Leiter Asset-Allokation bei UBS „Bei Mischfonds sind 200 Milliarden Dollar in Bewegung“

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Den institutionellen Investoren sind die Rentenmärkte als Stabilisator weggebrochen. Wie kommen die damit klar?

Köster: Da gibt es zwei Möglichkeiten. Kunden gehen mehr in die Illiquidität, also Richtung Private Equity oder Immobilien. Oder sie versuchen die Lücke über mehr Taktik zu schließen. Private Equity und Immobilien können die Kunden selber kaufen. Die taktische Seite ist ungleich schwerer. Wie sollen Zentralbank-Meetings oder politische Entscheidungen eingeschätzt werden? Da brauchen die meisten Investoren Hilfe. Und dafür gibt es nicht viele Adressen im internationalen Geschäft. Bei Ausschreibungen etwa von Staatsfonds, großen US-Stiftungen und Pensionskassen trifft man in der Regel die „üblichen Verdächtigen“, eine Gruppe von etwa zehn Anbietern.

Wenn diese Gruppe gleich gelagerte, taktische Entscheidungen trifft, kommt aber viel Kapital auf die Waage.

Köster: Das ist in der Tat nicht ohne. Eine Veränderung einiger wirklich großer Anbieter um nur 10 Prozent setzt schnell einmal 200 Milliarden Dollar in Bewegung. Das war früher kein Problem. Nur nach 2008 dürfen die Investmentbanken kaum noch Risiko tragen. Aufs Buch nehmen für 99, umdrehen und es für 100 weiterreichen, das gibt es so nicht mehr. Heute heißt es: Ich kaufe es dir eventuell ab, nachdem ich mich ein wenig umgeschaut habe. Das kann Tage dauern oder sogar Wochen. Die Liquidität hat abgenommen, und dadurch ist die Welt eine andere.

Mit welchen Konsequenzen?

Köster: Wir stellen uns die Frage, was wir erzielen wollen. Aktien sind liquide, Immobilien nicht. Aber dazwischen gibt es vieles, was unter normalen Umständen täglich gehandelt und somit gepreist wird, das aber oft genau dann, wenn man es verkaufen möchte, illiquide wird. Das haben wir ja während der Finanzkrise erlebt.

Können Sie zwischen guten und schlechten Risiken unterscheiden?

Köster: In gewisser Hinsicht bleibt es ein Versuch, bei dem man natürlich auch einmal schiefliegen kann. Deshalb ist eine Diversifikation essenziell für Anleger. Natürlich können wir nicht zu 100 Prozent vorhersagen, welches Investment gut und welches schlecht läuft. Aber wir haben innerhalb der UBS eine sehr hohe Research-Kompetenz, die uns unterstützt, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die besten Fondsmanager haben eine Hit-Ratio von 60 zu 40. Daher müssen wir frühzeitig die Verlierer aussortieren und die Gewinner laufen lassen: Dies gelingt uns, und das macht gute Fondsmanager aus.



Über den Interviewten:
Andreas Köster leitet von Zürich aus die Abteilung Asset Allocation und Währungen der UBS Asset Management. Unter seiner Leitung werden auch die Multi-Asset-Strategien der Fondsgesellschaft entwickelt. Köster ist seit 2009 bei UBS Asset Management. Zuvor war er für Schroder Investment Management in einer vergleichbaren Position tätig. Weitere Stationen waren bei Axa Investment Managers, der Commerzbank und der Société Générale.

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