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Kristina Hooper über den Handelskonflikt „China wird den USA voraussichtlich nicht entgegenkommen“

Seit mehr als einem Jahr dominieren zwei Risiken die globalen Aktienmärkte: Der Handelskonflikt zwischen den USA und China einerseits und die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve andererseits. Jetzt hat es zu beiden Themen wichtige Entwicklungen gegeben.

Viele Beobachter gehen davon aus, dass sich im Handelskonflikt ein Abkommen zwischen China und den USA abzeichnet. Das dürfte globalen Aktien einen Schub geben. Allerdings könnten die Kurse genauso schnell sinken, falls die Gespräche nicht in einem Abkommen münden. Erst kürzlich hatte der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer die Erwartungen von US-Präsident Donald Trump gedämpft, wonach ein Abkommen mit China kurz bevorstünde. So musste Lighthizer dem US-Kongress signalisieren, dass es noch erhebliche Hürden zu überwinden gibt.

Ich glaube, dass Zustandekommen einer Einigung zwischen den USA und China hängt letztlich davon ab, welche Zugeständnisse die USA von China akzeptieren werden. Falls sich die Vereinigten Staaten mit einer Verringerung des Handelsdefizits zufriedengeben, dürfte auch einer kurzfristigen Einigung nichts entgegenstehen.

Donald Trump will unbedingt Handelsabkommen mit China

Sollte Trump jedoch einen politischen Kurswechsel im Hinblick auf den Schutz geistigen Eigentums und flexibleren Regeln für den Marktzugang fordern, dürfte eine Einigung noch auf sich warten lassen. Fakt ist: Trump will unbedingt ein Abkommen. Er würde sich daher auch nur mit einer Verringerung des Handelsdefizits zufriedengeben.

Ich halte ein Entgegenkommen seitens China beim Handelsüberschuss der USA allerdings für unwahrscheinlich. Einen Grund dafür sehe ich Einkaufsmanagerindex Caixin/Markit, der sich im Februar weiter erholt hat. Für mich ist das ein klares Zeichen dafür, dass die fiskalpolitischen Maßnahmen der chinesischen Regierung erste Früchte tragen.

Sollten sich die USA und China trotz allem auf ein Handelsabkommen einigen, dürfte am Ende nicht viel mehr herauskommen als eine Verpflichtung Chinas zur Verringerung des Handelsdefizits und vage Bekenntnisse zu strukturellen Veränderungen. Doch selbst das dürfte zu deutlichen Kursgewinnen an den globalen Aktienmärkten führen.

Schutz geistigen Eigentums: Keine Option für China

Beim Schutz geistigen Eigentums lässt sich Chinas Regierung voraussichtlich nicht auf Zugeständnisse ein. Aus Sicht Pekings wäre ein Entgegenkommen gegenüber den USA ein gefährlicher Präzedenzfall, der andere große Volkswirtschaften dazu veranlassen könnte, ebenfalls gegen Plagiate vorzugehen.

Ende Februar haben wir auch neue Einblicke in die Einschätzungen der Fed und die Gründe für ihren jüngsten Kurswechsel in Bezug auf die Bilanznormalisierung erhalten. So bekräftigte Notenbank-Chef Jerome Powell vor dem US-Kongress, dass die Fed bei der Bewertung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und des Bedarfs für künftige Anpassungen der Geldpolitik Geduld walten lassen werde.

Allerdings äußerte sich auch Fed-Vize Richard Clarida zur geldpolitischen Strategie. Was er zu sagen hatte, klang schon weniger optimistisch. So wies Clarida darauf hin, dass eine Abflachung der sogenannten Phillips-Kurve schlimme Folgen haben könnte. Die Phillips-Kurve beschreibt die Wechselwirkung zwischen zyklischer Arbeitslosigkeit und Inflation. Das heißt: mit sinkender Arbeitslosigkeit sollte demnach die Inflation anziehen und umgekehrt. Wird dieser Zusammenhang schwächer, flacht auch die Phillips-Kurve ab.

Eine flachere Phillips-Kurve erfordere deshalb laut Fed-Vizechef Clarida, dass die langfristigen Inflationserwartungen gut verankert bleiben auf einer Höhe, die mit dem 2-Prozent-Inflationsziel der US-Notenbank vereinbar ist. Will heißen: Die Fed müsste ihre Geldpolitik wieder stärker straffen, um eine abermals anziehende Inflation zu zügeln.

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