Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) hat ihren Sitz künftig in Paris. Frankfurt, von der Bundesregierung als Alternative zum bisherigen EBA-Standort London ins Rennen geschickt, geht damit leer aus. Das ist das Ergebnis einer Abstimmung der Europaminister der 27 EU-Mitgliedsstaaten vom Montag in Brüssel, die wegen des Brexit nötig geworden war.
Neben Paris und Frankfurt hatten sich auch Brüssel, Dublin, Prag, Luxemburg, Wien und Warschau um den künftigen EBA-Sitz beworben. Die Mainmetropole kam im zweiten Wahlgang der geheimen Abstimmung lediglich auf vier der 27 Stimmen, während Paris und Dublin mit gleicher Stimmenzahl das Feld anführten. Am Ende entschied das Los für die französische Hauptstadt, in die die 159 EBA-Mitarbeiter nun spätestens Ende 2019 im Zuge des Brexit umziehen werden.
Deutsche Branchenvertreter reagierten enttäuscht auf die Entscheidung. „Aufgrund der Nähe zur Europäischen Zentralbank, der Versicherungsbehörde Eiopa und dem Europäischen Ausschuss für Systemrisiken wäre Frankfurt ein hervorragender Standort für die EBA gewesen“, sagte DSGV-Vorstandsmitglied Karl-Peter Schackmann-Fallis. Die EU habe eine Chance vergeben, die EBA räumlich näher an die Aufsichtsfunktion der Europäischen Zentralbank zu bringen, sagte Gerhard Hofmann, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken.
Bankenverbandspräsident Hans-Walter Peters will in der Entscheidung keinen Bedeutungsverlust erkennen – im Gegenteil: „Aus Sicht der deutschen Banken hätte auch Frankfurt das Rennen machen können. Schon heute zählt die Stadt als Standort zahlreicher internationaler Banken sowie der EZB zu den führenden internationalen Finanzzentren. Durch den Brexit wird die Stadt als Finanzplatz noch weiter an Bedeutung gewinnen, ganz unabhängig von der jetzigen Entscheidung“, so Peters.
Von der EBA selbst war zu vernehmen, der Beschluss zugunsten von Paris garantiere eine nahtlose Fortsetzung ihrer Aktivitäten. Die Entscheidung beruhige die Mitarbeiter und beende die Zeit der Unsicherheit.