Liqid, Scalable Capital und Co. Wie Online-Vermögensverwalter die Branche erneuern

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Größere Unterschiede zeigen sich bei den im Maschinenraum genutzten Anlagevehikeln. Während bei Scalable Capital und Whitebox mit Verweis auf niedrige Kosten ausschließlich globale Indexprodukte (ETFs und ETCs) zum Einsatz kommen, nutzen Investify und Liqid auch aktiv gemanagte Fonds.

Bei der aktiven Strategie Liqid Select steuert HQ Trust, das Multi Family Office der Familie Harald Quandt, die Portfolios. Die Verantwortlichen des Family Offices haben darüber hinaus auch den Rebalancing-Algorithmus der passiven Variante Liqid Global mitentwickelt.

Einen anderen Weg schlägt Solidvest mit seiner Anlagestrategie ein: Hier setzt sich das Portfolio aus Direktinvestments in Aktien und Anleihen zusammen, welche die Portfoliomanager und Analysten der Muttergesellschaft DJE Kapital auswählen. Die Pullacher können Solidvest zwar auch als effizienten Vertriebskanal ihrer Vermögensverwaltung nutzen. Die Tochter ist aber kein Digitalisierungsvorhaben des Portfoliomanagements selbst.

Auch Investify, Whitebox und Scalable Capital haben prominente Unterstützung an Bord: Bei Investify kommt Super-Computer Aladdin von Blackrock zum Einsatz, um die Allokation herzuleiten – ein mächtiges Datenanalysesystem zur Bewertung von Aktien, Anleihen, Devisen und Kreditpapieren, das beispielsweise auch die Deutsche Asset Management verwendet. Whitebox arbeitet für die Produktauswahl und die Zusammenstellung der Anlageklassen mit dem Analysehaus Morningstar zusammen, das ähnliche Daten liefern soll.

Scalable Capital kann mit Stefan Mittnik als Teil des Gründerteams aufwarten. Der Inhaber des Lehrstuhls für Finanzökonometrie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München gilt als Experte für Analyse, Modellierung und Prognose von Finanzmarktrisiken.

Auch wenn Anbieter wie Whitebox darauf verweisen, dass das Team gemeinsam mit Geschäftsführer Andreas Sarasin beim Anlageprozess das letzte Wort hat, basiert die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells der Online-Vermögensverwalter doch  maßgeblich auf Algorithmen. Gefüttert mit komplexen mathematischen Modellen können die Programme im Gegensatz zum Menschen in kürzester Zeit enorme Datenmengen auswerten und mit Erkenntnissen aus Finanzmarktforschung und moderner Portfoliotheorie abgleichen.