Lackschuh statt Birkenstock Warum die Investmentbranche jetzt Nachhaltigkeit entdeckt

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Immerhin liefern Anleger der Investmentbranche eine Steilvorlage. So befragte das Wealth Management der UBS in diesem Jahr weltweit über 5.300 vermögende Anleger aus zehn Ländern zum Thema. Und siehe da: 65 Prozent der Befragten meinen, dass man die Welt verbessern sollte. Aber nur 39 Prozent haben nachhaltige Anlagen in ihren Portfolios. Zu den Hemmnissen gehören unter anderem Unklarheit, Unwissenheit und Angst vor Rendite-Einbußen (siehe Kasten).

                                            Quelle: UBS Wealth Management, Illustrationen: DMCA, Vecteezy.com, BSG Studio

Wobei gerade der Angst vor dünner Rendite inzwischen durch unzählige Studien die Grundlage entzogen ist. So stellte unter anderem die Rating-Agentur Scope Analysis fest, dass sich saubere und nicht ganz so saubere Fonds sehr wohl das Wasser reichen können. Laut Studie brachten nachhaltige europäische Aktienfonds in den vergangenen fünf Jahren 7,8 Prozent Gewinn im Jahr. Normale europäische Aktienfonds liegen mit 7,7 Prozent sogar ein Stückchen drunter. Bei den globalen Vergleichsgruppen steht es 10,7 Prozent zu 10,0 Prozent für die Nachhaltigen.

Das Ergebnis erscheint schlüssig, sobald man ESG-Kriterien nicht mehr als zusätzlichen Filter betrachtet, der das Anlageuniversum einschränkt. Stattdessen sollen sie vor künftigen, heute noch gar nicht sichtbaren Risiken schützen. „Was heute kostengünstige Produktionsstätten in Übersee sind, ist morgen schon der PR-Gau durch einstürzende Neubauten, Verletzte und Tote – Fernsehberichte inklusive“, bringt es die Nachhaltigkeitsexpertin Anette Bickmeyer auf den Punkt. Anderes Beispiel: Eben war es noch eine Abgas-Schummelei. Morgen ist es eine Milliardenklage und eine Automarke mit Totalschaden.

                                           Quelle: UBS Wealth Management, Illustrationen: DMCA, Vecteezy.com, BSG Studio

Stellt sich nur die Frage, wie ernst es die Neueinsteiger und die Industrie mit dem Trend überhaupt meinen. Bickmeyer hat Zweifel. „Klar ist nur, dass sich die Unternehmen in entsprechenden nationalen und internationalen Nachhaltigkeits-Rankings einen schlanken Fuß machen wollen“, meint sie. Viele Top-Manager würden Zahlen zu Mitarbeitervielfalt und Gesundheit, Menschenrechten, Lieferketten, Emissionen und Biodiversität noch immer als lästiges Gedöns abtun.