Woher kommt also die schlechte Stimmung an den Märkten und was heißt das für 2019? Zum einen stellt die an Dynamik gewinnende Zersetzung der bisherigen Weltordnung die Nachhaltigkeit der Konjunktur in Frage. Der Ausruf des italienischen Wohlfahrtsstaates durch die neue Regierung beispielsweise ließ in Italien die Refinanzierungskosten von Staat, Banken und Unternehmen derart in die Höhe schnellen, dass hier der Schauplatz der nächsten europäischen Länderkrise vermutet wird. Tatsächlich musste Italien 2018 als einziges europäisches Land auch eine Rating-Herabstufung hinnehmen.
Während sich andere Südländer wie Spanien, Portugal und selbst Griechenland und Zypern sichtbar auf dem Weg der Besserung befinden und dies auch von Rating-Agenturen entsprechend honoriert wird, trennt Italien nunmehr nur noch ein Schritt vom Verlust des Investment Grade Ratings – eine prekäre Situation. Auch strukturelle Veränderungen an den Kapitalmärkten, Finanzinnovationen sowie die Regulierung gelten als weitere Faktoren, die, gleichwohl schwer zu quantifizieren, Trends der globalen Ökonomie und das Börsengeschehen prägen.
Die infolge der Weltfinanzkrise deutlich verschärften Anforderungen an die Finanzinstitute spiegeln sich vor allem in stark gestiegenen Kapitalquoten und risikoärmeren Aktiva der Banken wider. Zwar ermöglicht die so gestiegene Verlustabsorptionsfähigkeit der Kreditinstitute eine höhere Belastbarkeit auch unter adversen Bedingungen und wirkt einer denkbaren erneuten Krise entgegen.
Gleichzeitig sind der Rückgang der Handelstätigkeit bei den Investmentbanken – vor allem infolge strengerer Regulierung – und der damit verbundene Liqiuiditätsentzug an den Kapitalmärkten ernstzunehmende Risikofaktoren, die sich bereits im Jahr 2018 in wiederkehrenden Volatilitätseruptionen äußerten.
Auf Algorithmen basierende Handelsstrategien sowie die Konzentration umfangreicher Anlegergelder in wenigen Anlageprodukten mit vergleich-baren Investmentzielen wirken dazu noch tendenz- und damit risikoverschärfend. Gerade in einem so fragmentierten Segment des Kapitalmarktes wie dem der Schuldverschreibungen, bei dem multinationale Aussteller oftmals viele Anleihen mit unterschiedlicher Laufzeit, Rangstufe und Währung anbieten, kann das zu einem Problem werden.