassen die Aktien des Unternehmens das Portfolio. So ist es Wirecard geschehen.

Portfolio: Bei der Auswahl europäischer Aktienfonds ist für uns neben der zu jedem Zeitpunkt nachvollziehbaren Investmentstrategie wichtig, dass der Fonds in ganz Europa investieren kann. Für eine Fokussierung auf ein Land oder den Ausschluss wichtiger Märkte, wie Großbritannien, Schweiz oder Skandinavien fehlt uns jedes Verständnis. Auch bevorzugen wir, wenn Small und Mid Caps einbezogen werden können.

Dass das Portfolio konzentriert ist und einen hohen Active Share hat, ist selbstverständlich. Wir wollen das Geld unserer Kunden ja nicht in Märkte, sondern in Unternehmen investiert wissen. Das Fondsvolumen liegt bei etwas mehr als 1,5 Milliarden Euro. Das Portfolio hat in der Regel zwischen 30 und 35 Positionen. Die fünf größten Portfoliotitel repräsentieren meistens etwa 30 Prozent des Fondsvolumens und die zehn größten Positionen rund die Hälfte. Der Active Share ist regelmäßig jenseits der 90 Prozent. Es wird deutlich, dass das Fondsvolumen nicht zu groß sein sollte. Irgendwann werden wir für ein Soft-Closing plädieren.