Philipp von Königsmarck und Axel Haus im Gespräch „Man bekommt ein Beta zur Wasserstoffindustrie“

Seite 2 / 2

Da steckt also einiges an Research drin. Wie passiv ist dieses ETF-Investment denn noch?

Haus: Die meiste Gestaltungsmöglichkeit gibt es während der Indexkonstruktion. Sobald der Index live ist, läuft die Berechnung regelbasiert ab. Im Fall des vorliegenden Index fließt zwar durch die externe Expertise des Datenanbieters aktives Research ein. Aber auch dieses folgt klar definierten und nachvollziehbaren Kriterien. Die Unternehmen müssen einen gewissen Teil in der Wertschöpfungskette der Wasserstoffindustrie einnehmen, ob nun als Produzent von Wasserstoff, als Hersteller von Brennstoffzellen oder deren Komponenten, als Gas-Spezialisten, die an wichtigen Punkten der Wertschöpfungskette aktiv sind, oder Unternehmen die beispielsweise die industrielle Mobilität via Wasserstoff vorantreiben. Dabei ist das Datenfeld dynamisch. Kommt ein neues relevantes Unternehmen in den Markt, spiegelt sich das im zugrundeliegenden Universum wider.

von Königsmarck: Ich kann verstehen, wenn man unsere Produkte als aktive ETFs bezeichnet. Wir nutzen ja die Informationen von langjährigen Experten zu einem Thema, richtiges Bottom-up-Research und besser sogar als das Analysten eines aktiven Fondsmanagers produzieren könnten. Wir bieten bei weitem keine herkömmlichen passiven Investments an, bei denen in einen Branchenindex investiert wird, der durch eine Market-Cap-Gewichtung zustande kommt. Als Anleger hat man dann vor allem die großen Unternehmen gekauft und schaut eher in den Rückspiegel der Kapitalmärkte.


Ist im Index ein Risikomanagement angelegt?

Haus: Nein. Der Index setzt sich aus aktuell 28, jeweils zum Anpassungstag gleichgewichteten, Aktien zusammen. Grundsätzlich werden die Unternehmen von Global Data in definierte Segmente der Wasserstoffindustrie eingeordnet. Im nächsten Schritt werden die Aktien auf Basis dieser Einordnung für den zugrundeliegenden Index regelbasiert ausgewählt. Im Ergebnis – und das ist ja das Interessante dieses Ansatzes – bekommt man ein Beta zur Wasserstoffindustrie. Ein sehr chancen-orientiertes Investment mit einer höheren Volatilität im Vergleich zum Gesamtmarkt, aber besser als einzelne Aktien rauszupicken. Denn da besteht immer die Frage: „Picke ich die richtige Aktie?“

von Königsmarck: Gerade bei diesem jungen Investment-Thema ist das enorm wichtig. Denn: Man investiert überwiegend in Small- und Mid-Cap-Unternehmen. Niemand weiß heute, wer als Gewinner aus einer möglichen Konsolidierung einer jungen Branche hervorgehen wird. Der Markt ist da noch zu sehr in ständiger Veränderung. In saturierten Industrien mag es hingegen eher auf hochaktives Research, auf das Stockpicking weniger Champions ankommen. Am Anfang von Wachstumsphasen ist es indes wichtiger, diese systematisch zu erfassen. Und das bieten wir mit unseren Themen-ETFs.


>>Zur Liste aller Fonds mit dem Fokus auf Erneuerbare Energien


Über die Interviewten:
Philipp Graf von Königsmarck leitet für Legal & General Investment Management, kurz LGIM, den Wholesale-Vertrieb in Deutschland und Österreich. Zu LGIM war er 2018 von Fidelity International gewechselt, bei der von Königsmarck für den Vertrieb an Family Offices und Vermögensverwalter zuständig war.

Axel Haus leitet das qualitative Research-Team des Indexanbieters Solactive. Für die Frankfurter ist er seit Sommer 2019 tätig. Zuvor leitete der promovierte Volkswirt das Investment-Office der Deutsche Bank im Geschäftsfeld „Private & Commercial Clients Germany“.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen