Kritik am energieintensiven Mining Bitcoin – das perfekte Beispiel für ein ESG-Investment?

Dominik Poiger von Iconic Funds

Dominik Poiger von Iconic Funds: Der Leiter ETP-Produktmanagement sieht sieht durchaus Potenzial, dass Bitcoin ESG-konform werden könnte. Foto: Iconic Funds

2021 war das Jahr der Bitcoin-Adaption durch Unternehmen und Staaten. Zahlreiche börsennotierte Unternehmen, darunter Paypal, Square und Tesla, sind in Bitcoin eingestiegen und haben die Marktkapitalisierung der Kryptowährung bis Dezember 2021 auf fast eine Billion US-Dollar gesteigert. Auch das mittelamerikanische Land El Salvador hat vor kurzem den Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel anerkannt.

Der Erfolg von Bitcoin hat jedoch seinen Preis. Um Transaktionen zu verarbeiten und die Integrität des Bitcoin-Netzwerks zu überprüfen, setzen Bitcoin-Miner Rechenleistung ein, um schwierige kryptografische Rätsel zu lösen. Im Gegenzug dafür, dass sie das Netzwerk sicher am Laufen halten, erhalten die Miner Bitcoin-Transaktionsgebühren und neu geschürfte Bitcoins, den sogenannten Block Subsidy. Dieser Prozess wird als Proof of Work (PoW) bezeichnet und erfordert mittlerweile eine große Menge an Rechenleistung und Energie.

Bitcoin und die Umwelt-Bedenken

Einem Bericht der New York Times zufolge verbraucht das Bitcoin-Mining jährlich 91 Terawattstunden (TWh) an Strom. Dies entspräche 0,5 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs und ist mehr als der Stromverbrauch ganz Finnlands.

Vor dem Verbot des Mining von Kryptowährungen in China fanden etwa zwei Drittel der Bitcoin-Mining-Aktivitäten in der Volksrepublik statt. Dort stellten Kohle beziehungsweise andere nicht saubere Energiequellen einen Großteil des Energiemix. Dies hinterließ einen großen CO2-Fußabdruck durch das Bitcoin-Mining in der Region.

Da die chinesischen Miner ihren Standort ins Ausland verlagert haben, vornehmlich in die USA, nach Kasachstan und Kanada, besteht nun die Sorge, dass sich der CO2-Fußabdruck auch in diesen Regionen vergrößert. Außerdem haben namhafte Persönlichkeiten, wie etwa Bill Gates und die US-Finanzministerin Janet Yellen, Bedenken über die Auswirkungen von Bitcoin auf die Umwelt geäußert.

Diese Bedenken sind nicht ganz unbegründet: Es ist unumstritten, dass Bitcoin-Mining energieintensiv ist. Die Zahlen zum Energieverbrauch von Bitcoin, die in den Mainstream-Medien häufig genannt werden, geben jedoch nicht die Menge an Energie an, die aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Die Frage ist also eher, woher die Energie kommt. Wenn wir unsere Energieerzeugung und -ausbeute um das 100-fache steigern, und das alles aus erneuerbaren Quellen, ist die Welt in einer besseren Position.

Bitcoin-Mining schafft durch sein wettbewerbsorientiertes Entlohnungssystem den Anreiz für Miner, die günstigsten Energiequellen zu finden. Häufig sind es in der Tat erneuerbare Energien, die diese Voraussetzung erfüllen. Entweder, weil der Strom an abgelegenen Orten produziert wird und der Transport zu einem hohen Verlust führen würde – häufig Hydroenergie in Kanada fernab von Zivilisation, sogenannte Stranded Energy. Oder weil Strom aus erneuerbaren Quellen langfristig der günstigste ist, da die marginalen Produktionskosten gegen Null gehen.