Kotau vor dem Niedrigzins Was Banken von der japanischen Konkurrenz lernen können

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Die Konsolidierung bei den Regionalbanken ging vor allem auf Kosten der kleineren Regionalbanken zweiten Ranges, die 35 Prozent der Filialen verloren. Man senkte die Personalkosten, indem die Institute ihre Anzahl an Angestellten deutlich reduzierten: bei den City-Banken um 34 Prozent, den Regionalbanken ersten Ranges um 21 Prozent, den Regionalbanken zweiten Ranges um 48 Prozent und bei den Genossenschaftsbanken um 25 Prozent.

Konzentrationsprozess weiter beschleunigt

Die Kostensenkungen halfen zwar, über den Zeitverlauf die Erträge zu stabilisieren. Doch seit dem Jahr 2013 bereiten die Abenomics – ein wirtschaftspolitisches Maßnahmenprogramm des Premierministers Shinzo Abe, das vor allem auf expansiver Finanz- sowie Geldpolitik basiert – neue Sorgen. Die immensen Staatsanleihekäufe der Bank von Japan entreißen den Banken eine wichtige Einkommensquelle. Das treibt die Banken ins Auslandsgeschäft, das seit 2013 schnell gewachsen ist.

Größe ist damit noch wichtiger geworden, sodass sich der Konzentrationsprozess weiter beschleunigt. Die ehemals 13 City-Banken haben sich zu fünf Instituten zusammengeschlossen. Drei von diesen schufen zusammen mit Wertpapierhäusern und Investmentbanken wiederum große Finanzkonglomerate. Diese sogenannten Mega-Banken haben im Auslands- und Fondsgeschäft Vorteile, weil sie erfahrener und größer sind. Hingegen fehlt den Regional- und Genossenschaftsbanken der direkte Zugang zu den Devisenmärkten und die notwendige Größe im Fondsgeschäft.

Als weiteres Hindernis für die Regional- und Genossenschaftsbanken erweist sich die ultralockere Geldpolitik aufgrund der alternden japanischen Gesellschaft. Da die Maßnahmen vor allem den großen Unternehmen nützen, wachsen nur noch Regionen wie der Großraum Tokio, wohin die jungen Menschen aus der japanischen Provinz auf Suche nach Arbeit wandern.

Den Regionalbanken gehen immer mehr Kunden verloren. Die Konzentration im japanischen Bankensektor dürfte sich unter anderem fortsetzen, weil mit dem Auslandsgeschäft das Risiko steigt. Die Vorstellung, dass Japans Bankenlandschaft in Zukunft von ein oder zwei Mega-Banken dominiert wird, ist nicht unrealistisch.

 

Über den Autor:
Gunther Schnabl ist Professor für Wirtschaftspolitik und Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Leipzig und leitet dort das Institut für Wirtschaftspolitik. Vor seiner Berufung war er als Berater bei der Europäischen Zentralbank tätig.

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