Die Esma hat ihren Marktbericht für das Jahr 2024 präsentiert. Darin geht die europäische Aufsichtsbehörde unter anderem auf die Kosten für Ucits ein und vergleicht diese mit dem US-Äquivalent, den Mutual Funds. Darin beschreibt die Esma, dass europäische Fonds teurer seien, als US-amerikanische. Da Fonds in den USA größer sind, seien die Kosten auch geringer.
Die Esma fordert daher, „den Fokus auf die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Märkte im Rahmen einer zukünftigen Spar- und Investitionsunion zu legen.“ Das höhere Kostenniveau mache dies notwendig.
Branchenverband kommt zu anderer Einschätzung
Dieser Darstellung widerspricht der europäischer Fonds- und Vermögensverwaltungsverband (Efama). „Es wird oft behauptet, dass US-Mutual-Funds durchweg günstiger sind als Ucits, wobei ihre generell größere Größe als Hauptgrund für die Kostenunterschiede genannt wird. Eine detailliertere Analyse zeigt jedoch, wie wichtig es ist, ähnliche Anteilsklassen zu vergleichen und zwischen Produktkosten und der Gesamtkostenquote zu unterscheiden“, erklärt Tanguy van de Werve. Der Efama-Generaldirektor zieht dafür mehrere Beispiele heran.
Die durchschnittliche Kostenquote für aktive und passive (Index- und ETF-) Aktien-UCITS – also der von Privatanlegern gezahlte Preis ohne Vertriebs- und Beratungskosten – lag laut Efama Ende 2022 bei 1,04 Prozent beziehungsweise 0,27 Prozent. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Kostenquote von US-Aktienfonds betrug Ende 2023 1,14 Prozent für aktiv verwaltete Mutual Funds, 0,55 Prozent für Index-Mutual-Funds und 0,47 Prozent für Index-ETFs.
Die Analyse der Efama zeige, dass die Gesamtkostenquote für langfristig aktiv verwaltete US-Fonds nur dann unter der von Retail-Ucits liegt, wenn die von Anlageberatern und Finanzdienstleistern erhobene Gebühr weniger als 0,59 Prozent pro Jahr beträgt.
Viele Mutual Funds werden für Altersvorsorge genutzt
Zudem betont die Efama einen weiteren Punkt bei US-Mutual-Funds. Die Kostenquote ist zwar niedriger als die von UCITS – 0,65 Prozent für aktive Fonds und 0,05 Prozent für Index-Aktien-Mutual-Funds. Der Unterschied sei aber darauf zurückzuführen, dass fast 50 Prozent der US-Mutual-Funds in die Altersvorsorge fließen. Ende 2023 waren insgesamt 11,9 Billionen US-Dollar in arbeitgeberfinanzierten Beitragsplänen (wie 401(k)-Pläne) und individuellen Altersvorsorgekonten (IRAs) gehalten.
Mutual Funds in Altersvorsorgeplänen haben in der Regel niedrigere Kosten als solche, die Privatanlegern über Banken zur Verfügung stehen. Diese Pläne bündeln eine große Anzahl von Teilnehmern, wodurch sie sich für institutionelle Anteilsklassen mit niedrigeren Verwaltungskosten als Retail-Fonds qualifizieren. „Dieser Ansatz ermöglicht eine differenziertere und genauere Bewertung der Situation und vermittelt ein völlig anderes Bild“, sagt van de Werve zur Auswertung.