KPMG-Umfrage zu Robo Advisory Die Evolution der digitalen Vermögensverwaltung

Thomas Seibel ist Partner bei KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft am Standort Frankfurt am Main.

Thomas Seibel ist Partner bei KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft am Standort Frankfurt am Main. Foto: KPMG

Was nach Zukunftsmusik klingt, ist spätestens seit Ende des vergangenen Jahres auch in Deutschland gegenwärtig und nennt sich Robo Advisory. So wurden hierzulande im Dezember 2017 erstmals mehr als eine Milliarde Euro von digitalen Beratern verwaltet. Diese sogenannten Robo Advisor bieten dabei auf Algorithmen basierte Finanzdienstleistungen an, indem sie als automatisierte Anlageberater und Portfolioverwalter agieren. 

Auf digitalen Plattformen erfolgt, ohne jegliche menschliche Interaktion, die gesamte Generierung und Abwicklung des Anlageauftrags. Statt einem Beratungsgespräch wird sich nun durch einen Fragenkatalog geklickt. Zeitaufwendige Filialtermine werden durch permanenten Zugriff ersetzt. Die Vollautomatisierung sowie die weitverbreitete passive Anlagestrategie fördern zudem ein Absinken der Gebührenstruktur und der Mindesteinlage.

Dass sich hieran tendenziell junge, technikaffine und weniger vermögende Anleger erfreuen, liegt nahe. Die Zielgruppe geht allerdings deutlich über die sogenannte Generation Y hinaus. Nach Angaben von Investmentmanagern kann sogar eine nahezu gleichmäßige Verteilung über die Altersgruppen hinweg festgestellt werden. Auch veränderte sich bei der Befragung von Bankkunden der Anteil an Robo-Advisory-Interessenten nicht maßgeblich unter dem Ausschluss gewisser Altersgruppen.  

Der verbesserte Zugang, in Form von geringeren Kosten und geminderten Eintrittsbarrieren, hat die potentielle Größe des Beratungsmarktes erheblich angehoben und bietet die Möglichkeit, große Mengen an bisher unerschlossenem Vermögen in die Investment-Industrie zu leiten. Bereits im vierten Quartal 2017 sind die Assets under Management der Robo-Berater in Deutschland um mehr als 40 Prozent gestiegen und werden aktuell auf 1,4 Milliarden Euro geschätzt.

Daher ist es wenig überraschend, dass diese Technologie großes Interesse auch unter den Investmentgesellschaften genießt. Insbesondere Wealth Manager planen den Einsatz von Robo-Advisorn und befürchten nachteilige Effekte auf die Wettbewerbsposition, sollten sie dies versäumen. Auch die etablierten Vermögensverwalter positionieren sich mit eigenen Robo-Advisory-Lösungen am Markt.

Allein bis zum Ende des laufenden Jahres wird vermutet, dass sich das verwaltete Vermögen noch verdoppeln wird. Diese Entwicklung soll sich auch mittelfristig fortsetzen. Nach unseren Schätzungen wird das automatisch verwaltete Vermögen bis zum Jahr 2021 auf 22 Milliarden Euro ansteigen. Aggressive Marktschätzungen übertreffen diese Werte sogar deutlich.