In den vergangenen Wochen war viel los bei der Commerzbank. Erst verkündetet Manfred Knof, seinen Vertrag als Vorstandsvorsitzender nicht zu verlängern. Und kurz darauf trudelt die Nachricht ein, dass die Unicredit rund 9 Prozent der Commerzbank-Aktien erworben hat. Zunächst legten beide Banken nur kurze Statements vor. Nun haben sich aber sowohl Knof, als auch Unicredit-Chef Andrea Orcel zu einer möglichen Übernahme geäußert. Zudem hat die Bundesregierung sich positioniert und will vorerst keine weiteren Aktien verkaufen.
Deutliche Worte von der Unicredit
Orcel sprach mit dem Handelsblatt (Bezahlschranke) und stellte einen Zusammenschluss als ernsthafte Option dar: „Für den Moment sind wir nur ein Aktionär. Aber eine Zusammenführung beider Banken könnte zu einem erheblichen Mehrwert für alle Stakeholder führen und würde einen deutlich stärkeren Wettbewerber auf dem deutschen Bankenmarkt schaffen.“ Aus Sicht des Unicredit-Chefs bräuchten Europa und Deutschland stärkere Geldhäuser, um das Wachstum und die Transformation zu finanzieren.
Es gebe sehr wenige Überschneidungen zwischen den Instituten, erklärte Orcel weiter: „Es wäre also möglich, eine Bank zu schaffen, die sich geografisch gut ergänzt und mit Privatkunden- und Unternehmensgeschäft sehr gut ausbalanciert ist.“ Zudem hätten beide Banken die Pflicht, jeweils das bestmögliche für Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre zu tun. Ist dies nicht die Gesprächsbasis mit der Commerzbank, „dann werden wir ein aktiver Aktionär sein“, führte Orcel aus. Die Unicredit ist aktuell mit der Tochter Hypovereinsbank am deutschen Markt vertreten.
Bereits vergangene Woche legte Orcel in einem Interview mit Bloomberg (Bezahlschranke) vor und erklärte, dass eine Übernahme nun eine Option sei: „Wir könnten raufgehen, wir könnten runtergehen, und wir könnten fusionieren.“ Und weiter erklärte Orcel: „Da wir jetzt Aktionär sind, können wir konstruktiv darüber nachdenken, ob wir alle mehr schaffen wollen als nur den Wert, den die Commerzbank als eigenständiges Unternehmen schaffen kann.“
Bei der Commerzbank bleibt man zurückhaltend
Andere Töne gab es natürlich von der anderen Seite. Die Commerzbank sei stark, und man halte an der Umsetzung der Strategie 2027 fest, um profitabler zu werden, sagte Knof am Rande einer Veranstaltung der Hochschule ESMT in Berlin. „Da ist jetzt zunächst mal unser Fokus drauf, und alles andere wird man dann sehen“, so Knof. Zu einem möglichen Zusammenschluss wollte er sich allerdings nicht konkret äußern.
Kontakt mit der Unicredit habe es gegeben. Man sei vom eigenen Plan überzeugt. Wenn gute Ideen vorgelegt werden würden, werde man diese im Sinne der Kunden, Mitarbeiter und Investoren prüfen, erklärte Knof. Orcels Aussagen habe er zur Kenntnis genommen und die Commerzbank begrüße den neuen Aktionär. „Aber ich kann ja nur dann bessere Vorschläge miteinander vergleichen, wenn die auch vorliegen, und die liegen nicht vor“, so Knof.
Bundesregierung blockiert „bis auf Weiteres“ Aktienverkäufe
Die Bundesregierung prüfte zunächst die Lage – und mittlerweile eine Position bezogen. Die Finanzagentur des Bundes verkauft „bis auf Weiteres“ keine weiteren Aktien. Die Commerzbank sei ein stabiles und ertragsstarkes Institut, „ihre Strategie ist auf Eigenständigkeit ausgerichtet“. Dies begleite der Bund bis auf Weiteres, indem er seine Beteiligung aufrechterhalte.
Der Einstieg der Unicredit war in der Form erst möglich, da die Bundesregierung ein Aktienpaket der Commerzbank verkauft hat. Das Mailänder Institut hat 4,49 Prozent der Aktien übernommen. Der Preis pro Aktie lag bei 13,20 Euro. Der Anteil der Bundesregierung an der Commerzbank sinkt von 16,49 auf 12 Prozent. Zunächst hieß es, der deutsche Staat wolle seine Anteile weiter reduzieren.