Nach Vorstoß der Commerzbank 5 Fragen und Antworten zu Banken und ihrem Schritt ins Krypto-Verwahrgeschäft

Johannes Schmitt, Co-Vorstand von Nyala

Johannes Schmitt, Co-Vorstand von Nyala: Das Unternehmen entwickelt eine Plattform für digitale Assets. Foto: Nyala

private banking magazin: Herr Schmitt, die Verwahrung von Kryptowährungen haben vor allem Fintechs als Geschäftsmodel entdeckt. Ziehen nun die ersten Banken nach?

Johannes Schmitt: Das ist richtig beobachtet und auch wirklich erstaunlich. Waren die Banken schon in der ersten Welle der Digitalisierung der Finanzmärkte keine Vorreiter, scheinen sie auch bei den Themen Digital Assets und deren Verwahrung die Zeichen der Zeit nur sehr langsam zu erkennen. Oft hören wir, dass die unklare Regulatorik das Hauptproblem sei, dies stimmt bei näherer Betrachtung aber nur zum Teil. Auch wenn es keine einheitliche Regelung in ganz Europa gibt, so ist der Status von Kryptowerten als Finanzinstrumente in Deutschland bereits seit 2013 klar geregelt.

Unterschätzen die klassischen Banken die Bedeutung?

Schmitt: Zumindest haben sie das bisher getan. Mit der Ankündigung der Commerzbank, in die Verwahrung von Kryptowerten einzusteigen, ist jetzt nach Hauck Aufhäuser Lampe ein weiterer großer deutscher Player auf den Zug aufgesprungen. Die Verspätung liegt daran, dass die großen Geldhäuser die Relevanz des Themas bisher nicht in Gänze verstanden haben. Digitale Assets sind gekommen, um zu bleiben. Die Verwahrung von Blockchain-basierten digitalen Assets ist nicht einfach irgendein neuer Trend, sondern wird die bisherige Form der Wertpapieraufbewahrung komplett ablösen.

Reagieren die Banken damit auch auf die Nachfrage der Anleger?

Schmitt: Richtig. Die Zahl der Kryptoanleger wächst immer schneller. Und am Ende entscheiden die Kunden, welche Angebote es braucht. Jede Bank wird ihren Kunden zukünftig ein Angebot zu Verwahrung und Handel machen müssen. Da führt kein Weg dran vorbei – sofern sie wettbewerbsfähig bleiben wollen. Wir glauben, dass dieses Jahr noch ein bis zwei große Banken folgen werden. Banken, die Ende 2024 noch keine Kryptolizenz haben, werden vom Markt verschwinden.


Wie können die Banken in das Verwahrgeschäft einsteigen?

Schmitt: Ganz einfach: Entweder sie bauen die Lösungen selbst oder sie kaufen sich die Expertise und Software über externe Anbieter ein. Allerdings unterschätzen Banken momentan noch den zusätzlichen technologischen Aufwand, der für die Verwahrung von Kryptowerten notwendig ist, im Vergleich zu Verwahrung von klassischen Wertpapieren. Auch wenn ich daran glaube, dass Verwahrung langfristig ein Standardservice wird, so gibt es zumindest momentan noch eine Knappheit an Expertise im Markt, zumindest was Kapazitäten für langfristige IT-Projekte und Erfahrung mit der Aufsicht angeht. Für kryptoaffine Entwickler ist die Versuchung groß, gleich bei einem DeFi-Startup anzufangen, anstatt bei Banken Blockchaintechnologie zu integrieren.

Worauf müssen die Banken dabei achten?

Schmitt: Meine Empfehlung an alle Banken wäre, so schnell wie möglich eine Entscheidung zu treffen, die dazu führt, dass die Technologie in spätestens zwei Jahren unterstützt werden kann. Die Zeiten von Proof of Concepts, die dann wieder in der Schublade landen, sind vorbei. Wir brauchen richtungsweisende Entscheidungen und wir brauchen Mut. Deutschland ist kürzlich von Coincub zum kryptofreundlichsten Land gewählt worden – eine Entscheidung, die mich ehrlicherweise überrascht hat. Wie dem auch sei, wir sollten daran arbeiten, dass aus diesem schmeichelhaften Zwischenergebnis ein dauerhafter und verdienter Titel wird.

Über den Interviewten:
Johannes Schmitt ist Co-Geschäftsführer bei Nyala. Das Unternehmen firmierte bis März unter dem Namen Bloxxon und verkaufte unter anderem einen Krypto-Verwahrer an Hauck & Aufhäuser, dem jetzigen Bankhaus Hauck Aufhäuser Lampe. Schmitt ist bei Nyala für die Bereiche Produktstrategie, Vertrieb und IT zuständig und fokussiert sich auf den Ausbau der Servicedienstleistungen und die Expansion des Partnernetzwerkes.

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