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Leiter Vertrieb UBS ETFs Deutschland und Österreich im Gespräch „ESG wird deutlich wichtiger“

Dag Rodewald leitet den ETF-Vertrieb der UBS Asset Management in Deutschland und Österreich

Dag Rodewald leitet den ETF-Vertrieb der UBS Asset Management in Deutschland und Österreich

Wie beurteilen Sie aus vertrieblicher Sicht das Börsenjahr 2016?

Dag Rodewald: 2016 war bislang ein äußerst anspruchsvolles Jahr, sowohl für unsere Kunden als auch für uns als ETF-Anbieter. Die unerwartet starke Marktkorrektur im Januar und Februar, die Brexit-Abstimmung Ende Juni in England und nicht zuletzt das weiterhin andauernde Niedrigzinsumfeld haben die Marktteilnehmer stark verunsichert, was wiederum zu einer spürbaren Zurückhaltung bei Investitionsentscheidungen geführt hat. Diese Zurückhaltung zeigt sich in deutlich niedrigeren Nettomittelzuflüssen als im Vorjahr. Das gilt gleichermaßen für uns als auch für die gesamte europäische ETF-Branche.

Welche Trends lassen sich erkennen?

Rodewald: Da möchte ich vier wesentliche Trends nennen. Erstens das deutlich zunehmende Interesse an unseren SRI-ETFs. Dazu passt sicherlich auch, dass in den Medien spürbar häufiger über das Thema „Nachhaltiges Investieren“ berichtet wird als noch vor wenigen Jahren.  Ein weiterer Trend sind zunehmende Investitionen in unsere Faktor-ETFs mit dem Ziel, das Risiko-Ertrags-Profil eines Portfolios zu verbessern. Hier setzen Anleger derzeit vorwiegend auf defensive Lösungen wie unsere Low-Volatility- und Quality-ETFs. Darüber hinaus haben wir seit Jahresbeginn signifikante Zuflüsse in unseren MSCI Emerging Markets ETF gesehen. Dieser hat sich in der Zwischenzeit zu unserem größten ETF in Bezug auf die Assets entwickelt. Und schließlich ist auch das Interesse an unseren ETFs auf europäische und amerikanische Investmentgrade-Unternehmensanleihen nach wie vor groß.

Sie haben zusammen mit MSCI gängige Marktindizes nach SRI-Kriterien aufgelegt. Neuland in der ETF-Welt. Welche Entwicklungen waren dafür ausschlaggebend?

Rodewald: Grundsätzlich stehen bei uns immer die Bedürfnisse unserer Kunden im Vordergrund, wenn wir neue ETFs auflegen. Immer mehr Investoren legen großen Wert darauf, im Einklang mit persönlichen Werten zu investieren, ohne dabei auf Rendite verzichten zu müssen. Diese Möglichkeit bieten wir mit unseren sozial verantwortlichen SRI-ETFs. Wichtig ist dabei, dass wirklich alle im ETF-Portfolio enthaltenen Wertpapiere die SRI-Kriterien erfüllen. Dafür sorgen ein klar vorgegebenes, transparentes Regelwerk des Indexanbieters MSCI und die Tatsache, dass UBS ETFs ihre Referenzindizes physisch replizieren.

Wie werden die nachhaltigen ETFs von Kunden angenommen?

Rodewald: Die Nachfrage unserer Kunden nach sozial verantwortlichen Produkten wächst konstant. In diesem Jahr konnten wir einen Zuwachs der verwalteten Assets um 45 Prozent gegenüber 2015 verzeichnen. Wir verwalten mittlerweile rund 750 Mio. Euro in unseren acht SRI-ETFs. Beeindruckend ist dabei, dass dieses Interesse aus ganz unterschiedlichen Kundensegmenten kommt. Asset Manager investieren ebenso wie kirchliche Investoren, Stiftungen, Versicherungen und Privatbanken.

Geht die Gleichung mehr Nachhaltigkeit gleich höhere Rendite wirklich auf?

Rodewald: Definitiv. Seitdem die unterschiedlichen SRI Indizes berechnet werden, liegt der risikoadjustierte Ertrag der SRI Indizes in nahezu allen Regionen über dem Ertrag ihrer Mutterindizes. Das trifft insbesondere auf den MSCI Emerging Markets SRI und den MSCI EMU SRI Index zu, gilt aber auch für die Indizes MSCI World SRI,  MSCI UK IMI SRI und MSCI Japan SRI.

Angenommen ein Indexmitglied verletzt die SRI-Kriterien – wie schnell kann dann reagiert werden?

Rodewald: Bei den SRI-Indizes auf der Aktienseite prüft der Indexanbieter MSCI zusätzlich zur jährlichen Überprüfung quartalsweise, ob Unternehmen in sogenannten kontroversen Geschäftsfeldern tätig sind und schließt diese dann gegebenenfalls aus. Darüber hinaus werden bei der quartalsweise stattfindenden Überprüfung auch diejenigen Unternehmen ausgeschlossen, die ein ESG Rating unterhalb von BB oder einen Impact Monitor Score  unter 1 aufweisen. Allerdings können Unternehmen bei besonders schweren Verstößen auch zwischen den Review-Perioden aus den SRI Indizes entfernt werden. Auf der Anleiheseite werden sofort diejenigen Emittenten aus dem Index entfernt, die beim Impact Monitor Score einen Wert von unter 1 aufweisen.

Wagen Sie mal einen Blick in die Zukunft: Werden SRI-Kriterien schon bald eine Rolle bei der Unternehmensbewertung spielen?

Rodewald: Meiner Meinung nach werden ESG-Ratings in Zukunft für die Beurteilung von Unternehmen deutlich wichtiger und zunehmend in Investmentprozesse integriert, um materielle ESG-Risiken und -Chancen zu bestimmen, die bei der klassischen Finanzanalyse meist außen vor bleiben. . Wie wichtig das sein kann, haben in der jüngeren Vergangenheit nicht zuletzt der Brand auf der BP-Ölplattform Deepwater Horizon im Jahr 2010 oder der VW-Abgasskandal 2015 gezeigt.

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