Zwischen CSRD und CRR II Banken verfehlen eigene Ziele – ESG-Regeln oft nicht umgesetzt

Eine Demonstration von Fridays for Future vor den Türmen der Deutschen Bank in Frankfurt: Viele Banken tun sich laut einer Umfrage schwer damit, die ESG-Regulierung umzusetzen.

Eine Demonstration von Fridays for Future vor den Türmen der Deutschen Bank in Frankfurt: Viele Banken tun sich laut einer Umfrage schwer damit, die ESG-Regulierung umzusetzen. Foto: Imago Images / Ralph Peters

Weniger als die Hälfte internationaler Banken glaubt, dass sie bis Ende 2025 alle regulatorischen Vorgaben zur Nachhaltigkeit erfüllen kann. Das zeigt eine Umfrage von KPMG, für die die Autoren Vertreter von über 150 Banken aus 28 Ländern befragt haben. Damit äußern sich die Bankenvertreter deutlich pessimistischer als noch in den Vorjahren.

 

„Als KPMG vor drei Jahren mehr als 110 ihrer Kunden aus dem Bankensektor in mehr als 20 Ländern das erste Mal nach deren Umgang mit ESG-Kriterien im Risikomanagement befragt hat, waren sie durchweg der Meinung, dass sie die damaligen regulatorischen Vorgaben bis Ende 2025 vollumfänglich einhalten würden“, erklären Arvind Sarin und Markus Quick von KPMG. Beide sind Partner im Bereich Financial Services und beschäftigten sich mit ESG-Risiken und dem Risikomanagement von Finanzinstituten. Dass die Banken ihre Ziele großflächig verfehlen könnten, sei auch vor zwei Jahren noch nicht klar gewesen: Damals äußerten sich noch 70 Prozent der befragten Institute zuversichtlich.

Weil es an vielen Stellen noch hapert, werden die Aufsichtsbehörden zunehmend strenger. „Gerade europäische Institute sind durch die Europäische Zentralbank (EZB) in Sachen ESG einer besonders strengen Regulierung ausgesetzt“, erklären Sarin und Quick. Europäische Institute seien dadurch vielfach Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. „Mit der EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) gelten seit 2024 neue Regeln für den Finanzsektor. Die überarbeitete Capital Requirements Regulation (CRR II) enthält eine weitere Konkretisierung in Bezug auf ESG-Risiken.“

ESG-Vorgaben im Risikomanagement und auch der Vermögensverwaltung

Teile dieser Regelungen betreffen auch die Vermögensverwaltung. So müssen die Institute etwa transparent aufzeigen, ob sich ESG-Treiber aktuell oder künftig so auswirken, dass sich Risiken auf Kunden oder investierte Vermögenswerte ergeben – und die Risiken sich negativ auf die Bank auswirken.

Dass in vielen Fällen die ESG-Regeln noch nicht richtig greifen, machen die Banken-Vertreter laut der Studie an mehreren Gründen fest. Im Risikomanagement etwa geben mehr als 120 Institute und damit die große Mehrheit an, dass ausreichend präzise Daten fehlen. „Finanzinstitute haben zudem weiterhin Schwierigkeiten, die Auswirkungen von ESG-Treibern auf die klassischen Risiken wie Kredit-, Markt- und operationelle Risiken zu messen und zu bewerten“, erklären Sarin und Quick und führen aus: „Zwar analysieren viele Institute die Auswirkungen von ESG auf das Kreditrisiko, aber andere Risikoarten wie operationelle, Markt-, Liquiditäts- und Konzentrationsrisiken werden von nicht einmal der Hälfte aller befragten Banken bewertet.“ Bei den Geschäfts- und strategischen Risiken sei die Umsetzung sogar noch geringer.

 

Um auf ESG-Risiken zu reagieren, haben die Banken teilweise Kapitalpuffer gebildet, zwei Drittel haben auch eine Art Stresstest durchgeführt. Auf der Agenda steht auch das Thema Greenwashing. „Dafür gibt auf der anderen Seite fast jede dritte Bank an, Greenwashing-Risiken überhaupt nicht zu berücksichtigen. Das zeigt, dass viele Institute die Gefahr, Greenwashing-Vorwürfen ausgesetzt zu sein, noch immer unterschätzen“, erklären Sarin und Quick. In Deutschland gibt es mit der Deutsche-Bank-Tochter DWS ein prominentes Beispiel dafür, wie sich Greenwashing-Vorwürfe auf ein Unternehmen auswirken können.

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