Lutz Röhmeyer gründet Fondsboutique „Mir ging es um kurze Entscheidungswege und Investieren ohne Benchmark-Denke“

Lutz Röhmeyer, früher LBB-Invest, jetzt Capitulum Asset Management, erklärt seine Beweggründe für den Schritt in die Selbstständigkeit.

Lutz Röhmeyer, früher LBB-Invest, jetzt Capitulum Asset Management, erklärt seine Beweggründe für den Schritt in die Selbstständigkeit. Foto: Capitulum Asset Management

private banking magazin: Herr Röhmeyer, Sie haben die Capitulum Asset Management gegründet. Was hat Sie dazu bewogen?

Lutz Röhmeyer: Der Beweggrund für den Schritt in die Selbständigkeit war vor allem die konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Erfolgsstory bei der Verwaltung verschiedener Zinsstrategien für institutionelle und private Anleger. Der Zeitpunkt ergab sich im Zusammenhang mit den strategischen Änderungen aus der vollständigen Integration der LBB-Invest sowie der Fondskonzepte in die Organisation der Dekabank. Dabei vollzog sich die Trennung nach 22 Jahren der Betriebszugehörigkeit wertschätzend und im besten gegenseitigem Einvernehmen, ohne beidseitiger Kommentierung der Gründe für mein Ausscheiden.

Welchen Vorteil sehen Sie durch Ihr gewähltes Setup?

Röhmeyer: Nur durch die eigene Investmentboutique hier am Standort Berlin können wir künftig den gewohnten Investmentprozess samt geforderter Qualität und Unabhängigkeit umsetzen. Insbesondere durch den ausschließlichen Fokus auf das Fondsmanagement erreichen wir die notwendigen Bedingungen für Outperformance wie Flexibilität bei hohen Freiheitsgraden, kurze Entscheidungswege ohne Gremienabhängigkeiten und können aktives Investieren abseits des Benchmark-Denkens sicherstellen. Nur so lässt sich eine Deckungsgleichheit der Interessen der Investoren und dem Management der neu gegründeten Gesellschaft herstellen.

Was zeichnet ihren Investmentansatz aus?

Röhmeyer: Die globalen Rentenstrategien der Capitulum Asset Management sollen in allen Marktphasen, also nicht nur im aktuellen Niedrigzinsumfeld, durch indexfreies Investieren den international verfügbaren Zinsvorteil der von uns selektierten Anleihen systematisch vereinnahmen, ohne dabei die Risikoseite im Portfolio übermäßig zu belasten. Als strategischer Investor verfolgen wir den besonders disziplinierenden Buy-and-Hold-Ansatz zur Reduktion von Transaktionskosten mit einem gestaffelten Leiterlaufzeitenportfolio. Dies hält bei kurzer Zinsbindungsdauer die Durationsrisiken auch bei steigenden Anleiherenditen klein. Durch die Fokussierung auf supranationale Emittenten wie Förderbanken werden Ausfallrisiken bei angestrebtem A-Rating begrenzt und trotzdem aktuell mit über 8 Prozent eine ansprechende Ablaufrendite erzielt. Die jährlichen Ausschüttungen runden das Profil ab.     

Bei der Gründung einer Fondsboutique kann man marktseitig auch Pech haben. Wie schätzen Sie ihr aktuelles Marktumfeld für die neuaufgelegten Fonds ein?

Röhmeyer: Seit der Frankreichwahl vor fast genau einem Jahr belastete vor allem die historisch zu bezeichnende US-Dollar-Schwäche das Anlageergebnis von global investierenden Rentenfonds. Durch diese „Euro-phorie“ entstand eine aktuell sehr günstige, niedrige Ausgangsbasis für ertragreiche Lokalwährungsanlagen bei gleichzeitig unterstützenden Fundamentaldaten. Weltweit beobachten wir den für unsere Märkte förderlichen, ersten selbsttragenden und synchronen Konjunkturaufschwung seit der globalen Finanzmarktkrise im letzten Jahrzehnt. Gleichzeitig wurden die in der Tapering-Konfusion 2013 spürbaren Ungleichgewichte wie beispielsweise in den Leistungsbilanzdefiziten bereinigt, was die Märkte auf der Risikoseite weniger verwundbar macht.  

Sie starten Anfangs mit zwei Bekannten aus LBB-Invest-Zeiten, dem Capitulum Weltzins-Invest und dem Capitulum Rentenstrategie optimiert. Da Sie mitunter seltenere Anleihen ins Portfolio nehmen und Bondpicking betreiben: Wie lange dauert es, wieder ein breitgefächertes Portfolio aufzubauen?

Röhmeyer: Mit dem erwarteten Startvolumen sind wir überzeugt, einen relativ nahtlosen Übergang für unsere Erstinvestoren zu gewährleisten. Natürlich sind wir in den Nebenmärkten stark von der Verfügbarkeit des Anleiheangebotes abhängig. Demgegenüber steht allerdings ein wendigeres Portfolio, das mit den gewonnenen Freiheiten der unabhängigen Selbstbestimmung ohne die Notwendigkeit von Kompromissen die erfolgversprechendsten Anleihen nach dem langjährig robusten Anlagekonzept selektieren kann. Dieser Auswahlprozess in Reinkultur wird bereits kurze Zeit nach der Fondsauflage abgeschlossen sein.