Thematisches Investieren in Krisenzeiten „Lohngetriebener Inflationsdruck ist für solche Unternehmen letztlich etwas Gutes“

Andreas Fruschki, Leiter thematische Aktienanlagen bei Allianz Global Investors

Andreas Fruschki, Leiter thematische Aktienanlagen bei Allianz Global Investors: „Für Institutionelle stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie diese in die Asset Allocation integriert werden können. Müssen sie als Satelliten- oder können sie als Kerninvestment eingebaut werden?“ Foto: AGI

In Zeiten erhöhter Unsicherheit – wie wir sie derzeit haben – kann es ratsam sein, sich auf die Grundlagen erfolgreichen Investierens zurückzubesinnen und einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Konkret bedeutet dies, nicht die Probleme in den Vordergrund zu stellen, sondern nach Lösungen Ausschau zu halten. Für den Aktienbereich heißt das, insbesondere nach Unternehmen zu suchen, deren Geschäftsmodelle gestärkt aus der Krise hervorgehen können.

Dabei ist zunächst festzuhalten: Weder kriegerische Auseinandersetzungen noch Inflation oder Lieferkettenunterbrechungen stellen etwas gänzlich Neues oder gar Unüberwindbares dar. Darüber hinaus darf getrost unterstellt werden, dass Unternehmen diese Herausforderungen nicht als gegeben hinnehmen werden. Vielmehr arbeiten sie an deren Überwindung und investieren in Alternativen. Und von diesen Investitionen wiederum werden einige Unternehmen profitieren.

Damit wird klar – und dies ist wichtig: Auf verschiedene Teilbereiche des Aktienmarktes wird sich die Krise sehr unterschiedlich auswirken. Und diese Teilbereiche gilt es klarer herauszuarbeiten, Gewinner und Verlierer zu identifizieren. Dazu muss auf Gemeinsamkeiten der Unternehmen hinsichtlich gewisser Geschäftsmodelle abgestellt und geprüft werden, inwieweit diese mit Blick auf Herausforderungen und Opportunitäten exponiert sind. Traditionelle Aktienmarkt-Einteilungen nach Sektor, Geografie oder Unternehmensgröße erlauben hierauf nur wenig Rückschlüsse. Effektiver ist es hingegen, auf die Themenzugehörigkeit zu fokussieren und einen thematischen Investmentansatz zu verfolgen.


Mit Blick auf die eingangs genannten Herausforderungen, sei dies anhand konkreter Beispiele erläutert. Zunächst zur Geopolitik: Der Angriff der russischen Streitkräfte auf die Ukraine hat drastisch verdeutlicht, dass der geopolitische Wettbewerb um Einfluss zuweilen auch offen ausgetragen wird. Der Konflikt verstellt jedoch etwas den Blick darauf, dass China und Russland bereits seit längerem bestrebt sind, sich einerseits unabhängiger aufzustellen, andererseits ihren globalen Einfluss zu sichern oder auszubauen. Dies führt im Technologie-Bereich zunehmend zu einer multi-polaren Landschaft, bei der Auftragsvergabe kommen verstärkt strategische Erwägungen zum Tragen. Dieser Wettbewerb wird zunehmend militärisch, hauptsächlich aber digital ausgetragen.

Einflussnahme durch gezielte Medienmanipulation, digitales Ausspionieren, Cyber-Angriffe auf Infrastruktur – all dies gehört mittlerweile zum Standardrepertoire von Auseinandersetzungen. Neben konventioneller Aufrüstung wird daher zur Verteidigung auch das digitale Europa gestärkt werden müssen. Hiervon profitieren etwa Cybersecurity-Unternehmen, die weltweit mehr Aufträge erwarten können. Akzentuiert wird dieser Prozess dadurch, dass immer mehr und immer sensiblere Daten aus dem privaten Bereich in die Cloud verschoben werden. Dieser Trend ist bereits in der Vergangenheit angelegt, wird aber noch einige Zeit anhalten. Auch hierdurch steigt die Nachfrage nach adäquatem Schutz.