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Makro-Ausblick für 2017 von Michael Hasenstab Die Eurozone und Japan brauchen schwache Währungen

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Die Schwäche des Euro und des japanischen Yen wird sich fortsetzen

Bei steigenden Zinsen in den USA gehen wir von einer anhaltenden Stärke des US-Dollars gegenüber einigen anfälligen Währungen aus, insbesondere Euro und Yen. Im Oktober war an den Märkten eine Rückkehr des Euro und Yen zum Abwertungstrend zu beobachten, als die Renditen der US-Schatzanleihen stiegen, während die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BoJ) ihre außergewöhnlich lockere Geldpolitik fortsetzten.

Diese Abwertungen verstärkten sich im November nach dem US-Wahlergebnis, als die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries auf über 2,20 Prozent anstieg. Nach unserer Meinung spricht weiterhin viel für eine Fortsetzung der Geldschwemme in der Eurozone und Japan. Sehr viel mehr noch als die USA sind beide Regionen auf schwache Währungen angewiesen, um ihren Export und ihr Wirtschaftswachstum zu unterstützen. Zudem brauchen beide Regionen Inflation, insbesondere Japan.

Der wachsende Zinsabstand zwischen den niedrigen bis negativen Sätzen in der Eurozone und Japan und den steigenden Renditen der US-Treasuries dürfte die Ziele der EZB und BoJ unterstützen, indem die Zentralbanken motiviert werden, deutlichere Maßnahmen zu treffen, nachdem sie jetzt effektiver gegen die stärkeren Zinsanhebungen in den USA umgesetzt werden können. Der Euro gerät auch aufgrund steigender politischer Risiken unter Druck, nachdem populistische Strömungen in der Europäischen Union  zuletzt an Zustimmung gewinnen. Die 2017 anstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland werden wichtige Signale dafür sein, wie widerstandsfähig oder anfällig der politische Wille für die Fortsetzung der EU und der Eurozone als Projekt ist.

Insgesamt ist Europa im nächsten Jahr eher auf eine Fortsetzung der Geldschwemme und der Euroschwäche angewiesen als Japan, wo der Bedarf eher laufend und langfristig ist. Trotzdem gehen wir bei beiden Währungen von einer Schwäche im nächsten Jahr aus.

Ausgewählte Schwellenmärkte dürften solide und unterbewertet bleiben

Für die Schwellenmärkte gehen wir nach wie vor von erheblichen Unterschieden zwischen anfälligen und einigen solideren Volkswirtschaften aus. Nach der US-Wahl reagierten die Märkte im November für zahlreiche Emerging Markets negativ, weil sie nachteilige Folgen der protektionistischen US-Politik für den Welthandel befürchteten. Wir beobachten jedoch, dass die künftige Regierung sich von den früher angekündigten enormen Zöllen abwendet und eher auf freien und fairen Handel setzt. Es gibt aus unserer Sicht mehrere Szenarien, in denen die tatsächlichen Folgen einer geänderten Handelspolitik auf bestimmte EM-Volkswirtschaften minimal bis vernachlässigbar sein dürften.

Darüber hinaus haben mehrere Schwellenländer bereits im letzten Jahr schwere Krisen gemeistert und erweisen sich weitaus kräftiger, um potenzielle Steigerungen der Handelskosten in den Margen abzufedern, als die Märkte derzeit wahrnehmen. In den vergangenen zehn Jahren haben zahlreiche Länder ihre Devisenpolster erhöht, bei ihren Leistungsbilanzen einen Überschuss oder nahezu ein Gleichgewicht erreicht, ihre Staatshaushalte saniert und ihre Verbindlichkeiten in US-Dollar abgebaut.

In Zeiten kurzfristiger Unsicherheit tendieren die Märkte dazu, die potenziellen politischen Faktoren in den USA zu übertreiben und den wichtigeren Binnenfaktoren in den Ländern zu wenig Beachtung zu widmen. Wir gehen davon aus, dass diese Bewertungen langfristig zu ihren grundlegenden Fundamentaldaten zurückkehren werden, wenn die Märkte ihren tatsächlichen Wert genauer erfassen.