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Kurt von Storch Aktien, aber nicht alle

Kurt von Storch, Chef und Mitgründer der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch: „Dauerhaft lassen sich die gewaltigen Schuldenquoten nur über Inflation senken.“

Kurt von Storch, Chef und Mitgründer der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch: „Dauerhaft lassen sich die gewaltigen Schuldenquoten nur über Inflation senken.“ Foto: Flossbach von Storch

Zwischen all den schlechten Nachrichten gibt es auch gute, wie ich finde. Bezogen auf die Geldanlage ist das diese, zugegeben sehr subjektive Beobachtung: Immer mehr Menschen interessieren sich für das Thema, haben in den vergangenen Wochen und Monaten gefragt, ob es nicht ausgerechnet jetzt, in Krisenzeiten, sinnvoll wäre, mit einem Teil des Ersparten Aktien zu kaufen. Und das dann auch getan. Kaufen, wenn die Preise am Boden liegen, so wie gute Kaufleute das auch tun würden. Ich mag diese Haltung.

Staaten sind auf niedrige Zinsen angewiesen – dauerhaft

Sie spiegelt nicht zuletzt die Einsicht wider, dass mit Sparbuch oder Tagesgeldkonto künftig kein Vermögen mehr gebildet werden kann, sondern vernichtet wird. Denn eines ist gewiss: Die Hilfsmaßnahmen, die Covid-19 notwendig macht, werden die Staatsverschuldung in immer aberwitzigere Höhen treiben. Finanziert werden können die Verbindlichkeiten langfristig nur mit niedrigsten Zinsen – und dauerhaft gesenkt werden können die gewaltigen Schuldenquoten nur über Inflation. 2, 3, besser 4 Prozent Teuerung bei 0 Prozent Zinsen (vermutlich eher weniger) käme den Regierenden und deren Budgetplanung sicherlich entgegen; zumal diese Form der finanziellen Repression weit weniger Aufsehen bei den Wählern erregt als saftige Steuererhöhungen.

Der Gewinn liegt im Einkauf

Aktien sind für den langfristigen Anleger also ein Muss. Aber wie vorgehen? Und welche auswählen? Der Kaufmann hat recht: Der Gewinn liegt im Einkauf. Und die Kurse sind zuletzt deutlich gefallen. Trotzdem sollten Anleger bei der Auswahl ihrer Investments sehr genau hinschauen. Ein Unternehmen, dessen Aktienkurs kräftig verloren hat, ist nur dann interessant, wenn sich an seiner Substanz nichts verändert hat. Darum geht es bei der Analyse.

Corona-Krise verändert die Wirtschaft substanziell

Denn Covid-19 ist ein „Substanz-Veränderer“. Das Virus bedroht nicht nur die Gesundheit der Menschen, sondern auch ihre wirtschaftliche Existenz. Es stellt nicht nur einzelne Unternehmen auf den Prüfstand, sondern ganze Branchen, weil Covid-19 das Kundenverhalten, die Nutzungsgewohnheiten verändert. Geschäftsmodelle, die noch im Januar als einigermaßen verlässlich galten, sind es mit Blick auf die kommenden Jahre womöglich nicht mehr.

Die Auswahl guter Unternehmen wird noch wichtiger

Mehr denn je kommt es für Anleger deshalb darauf an, Unternehmen zu finden, die Covid-19 nicht nur irgendwie überleben, sondern stattdessen gestärkt aus der Krise hervorgehen. Unternehmen mit robustem Geschäftsmodell, einer solide finanzierten Bilanz und erstklassigem Management. Qualität schlägt langfristig den Durchschnitt, und, mindestens genauso wichtig: Aktien von erstklassigen Unternehmen schwanken in Krisenzeiten gewöhnlich weit weniger stark als die von durchschnittlichen.

Solide Portfolios sind gut für die Nerven der Anleger

Aus diesem Grunde würde ich ein Portfolio sorgfältig ausgewählter Unternehmen immer dem Investment vorziehen, dass den breiten Markt abbildet, so wie börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz: ETFs) das beispielsweise tun. Ein ETF unterscheidet nicht zwischen guten und weniger guten Geschäftsmodellen. Er nimmt einfach alle. Und wenn der betreffende Index absackt, sackt auch der ETF ab. Genauso heftig. Das muss man als Anleger dann aushalten können. Wer das kann, Hut ab, für den sind ETFs sicherlich eine kostengünstige Alternative, um in Aktien zu investieren. Aber: Die Wenigsten können das aushalten.

Sie werden stattdessen nervös, wenn die Kurse allzu sehr schwanken und laufen stets Gefahr, nahe der Tiefstände auszusteigen, weil der Leidensdruck dort am größten ist. Schlimmer noch: Sie neigen in der Folge dazu, nichts mehr mit Aktien zu tun haben zu wollen – und dass ausgerechnet in einer Zeit, in der sie auf die Renditen angewiesen wären, die ihnen der Aktienmarkt langfristig bietet.

Wer dagegen Geduld hat und Vertrauen in die Qualität seiner sorgfältig ausgewählten Unternehmen, der braucht selbst größere Index-Rücksetzer an den Börsen nicht zu fürchten. Er kann warten – und mit seinem Korb aus Qualitätsaktien vermutlich sehr viel besser schlafen.

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