Liqid, Scalable Capital und Co. Wie Online-Vermögensverwalter die Branche erneuern

Digitale Vermögensverwalter und ihre Protagonisten (im Uhrzeigersinn, beginnend links oben): Salome Preiswerk von Whitebox, Christian Schneider-Sickert von Liqid, Solidvest-Initiator Jan Ehrhardt von DJE Kapital und Erik Podzuweit von Scalable Capital

Digitale Vermögensverwalter und ihre Protagonisten (im Uhrzeigersinn, beginnend links oben): Salome Preiswerk von Whitebox, Christian Schneider-Sickert von Liqid, Solidvest-Initiator Jan Ehrhardt von DJE Kapital und Erik Podzuweit von Scalable Capital

Es tut sich was im Land der Sparer. War maßgeschneiderte Vermögensverwaltung lange ausschließlich professionellen Investoren und wohlhabenden Privatanlegern vorbehalten, wächst seit einiger Zeit die Zahl digitaler Vermögensverwalter, die diese Dienstleistung einer breiteren Investorenbasis zugänglich machen wollen. Das betrifft aber nicht nur Kleinanleger, sondern öffnet auch Private-Banking-Kunden den Zugang zu Wealth-Management-Dienstleistung  wie im Fall Liqid.

Alle Anbieter eint das Versprechen einer automatisierten Geldanlage, einfach, transparent und auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten, das Ganze obendrein deutlich kostengünstiger als die etablierte Offline-Konkurrenz. Für Florian Prucker von Scalable Capital ist die Sache klar: „Das Geldgeschäft wird demokratisiert.“ Gemeinsam mit Finanzdienstleistern wie Liqid, Whitebox, Investify oder dem jüngst gegründeten DJE-Kapital-Ableger Solidvest gehört das Münchner Unternehmen in Deutschland zum Kreis derer, die angetreten sind, um den traditionellen Wettbewerbern das Geschäft streitig zu machen oder neue Anlegerschichten aufzubohren.

Allen in diesem Artikel betrachteten Anbietern ist die 32-KWG-Lizenz der Bafin gemein, sodass sie die Anlageentscheidungen im Kapitalmarktalltag eigenständig treffen können. Die Aufmerksamkeit für die Newcomer steht allerdings noch in krassem Gegensatz zur Rolle, die sie hinsichtlich des verwalteten Vermögens spielen. Expertenschätzungen zufolge dürften die in Deutschland digital verwalteten Gelder momentan noch unter einer Milliarde Euro liegen. Angesichts des insgesamt in Deutschland verwalteten Vermögens von rund 2,8 Billionen Euro eine eher homöopathische Dosis.

Doch die Gelegenheit für einen krachenden Angriff auf die Etablierten der Branche ist günstig: Getrieben von Margendruck und höherem regulatorischem Aufwand haben sich einige Private-Banking-Anbieter wie die Berenberg Bank aus Teilen des Markts zurückgezogen und konzentrieren sich stattdessen auf höhere Vermögen jenseits von einer, 2 oder 3 Millionen Euro, je nach Hausmeinung.

Die Fintechs indes setzen ihre monetären Einstiegshürden wesentlich niedriger an. So können Kunden beim Anbieter Liqid die Vermögensverwaltungsleistungen ab einer Anlagesumme von 100.000 Euro in Anspruch nehmen, während Solidvest mit 25.000 Euro, Scalable Capital mit 10.000 Euro sowie Whitebox und Investify mit jeweils 5.000 Euro noch einmal deutlich weniger Kapitaleinsatz verlangen.

Digitale Fragebögen

Anstelle des Beratergesprächs treten bei den Online-Vermögensverwaltern mehr oder weniger umfangreiche Fragenkataloge, die in erster Linie Risikoneigung, Anlagehorizont und -ziele, meist aber auch Verhaltensmuster des Anlegers ermitteln sollen. Ziel des Kunden-Profilings ist, jeweils eine passende Anlagestrategie mit entsprechendem Chance-Risiko-Verhältnis für den einzelnen Kunden zu finden.

Sie sind neugierig aufs Private Banking?

Wir auch. Abonnieren Sie unseren Newsletter „pbm daily“. Wir versorgen Sie vier Tage die Woche mit aktuellen Nachrichten und exklusiven Personalien aus der Welt des Private Bankings.

Für diese Risiko-Analyse stellt Scalable Capital Neukunden neun Fragen, bei Whitebox sind es 20. Diese lauten etwa: „Welche negative Wertentwicklung würden Sie für eine Chance auf höhere Renditen in Kauf nehmen?“ oder „Wie lange reichen Ihre Reserven, um Ihre laufenden Ausgaben und Verpflichtungen zu decken?“

Bei Liqid will man die Nutzer neben ähnlichen Fragen zudem besser einschätzen, indem man den Zustimmungsgrad zu Aussagen wie „Die Kosten von aktiv gemanagten Fonds drücken die Rendite unter den Marktdurchschnitt, da hilft auch die beste Anlagestrategie nichts“ abfragt. Aus der ermittelten Risikostruktur leiten die Anbieter einen Anlagekern ab.

Einige bieten den Kunden zusätzlich um dieses Core-Investment herum verschiedene  Themeninvestments an. Der Anleger kann so eigene Anlageschwerpunkte setzen – ganz im Sinn eines Core-Satellite-Prinzips. Investify hat beispielsweise Schwerpunkte wie „Disruptive Welt“, „Dividenden- könige“ oder „Ethisches Investieren“ im Angebot, bei Solidvest sollen vergleichbare Themen wie „Digitales Leben und Innovation“ oder „Marken und Luxus“ dazu dienen, das Portfolio zu individualisieren.