Philipp von Königsmarck und Axel Haus im Gespräch „Man bekommt ein Beta zur Wasserstoffindustrie“

Philipp Graf von Königsmarck von LGIM (li.) und Axel Haus von Solactive

Philipp Graf von Königsmarck von LGIM (li.) und Axel Haus von Solactive: Im Gespräch erklären die beiden, wie man die Nachfrage nach einem jungen Investment-Trend wie Wasserstoff bedient Foto: LGIM, Solactive

private banking magazin: Wasserstoff-Investments sind derzeit gefragt. Wie schnell muss man als Asset Manager sein, um einen solchen Trend bedienen zu können?

Philipp von Königsmarck: Die ersten Nachfragen zum Investment-Thema hatten wir bereits vor zwei Jahren. Wir bei LGIM fanden allerdings lange Zeit, dass es in diesem Bereich zu wenige Unternehmen gibt, um einen Wasserstoff-Index sinnvoll abzubilden.

Das hat sich jetzt geändert?

von Königsmarck: Wir haben es gelöst, indem wir unseren Themen-ETF L&G Hydrogen Economy nicht ausschließlich auf Wasserstoffhersteller begrenzen, sondern auf die gesamte Wertschöpfungskette. Somit haben wir ein ausreichend großes Universum. Konkret ist das größer als 150 Unternehmen und wir reduzieren es auf aktuell 28 Titel im ETF-Portfolio. Für uns gilt aber: Wir hatten bislang noch nie so früh bei einem aufkommenden Investment-Thema eine Produktlösung parat wie bei Wasserstoff. Deutlich früher als seinerzeit beim Batterie- oder Cyber-Thema.

Für die Indexlogik und -berechnung ist Solactive als Partner dabei. Was sind bei der Entwicklung die größten Zeitfresser, Herr Haus?

Axel Haus: Wir versuchen immer Geschwindigkeit und Flexibilität für jeden Kunden zu erfüllen. Im Fall von Themen-Investments ist vor allem der Aspekt der Geschwindigkeit wichtig, dem Time-to-Market. Zeit kosten regulatorische Themen wie die Produktzulassung, die Absprachen mit dem externen Datenanbieter oder dem Abstimmen der finalen Indexmethodik. Das tatsächliche Aufsetzen eines Index geht dann recht schnell. Ein Umstand, der aber auch wichtig ist, weil Themen-ETFs meist in stark wachsenden Feldern platziert werden. Beim vorliegenden Solactive Hydrogen Econonmy Index sehen wir bei der Rückrechnung eine Vervierfachung des Indexkurses seit November 2018. Entsprechend groß ist das Interesse der Investoren – und die will man ja zügig bedienen.


Wann hat ein Investment-Thema genügend Relevanz, so dass LGIM aktiv wird?

von Königsmarck: Es gibt in der Tat gewisse Mindestvoraussetzungen. Wir müssen bei entsprechenden Unternehmen ein Umsatzwachstum im zweistelligen Prozentbereich pro Jahr sehen – und das auf die nächsten fünf bis zehn Jahre. Zudem braucht man genügend Unternehmen, die das Thema repräsentieren, und natürlich eine Kundennachfrage. Diese muss man meist verdichten. So sind wir vor einigen Jahren gefragt worden, ob wir nicht ein Lithium-Investment lancieren können. Nach einigen Gesprächen stellte sich heraus, dass es vielmehr um das Thema Elektro-Mobilität und Energiespeicher-Technologie geht, also kein reines Rohstoff-Investment. Und ein Thema darf nicht in seiner Wachstumsaussicht von sich aus begrenzt sein, wie beispielsweise 5G. Der Mobilfunkstandard läuft nur so lange bis es irgendwann 6G gibt.

Woher kommen beim jüngst aufgelegt Wasserstoff-ETF die notwendigen Daten?

von Königsmarck: Wie auch schon bei einem anderen Themen-ETF arbeiten wir mit Global Data zusammen. Mit der Expertise des Datenanalyse-Unternehmens und deren Wasserstoff-Datenbank bestimmen wir das dem ETF zugrundeliegende Universum. In der Datenbank sind Unternehmen weltweit erfasst, die in der Wasserstoffbranche tätig sind.  Durch diese Daten sind wir in der Lage zu verstehen, welche Rolle unterschiedliche Firmen in der Wasserstoff-Wertschöpfungskette jeweils einnehmen.