BCG-Studie Lehren der Krise: Gutes Wachstum, schlechtes Wachstum

Laut einer Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) arrangieren sich Investoren zunehmend mit der Nervosität der Märkte, die die Finanzkrise von 2008/2009 hinterlassen hat. Aus der Studie der drei BCG-Partner Jeff Kotzen, Tim Nolan und Frank Plaschke geht hervor, dass Anleger langfristige Wertschöpfung zunehmend bloßem Umsatzwachstum vorziehen.

Die Unternehmensberatungsfirma rief zum fünften Mal zu ihrer jährlichen Umfrage auf. Diesmal erhielt sie 125 Antworten von etwa 650 Anfragen bei Portfoliomanagern – das entspricht einer Rückläuferquote von 19 Prozent. Insgesamt verwalten die 125 Manager ein Vermögen von rund einer Billion US-Dollar. In einem Vorabdruck der Studie, der DAS INVESTMENT.com vorliegt, geht BCG auf vier Kernergebnisse ein.

Zunächst stellt die Beratungsfirma fest, dass Investoren im ersten Quartal 2013 die gegenwärtige Lage (wieder einmal) optimistischer beurteilen als 2012. Vergleicht man die aktuellen Daten mit den Ergebnissen der Studie seit 2009, so ergibt sich ein interessantes Muster, aus dem man die Unsicherheit nach der Finanzkrise sehr deutlich herauslesen kann: Ähnlich optimistisch waren die Investoren zuletzt 2011 (mit 53 Prozent Optimisten, gegenüber aktuell 52 Prozent). In den Krisenjahren 2009 und 2010 gab es zwar mit 15 Prozent überdurchschnittlich viele „sehr optimistische“ Anleger, insgesamt war die Stimmung an den Finanzmärkten mit 56 Prozent jedoch verständlicherweise gedrückt.

Zweitens kommt BCG zu dem Schluss, dass sich die Grundlage dieses erneuten Optimismus aufgrund der Krise allmählich geändert habe. So gaben 80 Prozent der Investoren an, dass sie bei einem gut aufgestellten Unternehmen langfristige Wertschöpfung wichtiger einschätzen als kurzfristigen Gewinn. 2012 sahen das nur 63 Prozent so. Dieser Trend lässt sich auch mit längerfristigen Daten belegen: Während 2009 und 2010 noch knapp jeder Dritte angab, dass kurzfristiges Wachstum die wichtigste Kennzahl für Investmententscheidungen sei, sehen das zuletzt nur noch 10 Prozent so.

Durch diese Betonung der Wertschöpfung sollte man sich allerdings nicht zu der Ansicht verleiten lassen, dass den Anlegern mittlerweile egal ist, ob ein Unternehmen Gewinne oder Verluste macht. Die Frage nach der Natur des Wachstums ist dabei allerdings wichtiger geworden. Organisches Wachstum steht weiterhin hoch im Kurs der Anleger, während Wachstum durch Übernahmen und Fusionen 18 Prozentpunkte weniger Fans hat. Drei der vier Ergebnisse lassen also auf ein behutsam ausgeglichenes Verhältnis zwischen Wertschöpfungszuwachs und steigenden Umsatzzahlen schließen.

Ein Wink mit dem Zaunpfahl für die Management-Etagen ist indes die vierte und letzte Aussage der Studie: Beinahe 60 Prozent der Anleger halten Unternehmen, in die sie investiert sind, für teilweise oder gar komplett schlecht an die Situation nach der Krise angepasst. Hoffnung gibt es zum Schluss allerdings auch noch: Im Vergleich zu 2009 bescheinigen doppelt so viele Anleger den Unternehmen gute Anpassung an die neuen Umstände: Auf mittlerweile 41 Prozent.

Der vollständige Bericht zur Studie soll im Herbst 2013 erscheinen.

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