Lasst die Zahlen sprechen Wie es um Europas Unternehmensgewinne und Aktienbewertungen steht

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Höhenflug des Tec-Dax

Biotech-Titel schießen hier den Vogel ab. Auf Sektorebene ragt auch in Deutschland der Tec-Dax heraus. Aktien dieser beiden Branchen kennen kein Halten mehr. Vertikal ist die beste Beschreibung für einige der Kursverläufe. So notiert der deutsche Tec-Dax auf einem KGV von 38. Und auch die Kurs-Buchwert-Kennzahl gibt Anlass zur Sorge.

Die Liquiditätsschwemme der Notenbanken und die damit einhergehende M&A-Aktivität trieb die Kurse bisher an. Natürlich kann diese Party noch weiter gehen. Wir halten allerdings aus Erfahrung fest: Es ist besser die letzten Monate der Hausse nicht mitzumachen. Wenn die Kurse einmal purzeln, ist man als herdentriebgesteuerter, prozyklisch denkender Anleger meist zu spät damit, die Reißleine zu ziehen.

Lassen wir die Bewertung einmal außen vor, lässt auch schon ein simpler Blick auf die Kursentwicklung des Tec-Dax und des Nasdaq Biotech-Index erahnen, dass hie reine Kursblase entstanden ist.

Mehr denn je fühlen wir uns wohl, auf günstig bewertete Nischenunternehmen mit selbst kreiertem Wachstum zu setzen. Old-Economy-Aktien wurden auch in den 2000er belächelt. Doch können diese sehr wohl innovativ sein und sind oft für einen sehr günstigen Preis zu haben.

Die oben genannten Sektoren wie Biotech hingegen machen negative Schlagzeilen durch inkompetente, aber geldgierige Manager. Begriffe wie „pro forma“, „adjusted earnings“ oder Verweise auf Kurs-Umsatz-Kennziffern lenken vom ausbleibenden Cashflow ab. Das erinnert stark an den Neuen Markt. Die Flut an Börsengängen noch sehr junger und unprofitabler Unternehmen und die stark zunehmende Zahl an Insider-Verkäufen sollten zu denken geben.

Und wem das noch nicht Warnsignale genug sind, schaut auf die Kursverläufe derjenigen Unternehmen, die ihren Firmennamen den Zusatz „Blockchain“ oder „Bitcoin“ gegeben haben.



Über den Autor:
Marc Siebel ist Portfoliomanager und Gründer von Peacock Capital, einem bankenunabhängigen Asset Manager. Seine berufliche Karriere begann er 2000 im institutionellen Asset Management bei der damaligen West LB. Später wechselte er zum Bankhaus Lampe ins Asset Management und baute dort seine Spezialisierung auf europäische Nebenwerte aus. Siebel wurde in den vergangenen Jahren mehrfach im Rahmen des Thomson Reuters Extel Survey als einer der 30 besten Fondsmanager Europas ausgezeichnet.

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