Technische Faktoren bestärken diese Ansicht. Euro-IG-Kredite haben bedeutende Zuflüsse verzeichnet, da die Investoren beginnen, von US-Kreditsegmenten zu europäischen Segmenten umzuschichten. Gleichzeitig blieb die Emission im Euro HY-Segment relativ verhalten, was die Marktdynamik durch den geringeren Angebotsdruck unterstützte.
Derzeit gibt es jedoch wenig Grund, eine Übergewichtung von Euro-High Yield gegenüber US-High Yield beizubehalten, da die Bewertungen der entscheidende Faktor sind. Während Euro HY Anfang Juli noch vergleichsweise günstig waren, hatten sich die Spreads bis Ende August deutlich verengt, so dass ein Großteil der relativen Attraktivität verloren ging. Heute ist der Unterschied zwischen den beiden Märkten nur noch marginal, und da die Absicherungskosten gesunken sind, hat sich auch der Renditevorteil, der einst Euro-HY begünstigte, verringert. Infolgedessen ist keines der beiden Segmente derzeit ein zwingender Grund für eine übergewichtige Positionierung auf Bewertungsbasis.
Sektorenwahl entscheidet: Wo Investoren in volatilen Märkten Chancen finden
Die regionalen Unterschiede sind jedoch nur ein Teil des Puzzles. Die Auswahl des Sektors ist entscheidend. Die verschiedenen Sektoren reagieren unterschiedlich empfindlich auf makroökonomische Trends, geopolitische Verschiebungen und konjunkturellen Druck.
- Die Sektoren TMT (Technologie, Medien und Telekommunikation) und Gesundheitswesen sind in einem volatilen Umfeld tendenziell widerstandsfähiger, während zyklischere Branchen wie die Automobilindustrie und der Einzelhandel anfällig für Veränderungen in der Verbrauchernachfrage, der Handelspolitik und Unterbrechungen der Lieferketten bleiben.
- Der Energiesektor, der stark von den Rohstoffpreisen abhängt, wird derzeit durch ein schwächeres makroökonomisches Umfeld und niedrigere Ölpreise herausgefordert.
- Der Verpackungssektor hingegen bietet aufgrund seines oligopolistischen Charakters (hoher Konzentrationsgrad und Preismacht) sehr gute Opportunitäten.
Auch die Kapitalstruktur spielt eine Rolle: Der Fall von Financial Debt
Auch die Kapitalstruktur eröffnet Investoren eine weitere Ebene, um gezielt Chancen zu identifizieren. Innerhalb der Verschuldungsstruktur eines Unternehmens stechen derzeit vor allem nachrangige Anleihen und hybride Finanzinstrumente hervor. Diese Instrumente bieten oft höhere Renditen ohne ein entsprechend höheres Kreditrisiko, insbesondere wenn sie von Unternehmen hoher Qualität begeben werden. Für Investoren, die sich mit der strukturellen Komplexität auskennen, können solche Positionen ein überzeugendes Risiko-Rendite-Profil bieten.
Nachrangige Bankanleihen in Europa stellen derzeit eine attraktive Anlagemöglichkeit dar, da sie Renditen von über 5 Prozent in Aussicht stellen1 – ein Carry-Niveau, das mit dem von europäischen Hochzinsanleihen im BB-Segment vergleichbar ist. Die Anlageklasse wird durch solide Fundamentaldaten gestützt, wobei die Banken eine robuste Eigenkapitalrendite, starke Kapitalpuffer und gesunde Zinsdeckungsquoten aufweisen.
Darüber hinaus ist das Emissionsvolumen nach wie vor moderat und wird vom Markt gut absorbiert, was die anhaltende Nachfrage der Anleger widerspiegelt. Nachrangige Bankschuldverschreibungen schlagen damit eine Brücke zwischen Investment-Grade- und High-Yield-Anleihen: Sie kombinieren die Solidität von Qualitätsanleihen mit einem attraktiveren Renditepotenzial.
Da sich die Kreditmärkte weiterhin zwischen einzelnen Stärken und anhaltenden Unsicherheiten bewegen, sollten Anleger auf die Expertise erfahrener Kreditinvestoren setzen. So lassen sich gezielt Chancen identifizieren – etwa im europäischen Kreditmarkt. Gerade in den Sommermonaten, wenn die Liquidität geringer ist und die Volatilität zunehmen kann, ist professionelle Begleitung besonders wertvoll. Experten verschaffen Anlegern einen strategischen Vorteil und unterstützen sie dabei, ihre Anlageziele auch in einem schwierigen Marktumfeld zu erreichen.
Selektivität statt Pauschalansätze: So sichern Anleger stabile Kreditrenditen
In einer Welt, in der Zentralbanken nicht mehr permanent stützend eingreifen und Kreditmärkte stärker von unternehmensspezifischen statt von allgemeinen Faktoren geprägt sind, müssen Anleger ihre pauschalen Investmentansätze überdenken. Die Zeit, in der die „steigende Flut alle Boote hebt“, ist vorbei – die Unterschiede zwischen Emittenten nehmen wieder zu. Umso wichtiger ist es, sorgfältig auszuwählen. In der neuen Phase der Kreditinvestitionen steht nicht mehr das breite Beta-Exposure im Vordergrund. Stattdessen kommt es auf eine gezielte Auswahl von Regionen, Sektoren, Laufzeiten, Ratings und Instrumenten an.
Aktive Manager mit starken Research-Kompetenzen sind besonders gut positioniert. Sie können Fehlbewertungen identifizieren und gezielt nutzen. Durch geschickte Portfolioausrichtung profitieren sie vom relativen Wert einzelner Sub-Assetklassen.
Selektivität ist heute keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Wer sein Engagement über Regionen, Sektoren, Laufzeiten und Strukturen hinweg sorgfältig steuert, hat die besten Chancen auf stabile und verlässliche Kreditrenditen. In diesem Marktumfeld wird Diversifikation zur entscheidenden Anlagestrategie.
1Quelle: Candriam, Bloomberg, Daten vom 27.08.2025, Bloomberg Contingent Capital EUR Index
