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Lokalwährungsanleihen aus Asien Steigende US-Zinsen, na und? Institutionelle dürften entspannt bleiben

Marcelo Assalin, Manager des ING (L) Renta Fund Asian Debt Local Bond.

Marcelo Assalin, Manager des ING (L) Renta Fund Asian Debt Local Bond.

private banking magazin.de: Der Markt für asiatische Anleihen ist noch relativ jung. Ist der Markt liquide und ausreichend diversifiziert?

Marcelo Assalin: Ja, das Angebot hat sich seit der Asienkrise Ende der 90er Jahre stark entwickelt. Unser Asian Debt Local Bond Fund investiert schwerpunktmäßig in Lokalwährungsanleihen. Gerade dieser Markt ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Es überwiegen nach wie vor Staatsanleihen, aber auch Unternehmensanleihen sind zunehmend im Angebot. Der Kern des Lokalwährungsuniversums in Asien besteht aus elf Märkten. Diese bieten ein breites Spektrum von Anlagemöglichkeiten. Wir investieren nicht nur in Anleihen, sondern auch in Geldmarktinstrumente und können so zusätzlich Währungen spielen.

Beschreiben Sie bitte kurz Ihren Investmentprozess.

Wir analysieren die Anlagemöglichkeiten auf verschiedenen Ebenen. Wir schauen uns das globale Marktumfeld an, das einen großen Einfluss auf die asiatischen Anleihen hat. Dazu zählt zum Beispiel die Entwicklung der Zinsen in den großen Industriemärkten. Daneben analysieren wir die Fundamentaldaten der einzelnen asiatischen Länder, in denen wir investieren. Zudem blicken wir auf die Kapitalflüsse und auf die Bewertungen der Anleihen. Aus unseren Erkenntnissen entwickeln wir eine Strategie für die Zinsseite und eine für Währungen.

Wie lief das Jahr bisher?

2014 war für Asien bislang ein sehr aufregendes Jahr. Wir hatten die Unruhen in Thailand, die im Mai im Militärputsch gipfelten und auch wirtschaftliche Auswirkungen hatten. Es gab die Premierminister-Wahl in Indien und eine heiß umstrittene Wahl in Indonesien. Und dann kam noch das schwache Wachstum in China hinzu. Die Anleihemärkte waren insgesamt jedoch positiv. Unser Asian Debt Local Bond Fund legte bis Ende Juli um knapp 6 Prozent zu.  

Eine gute Nachricht nach dem durchwachsenen Jahr 2013.

Die Tapering-Ankündigung der Fed im Mai letzten Jahres hatte für eine Korrektur gesorgt. Davon waren aber nicht nur die asiatischen Bond-Märkte, sondern so ziemlich alle Märkte betroffen. Es gab sowohl in den Emerging Markets als auch in den Industrieländern einen Ausverkauf.

Im Herbst wird die Fed voraussichtlich ihre Anleihekäufe bis auf Null gedrosselt haben. Dann rückt die nächste Stufe, die Erhöhung des Leitzinses, weiter in den Vordergrund. Gibt es einen neuen Ausverkauf?

Solche Turbulenzen wie vergangenes Jahr erwarten wir nicht. Die Korrektur war übertrieben. Vor allem Privatanleger haben Geld aus den Emerging Markets abgezogen. Die institutionellen Investoren sind weitgehend investiert geblieben. Das dürfte sich auch nicht ändern, wenn die US-Zinsen angehoben werden. Institutionelle Investoren sind eher langfristig ausgerichtet, was sich positiv auf die Volatilität in den Märkten auswirkt.

Nicht nur die US-Zinsen beeinflussen die asiatischen Märkte, auch China spielt für viele Emerging Markets eine wichtige Rolle. Ist das gedämpfte Wachstum, das Sie bereits ansprachen, ein Problem?

Das Wachstum schwächelt, aber die Leistungsbilanz wird positiv überraschen. Wir glauben, dass die Regierung die Lage im Griff hat. Sie trifft die richtigen Maßnahmen, um die Konjunktur anzukurbeln und ihr Wachstumsziel von 7,5 Prozent zu erreichen. Risiken bleiben natürlich trotzdem. Der Reformeifer in China sollte sich aber bald deutlich auf die Kapitalflüsse im restlichen Asien auswirken.

Welche Rolle spielt China im Fonds?

Wir mögen die chinesische Währung. Der Renminbi ist eine wichtige Position im Fonds. Der Zugang zu chinesischen Anleihen ist für ausländische Investoren immer noch sehr restriktiv. Mittlerweile öffnet die Regierung jedoch nach und nach die Türen. Sobald es möglich ist, werden wir hier sicherlich kaufen. Schließlich ist der chinesische Anleihemarkt nach dem japanischen der größte in Asien. Den kann man als Investor nicht einfach ignorieren. Auch am indischen Markt gibt es noch Restriktionen. Ausländer können nur kleine Summen investieren. Hier dürfte es aber ebenfalls bald weitere Schritte in Richtung einer Öffnung geben. 

Wie sind Ihre Aussichten für den Rest des Jahres?

Wir erwarten ein für asiatische Lokalwährungsanleihen förderliches Umfeld und bleiben in der zweiten Jahreshälfte neutral bis positiv positioniert. Auf der Zinsseite sollten asiatische Bonds US-Anleihen outperformen. Die Währungsentwicklungen müssen differenziert betrachtet werden. Ein Anstieg der Renditen für US-Staatsanleihen, aber auch eine verfrühte Straffung der Geldpolitik in den USA oder in asiatischen Staaten würde die Märkte sicherlich belasten. Wir glauben, dass Investments in asiatischen Lokalwährungsanleihen gegenüber US-Anleihen und europäischen Bonds attraktiv bleiben und langfristig eine interessante Portfoliobeimischung darstellen. Sie kombinieren eine im Vergleich zu den Industrieländern hohe Rendite mit niedriger Volatilität. Asien ist die größte Wachstumsregion und bietet eine vielfältige Auswahl an Anleihe-Investments. Und die Märkte wachsen weiter.

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