Mainsky-Berater Adolf Rosenstock Fallende Realzinsen sind ein Dilemma für die EZB

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Das folgende Chart zeigt, wie verhalten die Kreditnachfrage auf sinkende Realzinsen reagiert. Es scheint, als würden umgekehrt die Zinsen der Kreditnachfrage folgen. Bestenfalls kann man hypothetisch sagen, dass die Kreditvergabe ohne niedrigere Zinsen noch stärker gefallen wäre.

In der neuen Umfrage der EZB zur Kreditnachfrage sind die Salden für Firmen- und Konsumentenkredite auf null gefallen. Nur die private Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen steigt noch. Es gibt keine Wachstumsimpulse der Geldpolitik mehr.

QE wurde falsch verstanden

Als die Zentralbanken begannen, mit Quantitative Easing (QE) die Wirtschaft anzukurbeln, wurde ihnen von vielen Seiten vorgeworfen, mit dem Anwerfen der Gelddruckmaschinen die Inflation massiv anzuheizen. Es grassierte die Angst vor einer Wiederholung der Hyperinflation in den 20er Jahren – vor allem in Deutschland war die Kritik besonders heftig. Dabei wurde aber vollkommen verkannt, dass eben kein neues Geld gedruckt wird, mit dem der Staat Ausgaben finanziert wie in den 20ern. Vielmehr kauften die Zentralbanken Assets im Markt und schrieben dafür den Banken auf ihren Zentralbankkonten entsprechende Beträge gut.

Die Banken sollten diese Mittel dann an Kunden ausleihen. In der Eurozone hat die EZB mit dem negativen Einlagensatz den Druck auf Banken zur Neukreditvergabe noch verstärkt. Was aber, wenn die Kunden keine neuen Kredite haben möchten? So war es von 2011 bis 2014 und so ist es jetzt wieder. Im Endergebnis sind die Überschussreserven der Banken bei der EZB stark angestiegen. Die von der EZB neu geschaffenen Gutschriften auf den EZB-Konten der Banken blieben zur Hälfte ungenutzt liegen. Dafür zahlen die Banken einen Strafzins in Höhe von EUR 7,5 Mrd. pro Jahr (Deutschland EUR 2,4 Mrd. und Frankreich EUR 2,0 Mrd.). Angesichts der sehr niedrigen Gewinne ist dies eine erhebliche Belastung, die den Aufbau von Risikopuffern erschwert.