Konjunkturzyklus in der Spätphase Keine Furcht vor inversen Renditekurven

Jeroen Blokland: „Anleger sollten bei Unternehmensanleihen und globalen Aktien vorsichtig und bei Rohstoffen optimistischer sein.“

Jeroen Blokland: „Anleger sollten bei Unternehmensanleihen und globalen Aktien vorsichtig und bei Rohstoffen optimistischer sein.“ Foto: Robeco

Die Zinskurve zwischen zehnjährigen und dreimonatigen US-Staatsanleihen – eine von zweien, die von Anlegern sorgfältig beobachtet werden – verlief im März 2019 kurzzeitig negativ. Bei der Zinsdifferenz zwischen zwei- und zehnjährigen Anleihen dagegen war dies nicht der Fall. Das bedeutet, dass die Rendite der zehnjährigen Benchmark-Anleihe vorübergehend niedriger war als die der weitaus kürzerfristigen dreimonatigen Anleihe – normalerweise verhält es sich genau andersherum.

Dieses Phänomen signalisiert, dass die US-Notenbank die Konjunktur durch Anhebung der Leitzinsen dämpft, wodurch die kurzfristigen Renditen über die langfristigen steigen. Allerdings haben Untersuchungen gezeigt, dass sich daraus anschließend nicht zwangsläufig negative Renditen von Vermögenswerten ergeben. Zudem kann der zeitliche Versatz zwischen der Inversion der Zinskurve und der Rezession recht lang sein.

Aus unseren Analysen ergibt sich, dass die Renditen der Anlageklassen zwischen der erstmaligen Inversion der Renditekurve und dem Beginn der Rezession insgesamt zwar etwas geringer ausfallen. Jedoch folgen auf die Inversion der Zinskurve keine außergewöhnlichen Renditeabweichungen.

Bei empirischen Untersuchungen wird die Renditekurve meist als die Zinsdifferenz zwischen zehnjährigen und dreimonatigen US-Staatsanleihen beziehungsweise zehnjährigen und zweijährigen US-Staatsanleihen definiert. Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, die eine Definition der anderen vorzuziehen. Was die Datenverfügbarkeit angeht, liegt für die Rendite der dreimonatigen US-Staatsanleihe eine wesentlich längere Historie vor. Doch wenn es darum geht, kurz- und langfristige Einschätzungen des BIP-Wachstums und der Inflation zu vergleichen, lässt sich dies besser anhand der Zwei-Jahres-Rendite tun.

Inversionen und Rezessionen

Die Zinskurve hat sich als einer der besten, wenn nicht als der beste Rezessionsindikator erwiesen. Für die Renditekurve zwischen zehn und zweijährigen Staatsanleihen verfügen wir über verlässliche Daten, die die letzten fünf Rezessionen in den USA abdecken. Sie alle wurden frühzeitig zutreffend prognostiziert. Der Zeitraum zwischen der erstmaligen Inversion der Renditekurve und dem Beginn der Rezession beträgt nach Angaben des National Bureau of Economic Research durchschnittlich 21 Monate. Dabei reicht die Bandbreite von elf Monaten im Fall der Rezession von 1981 bis zu 34 Monaten, die der Rezession von 2001 vorangingen.